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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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nichts für sie; aber andererseits hatte er auch nie et
was für sie empfunden. Nie zuvor hatte er sich das
wirklich eingestanden, aber jetzt, wo er es tat, war er
nicht erstaunt. Er kämpfte nicht der Leute wegen ge
gen die Schurken; er tat es für sich selbst. Des Kit
zels halber, seine Kräfte mit den besten Gegnern zu
messen. Er war stolz gewesen auf seine Leistungen
als Paragon, auf die Legende, zu der er sich gemacht
hatte. Und dann nahm ihm Douglas alles weg, ver
sagte ihm seinen rechtmäßigen Platz als Champion.
Und dafür würde Douglas bezahlen müssen!
    Alle mussten dafür bezahlen, dass sie dieser un
verzeihlichen Beleidigung tatenlos zugesehen hatten.
Angeblich war Finn auf Streife. Er hatte der
Einsatzzentrale mitgeteilt, dass er eine Zeit lang off
line sein würde. Dass er nicht erreichbar sein würde,
während er sich mit einigen seiner Informanten un
terhielt, um einer Spur zu den nächsten Planungen
der Elfen nachzugehen. Alles Unfug natürlich. Seine
Tage auf Streife waren vorüber. Es hatte keinen Sinn
mehr, Paragon zu sein. Er war jetzt etwas anderes,
auch wenn er noch nicht entschieden hatte, was ge
nau. Vielleicht ein Verräter. Der Klang des Wortes
gefiel ihm: sich gegen alles stellen, was man ihn ge
lehrt hatte, alles, woran zu glauben man von ihm er
wartete, all das niederzureißen und den Leuten in die
erschrockenen Gesichter zu lachen – all das im Na
men des Stolzes und der Rache! Ja … das fühlte sich
richtig an. Vom größten Helden des Imperiums zum
größten Schurken, nur weil er es so wollte … Finn
lachte laut. Er war nie glücklicher gewesen.
Immerhin – falls er das ganze Imperium stürzen
wollte, brauchte er eine bestimmte Art von Hilfe. Er
konnte nicht überall zugleich auftauchen, und er
wusste von jeher, dass man Experten und Spezialis
ten benötigte, um die wirklich großen Probleme zu
lösen. Und so hatte er sich nach reichlich Überlegung
und nicht wenig Recherche eine Einkaufsliste der
richtigen, oder genauer gesagt, genau der falschen
Leute zusammengestellt. Das war nicht allzu schwie
rig gewesen, nicht in Anbetracht der Ressourcen und
Kontakte eines Paragons. Den Anfang machte ein
gewisser verschlagener Betrüger. Finn hatte Brett
Ohnesorg präzise Anweisungen erteilt, wann genau
er an einem bestimmten Ort aufzutauchen hatte, und
ihn erst dann laufen lassen – aber er hatte zu keinem
Zeitpunkt erwartet, dass Brett dort erschien. Tatsäch
lich wäre Finn sogar enttäuscht gewesen, falls er ge
kommen wäre. Es hätte bedeutet, dass Brett nicht die
Art Mann war, die Finn brauchte.
Er wusste, wo sich Brett versteckte. Er brauchte
ihn sich nur dort zu schnappen, und das schlimme
Vorhaben, das Finn verfolgte, konnte beginnen. Er
würde das Imperium in Blut und Terror stürzen, sei
ne Städte in Brand stecken und all das völlig zerstö
ren, was Menschen guten Willens in zwei Jahrhun
derten aufgebaut hatten. Nur um seinen verletzten
Stolz zu heilen. Finn Durandal lenkte den Gra
voschlitten hinab in das verborgene dunkle Herz von
Parade der Endlosen; er zeigte das Lächeln eines
Raubtiers, und sein Herz schlug vor Vorfreude doch
ein klein wenig schneller.
    Man nannte es Slum. Etwa anderthalb Quadratkilo
meter mitten im Zentrum der Stadt, die offiziell gar
nicht existierten. Ein dunkles und gefährliches Laby
rinth aus dicht gedrängten Häusern und Gassen, des
sen unerfreuliche Natur sich in Jahrhunderten nicht
verändert hatte. Alle Aufzeichnungen über dieses
Viertel waren schon lange gelöscht, schon seit der
Phase des Wiederaufbaus nach der Großen Rebelli
on. Nur ein bisschen Geld musste in die richtigen
Hände gedrückt werden, und alle offiziellen Karten
und Lektronen vergaßen einfach, dass es jemals ein
altes Diebesviertel gegeben hatte. Der öffentliche
Nahverkehr wurde um das Viertel herumgeführt, und
die Kenntnisse von den wenigen verbliebenen We
gen hinein und heraus wurden nur noch mündlich
weitergegeben und nur an diejenigen, die sie wirklich
erfahren mussten. Der Slum verfügte über seine ei
gene Energieversorgung, seine eigene Schattenwirt
schaft, und man betrat ihn nur auf eigenes Risiko.
Der Slum existierte, weil der Bedarf an Kauf und
Verkauf von Freuden der Art, wie man sie sich in
einem goldenen Zeitalter nicht wünschen durfte,
ewig war.
    Das Drei Krüppel war eine Kneipe allerschlimms
ter Art. Zwielichtig wäre eine Beschönigung gewe
sen. Es war eine dunkle, sich verzweigende Ka
schemme mit

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