Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
Vom Netzwerk:
ging.«
    »Ach, halt die Klappe«, versetzte Brett. »Du bist
ja nur eifersüchtig.«
Und in diesem Augenblick geschah es, dass der
Paragon Finn Durandal gelassen in die Kneipe spa
ziert kam. Bretts erster Gedanke war, einen solch
unmöglichen Anblick dem Absinth in die Schuhe zu
schieben. Man genehmige sich ausreichende Mengen
des grünen Trunkes, und man sah alle möglichen Sa
chen. Ihm wurde erst klar, dass Finn tatsächlich zu
gegen war, als alle anderen im Drei Krüppel einen
Blick auf den Neuankömmling warfen, im Chor auf
schrien und augenblicklich in alle Richtungen davon
rannten, zu schier jedem Ausgang, den die Kneipe
aufwies, wobei sie nicht davor zurückschreckten, wo
nötig neue Ausgänge zu erzeugen. Einen Augenblick
lang tobte das reine Chaos, und Brett war so betrun
ken, dass er doch tatsächlich zögerte, ehe er vom
Tresen sprang, wobei er die ausdrückliche Absicht
verfolgte, Kurs auf den nächstliegenden Horizont zu
nehmen oder möglicherweise lieber den übernächs
ten. Aber dieses Zögern verschaffte Flinn die nötige
Zeit, um Brett Ohnesorg anzuvisieren und ihm in den
Bauch zu schießen.
Brett blickte auf den Pfeil in seinem Bauch hinab,
erkannte die deutlichen grünen und weißen Markie
rungen auf den Federn und fand gerade noch Zeit,
mit den Lippen die Worte oh Scheiße zu formen, ehe
die Druckluft im Pfeil die Dosis Säuberung in seinen
Kreislauf injizierte. Der ganze Körper zuckte so hef
tig, dass er an die Holztheke knallte; dann lag Brett
am Boden, strampelte und schrie und bettelte um den
Tod. Säuberung war ein Ausnüchterungsmittel in
Industriestärke, das absolut garantierte, alle Gifte und
Rauschmittel in Sekunden und auf dem kürzest mög
lichen Weg aus einem Menschen zu spülen. Oder um
es anders zu formulieren: durch jede erreichbare
Körperöffnung, einschließlich Tränen- und Schweiß
drüsen. Egal, ob man betrunken, high oder in einer
Parallelwirklichkeit unterwegs war. Säuberung
machte den Patienten in weniger als einer Minute
stocknüchtern, und er beklagte jede einzelne der über
fünfzig Sekunden. Zu sagen, Säuberung zeitigte
dramatische Wirkung, das wäre gleichbedeutend mit
der These gewesen, die Imperatorin Löwenstein hätte
zuzeiten etwas gereizt reagiert.
Finn betrachtete aus sicherer Distanz und völlig
ungerührt, wie sich das Geschoss entleerte, und als
die scheußliche Phase vorüber war und Brett nur
noch eine schwitzende, bibbernde, zitternde Masse
war, die mit dem Rücken an der Theke lehnte, spa
zierte Finn zu ihm hinüber, ignorierte höflich den
Geruch und trank den Rest vom Absinth aus.
»Charmante Absteige habt Ihr hier«, sagte er.
»Wirklich recht charmant. So viel … Ambiente. Und
so viel schlechtes Gewissen auf einem Haufen …
jeder kommt hier glatt auf die Idee, die Leute könn
ten etwas zu verbergen haben. Wie fühlt Ihr Euch,
Brett?«
»Nüchtern«, antwortete Brett. »Ich denke nicht,
dass ich seit meiner Geburt schon jemals so nüchtern
gewesen bin. Gott, das fühlt sich schrecklich an! Ihr
seid ein Mistkerl, Finn; jetzt kann ich mich hier nie
wieder blicken lassen! Und ich stand im Begriff, eine
richtige Glückssträhne zu haben. Wie zum Teufel
konntet Ihr mich bis hierher verfolgen?«
»Ich weiß viele Dinge, die man von mir nicht er
wartet. Ich speichere alles ab, bis die Zeit gekommen
ist, es zu nutzen. Steht auf!«
»Oh, klar doch, einfach so! Reicht Ihr mir die
Hand?«
»Nicht mal, falls Ihr ersaufen würdet. Auf!« Brett
stemmte sich langsam auf die Beine und hoffte wirk
lich, dass es nur Schweiß war, was ihm an den Bei
nen hinabrieselte. Er wollte Finn mit finsterer Miene
ansehen, fand aber nicht die nötige Kraft dazu. »Was
wollt Ihr von mir, Paragon? Ich bin nur ein Betrüger.
Niemand Besonderes. Ihr findet Hunderte wie mich
im Slum. Na ja, ein Dutzend …«
»Ich möchte Euch«, erklärte Finn. »Euch und kei
nen anderen. Wenn auch vielleicht nicht in solcher
Nähe, jedenfalls im Augenblick nicht. Wir müssen
Euch wirklich eine Dusche und Kleiderwechsel er
möglichen, ehe wir aufbrechen. Das ist das Schwie
rige an dramatischen Gesten. Man muss hinterher so
viel Schweinerei wegwischen.« Sein Lächeln wurde
kurz breiter. »Fragt die Elfen in der Arena. Falls Ihr
einen guten Spiritisten kennt. So, Brett: Ihr werdet
für mich arbeiten, solange ich es von Euch verlange.
Oder ich bringe Euch gleich hier und jetzt um. Soll
nie jemand behaupten, ich hätte Euch in dieser Frage

Weitere Kostenlose Bücher