Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
habe
dich ausgesucht, weil du Lewis bist. Weil ich nie
manden lieber an meiner Seite haben möchte.«
Sie lächelten einander lange an, zwei alte Freunde,
die immer noch Partner waren und sich zu einem
großartigen neuen Abenteuer aufmachten; dann
wandte sich Douglas wieder seinen letzten Papieren
zu. Lewis blickte sich im Zimmer um, zupfte erneut
gereizt am Kragen und seufzte eine Spur zu schlecht
gelaunt.
»Trotzdem«, fand er, »fühlt es sich komisch an,
einfach nur so herumzustehen. Normalerweise wären
wir um diese Tageszeit mit unserem dritten Fall be
schäftigt und blieben bereits hinter dem Plan zurück.
Hätte nie gedacht, dass es mir mal fehlen würde, viel
zu früh aus den Federn zu müssen und auf Streife zu
gehen … Und wo ich gerade davon spreche: Es gibt
da etwas, was mir Kummer bereitet …«
»Nur eins?«, fragte Douglas. »Ich denke nicht,
dass du richtig aufgepasst hast, Lewis. Mir bereiten
Dutzende Dinge Kummer.«
»Mein Punkt sticht besonders hervor«, wandte
Lewis entschieden ein. »Früher gingen drei Paragone
auf Streife, um Logres zu schützen. Du, ich und Finn
Durandal. Jetzt ist es nur noch Finn. Ein einziger
Mann für all die Übel, die dieser Planet nach ihm
wirft. Und Gott allein weiß, in welcher Gemütsver
fassung Finn gerade ist, nachdem er doch nicht
Champion geworden ist.«
»Gott helfe dem, an dem er sein Mütchen kühlt«,
sagte Douglas gelassen. »Ganz schlechte Zeit, um
sich als Krimineller auf Logres zu betätigen, könnte
ich mir denken.«
»Hat schon jemand mit Finn gesprochen? Ich habe
es versucht, aber er reagiert nicht auf meine Anrufe.«
Douglas zuckte die Achseln. »Ich habe ihn nach
der Zeremonie gesucht, aber er war verschwunden.
Später habe ich sowohl auf meinem privaten Kanal
als auch meinem neuen offiziellen Kanal versucht,
ihn zu erreichen, aber er blockt alle Anrufe ab. Ich
erhielt nur eine knappe Bandnachricht und einen
Plug für eine neue Website. Der Mann schmollt aber
nur. Möchte mit niemandem reden, weil er dem ei
genen Geduldsfaden noch nicht wieder traut. Er hat
schon immer zu viel an sich gedacht. Er kommt letzt
lich schon darüber hinweg. Nach wie vor gilt er offi
ziell als größter Paragon aller Zeiten, und jetzt, wo
du ihm nicht mehr in die Quere kommst, hat er noch
weniger Konkurrenz um diesen Titel zu fürchten.
Mach dir keine Sorgen um ihn, Lewis! Finn hat es an
sich, immer wieder aufzustehen. Und mach dir auch
keine Sorgen um Logres. Angesichts der ganzen Pa
ragone, die zu meiner Krönung angereist sind, war
der Planet noch nie besser geschützt. Und ich habe
schon für einen dauerhaften Ersatz gesorgt, sobald
sie wieder abgereist sind: ein zweiter Paragon für
Logres, der für dich einspringt.«
»Jemand, den ich kenne?«, wollte Lewis wissen.
»Oh, ich denke schon. Emma Stahl von Nebelwelt.«
»Verdammt! Oh ja, sie wird sich hier sehr gut
schlagen!« Lewis konnte sich ein Grinsen nicht ver
kneifen. »Die Medien werden begeistert von ihr sein!
Hart, aber fair, aber vor allem hart.«
»Wenn man auf Nebelwelt aufwächst, kann das
nicht verwundern«, sagte Douglas. »Sie ist eine echte
Kämpfernatur; genau das, was man hier braucht. Auf
Rhiannon waren ihre Talente vergeudet; Logres ver
körpert eine größere Herausforderung für sie. Und es
wird Finn gut tun, sich mit jemandem auseinander zu
setzen, dessen Ego so groß ist wie seins.«
Lewis lächelte. »Ist Logres groß genug für zwei
Egos dieses Formats?«
»Stahl und der Durandal werden exzellente Partner
sein«, fand Douglas. »Falls sie einander nicht vorher
umbringen.«
»Das sind aber nach wie vor nur zwei Paragone,
nicht drei«, bemerkte Lewis. »Und du kannst darauf
wetten, dass die Elfen zur Vergeltung etwas wirklich
Schauerliches planen …«
»Macht euch darüber keine Sorgen«, sagte Jesa
mine, die sich gerade zu ihnen gesellte. Sie setzte
sich geziert auf die Armlehne von Douglas’ Stuhl
und schenkte Lewis ein süßes Lächeln. »Logres ist
auch perfekt über die Runden gekommen, ehe Ihr als
Paragon eintraft, und das wird es weiter tun, nach
dem Ihr andere Aufgaben übernommen habt. Ihr
Männer haltet euch immer für unersetzlich.«
»Wir sind jetzt König und Champion des Imperi
ums«, erklärte Douglas und legte ihr den Arm um die
Taille. »Das macht uns per Definition unersetzlich.«
»Nicht unbedingt«, warf Anne ein. Sie wandte den
Bildschirmen den Rücken zu, verschränkte die Arme
und betrachtete Douglas
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