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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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geschwärzten Fenstern, gutem Alko
hol, mittelmäßigen Speisen und übler Reputation.
Man erlangte Zutritt, indem man den Türsteher ein
schüchterte oder bestach, und anschließend war man
als Beute freigegeben für jeden Dieb, Betrüger,
Schläger und jede Nutte, der oder die diese Kneipe
Zuhause nannte. Vor allem war das Drei Krüppel die
Stammkneipe jenes stark fluktuierenden Haufens un
erwünschter Personen, die sich Ohnesorgs Bastarde
nannten.
    Im Hauptraum, in einer mit dichtem Rauch von
fast gänzlich illegaler Natur erfüllten Atmosphäre,
schmiss Brett Ohnesorg gerade Lokalrunden, wobei
er auf die überaus ernst zu nehmenden Beträge zu
rückgriff, die er mit seinen unautorisierten Aufnah
men von König Douglas’ Krönung verdient hatte.
Die Sensationskanäle hatten im Wettstreit der Bieter
beinahe einen Krieg vom Zaun gebrochen, und Brett
hatte sie dermaßen gewieft gegeneinander ausge
spielt, dass es sogar ihn erstaunte. Brett Ohnesorg
war reich, aber auf Geld war es ihm noch nie wirk
lich angekommen. Für ihn galt das Spiel alles; Geld
diente nur dazu, die Ergebnisse zu notieren. Also
gingen die Getränke auf ihn, und das Beste von allem
war für ihn und seine Freunde reserviert, solange es
vorhielt. Und dann gedachte er wieder loszuziehen
und in die Taschen irgendeines anderen armen
Schweins zu tauchen, metaphorisch gesprochen. Das
war es, was er am besten konnte.
    Solange das Geld floss, bestand kein Mangel an
Leuten, die gern auf seine Kosten tranken und zech
ten und ihm erklärten, was für ein prima Bursche er
war, und so hatte Brett ein großes, lautes und gut ge
launtes Publikum ganz für sich, während er brüllte
und prahlte und nicht zum ersten Mal seinen An
spruch unterstrich, der Größte unter Ohnesorgs Bas
tarden zu sein.
    Dieses Publikum war eine kunterbunte Versamm
lung. Männer und Frauen von hundert Planeten und
aus hundert Gesellschaftsformen, und die meisten
konnten es sich nicht erlauben, sich je wieder zu
Hause blicken zu lassen. Manche erhielten von der
eigenen Familie regelmäßige Zahlungen, damit sie
fernblieben. Sie lebten als Gesetzlose und taten dies
erfolgreich, plünderten arme Teufel und einander mit
gleicher Schadenfreude aus. Die Todesrate war hoch,
aber sie fanden trotzdem Mittel, um den Frohsinn zu
pflegen, und die meisten dieser Mittel waren außer
halb des Slums illegal. Sogar einige Fremdwesen
zählten zu ihren Reihen, Individuen, die Geschmä
cker oder Bedürfnisse entwickelt hatten, die sie auf
ihren Heimatwelten nicht befriedigen konnten; oder
sie waren einfach schon zu lange unter Menschen,
hatten sich diesen angepasst und wurden aus Angst
vor Ansteckung nicht mehr zu Hause geduldet. Der
Slum nahm sie alle mit offenen Armen auf. Es war
eine üble und erbärmliche Gegend, wo Schlafenden
die Zahnfüllungen gestohlen wurden, aber trotzdem
war sie eine Art Heimat für diejenigen, die sie
brauchten und die sich nirgendwo anders mehr hin
wenden konnten. Im Slum fanden verlorene Seelen
ihre Seelenverwandtschaften und blieben dann, um
sich auf stille und sehr profitable Art an denen zu
rächen, die sie hierhergetrieben hatten.
    Etliche frech aussehende Kellnerinnen, alle mit
identischen Gesichtern, gingen von Tisch zu Tisch,
lachten und scherzten und verteilten die eine oder
andere Ohrfeige, während sie Getränke, Drogen und
Kleinigkeiten eher unschmackhafter Art verteilten,
alles auf Bretts Rechnung. Es waren Klone, genauer
gesagt, lauter Madelinas, eine Marke Kellnerinnen,
die sich derzeit in Städten allerorten großer Beliebt
heit erfreuten. Diese Vertreterinnen waren natürlich
illegale Kopien. Und im Slum hatten diese Madelinas
ihre eigenen Verträge.
    Brett Ohnesorg saß genau in der Mitte der langen
Holztheke und ließ die Füße baumeln. Die Wangen
waren gerötet, so sternhagelvoll war er mit Absinth,
verrückt wie ein Sack voller Wiesel und so glücklich,
wie die Nacht lang ist. Das Einzige, was eine erfolg
reiche Gaunerei noch in den Schatten stellte, war das
anschließende Prahlen, vorzugsweise vor einem Hau
fen Kumpane, die sich innerlich vor Eifersucht
zerfraßen. Inzwischen hatte sich Brett von dem ab
lenkenden roten Haar befreit und die Spionkamera
durch ein neues Auge ersetzt und zeigte somit wieder
die übliche Erscheinung: mausbraunes Haar, sanfte
braune Augen und ein ansatzweise gut aussehendes
Gesicht. Es war sein richtiges Aussehen, das er je
doch nur seinesgleichen jemals zeigte.

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