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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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überraschend ein.
»Das bin ich.« Sie entfernte sich aufs Neue von der
Tür und schlug Wallace ins Gesicht. Sein Kopf flog
unter dem Aufprall zurück, und alle hörten, wie sein
Nasenbein brach. Blut lief ihm übers Gesicht. Er hob
einen Arm, um sich zu schützen, und Rose packte
ihn am Handgelenk und verdrehte es so schmerzhaft,
dass er aufschrie. Rose lächelte und beugte sich zu
ihm herab. Er wäre am liebsten zurückgewichen,
aber das verdrehte Handgelenk bannte ihn an Ort und
Stelle. Rose hielt ihm ihr Gesicht direkt vor die Nase.
»Brett ist einer von uns. Und Ihr redet nicht in die
sem Ton von uns. Ihr solltet Euren Platz kennen,
kleiner Mann.«
Sie leckte ihm Blut vom Gesicht und fuhr dabei
mit der Zunge langsam über seine Wange, und ihn
schauderte. Rose gab sein Handgelenk frei und kehr
te zur Tür zurück, um sich wieder daranzulehnen.
Brett fragte sich, ob er sich bei ihr bedanken sollte,
entschied aber, dass es wohl klüger war, in diesem
Augenblick keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Er dachte über Wallace’ Worte nach, über das, was
das Komitee schon seit Jahren tat … und ihm wurde
schlecht. Er war Dieb und Betrüger und ein Gauner
ohne Gewissensbisse, aber es gab Grenzen, die nicht
mal er überschritt. Völkermord … kaltblütiger Mord
im planetaren Maßstab … Zum ersten Mal fragte sich
Brett ernsthaft, ob er auf der richtigen Seite stand …
»Man muss Rose Zugeständnisse machen«, erklär
te Finn. »Weil sie einen umbringt, wenn man es nicht
tut. Jetzt hört gut zu, Wallace! Und fingert nicht an
der Nase herum. Euer Arzt kann sie richten, sobald
wir gegangen sind. Ihr und Eure NeumenschenKomplizen, Ihr unterstützt mich in jeder Form, die
ich für nötig erachte, und als Gegenleistung stürze
ich den König und ersetze das herrschende System
durch eines, das Euren Ansichten toleranter gegenü
bersteht – durch mich selbst nämlich. Bis dahin wah
ren ich und meine Mitarbeiter Schweigen über das,
was wir wissen. Ihr seid natürlich herzlich eingela
den, einen Mordanschlag auf mich zu probieren, aber
falls Ihr das tut und ich es herausfinde, weise ich Ro
se an, Euch die Eingeweide herauszureißen und in
den Mund zu stopfen, ehe Ihr sterbt. Das würdet Ihr
gern tun, nicht wahr, Rose?«
»Nur zu gern«, bekräftigte Rose, und Wallace und
Brett erschauerten angesichts des Untertons in ihren
Worten.
»Und natürlich habe ich Aufzeichnungen von dem
angefertigt, was ich weiß, und sie versteckt«, erklärte
Finn. »Umfassende, sehr gut verborgene Unterlagen.
Die Neumenschen haben einen neuen Partner. Ge
wöhnt Euch lieber daran.«
»Mir gefällt es hier«, sagte Rose unerwartet, und
alle drehten sich zu ihr um. Ihr Rosenmund dehnte
sich langsam zu einem Scharlachlächeln. »So viel
Tod in der Luft … So viel Gemetzel und Leid, die in
kleinen Zimmern wie diesem geplant werden … Ich
finde das alles so aufregend!«
»Ihr seid wirklich unheimlich, Rose«, fand Brett.
»Ich gebe mir Mühe«, sagte Rose.
    Finns letzter Besuch erstaunte Brett noch mehr, ob
wohl er dem Mann, den sie aufsuchten, noch nie get
raut hatte. Für Heilige hatte Brett nie Zeit gehabt,
besonders nicht für solche, die von den Medien er
schaffen worden waren. Angelo Bellini, auch be
kannt als Engel von Madraguda, lebte sehr behaglich
in einer kleinen Kirche im modischsten Teil von Pa
rade der Endlosen. Er war Kardinal in der Kirche des
Transzendenten Christus und unterbrach nur selten
seine Dauerauftritte auf den Videobildschirmen, wo
er fortlaufend über irgendeine wichtige aktuelle Fra
ge dozierte. Sein schlichter Charme und seine unver
blümte Aufrichtigkeit gefielen verdammt vielen Zu
schauern, von denen ihn allzu viele unkritisch liebten
und jedes seiner Worte aufsaugten, und sie beeilten
sich, ihr Geld jedweder Sache zu spenden, die er in
der laufenden Woche gerade propagierte. Brett er
kannte einen anderen Betrüger, wenn er ihn sah, wie
es ihm auch nicht weiter schwer fiel, jemanden zu
erkennen, der den Klang der eigenen Stimme min
destens so liebte wie die Botschaft, die er vorgeblich
zu übermitteln trachtete.
    Angelo war ein mittelgroßer, mehr als nur ein
bisschen übergewichtiger Mann, der nur für öffentli
che Auftritte in seine eindrucksvollen Kardinalsge
wänder schlüpfte. In der Behaglichkeit seiner Privat
räume trug er fließende Gewänder ohne Gürtel, um
seinen Leibesumfang zu verbergen, und er sprach
leise, als schonte er die Stimme für

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