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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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bedeutsamere
Anlässe. Er hatte eine dichte Mähne aus pechschwar
zen Haaren, die er vom spitzen Haaransatz nach hin
ten gekämmt trug, einen buschigen schwarzen Bart
und einen beunruhigend offenen Blick. Brett fand,
dass dieser Mann viel zu viel lächelte.
    Angelo begrüßte Finn und seine Begleiter warm
herzig, führte sie in sein unaufdringlich opulentes
Wohnzimmer und sorgte dafür, dass sie es sich be
quem machten, ehe er herumfuhrwerkte, um Kaffee
und Kuchen zu organisieren. Finn und Rose lehnten
ab, aber Brett sagte zu prinzipiell allem ja. Sein Blick
wanderte gierig über die teure Einrichtung.
    »Ihr lebt behaglich«, sagte Finn und warf Brett ei
nen warnenden Blick zu.
Angelo zuckte entwaffnend die Achseln. »Es ist
meine Aufgabe, Mittel für gute Zwecke zu sammeln.
Dazu muss ich zuzeiten sehr wichtige Persönlichkei
ten zu Besuch empfangen, und sie müssen sich hier
auch wohl fühlen. Damit nichts sie von der Botschaft
ablenkt, die ich zu übermitteln habe.«
»Würden Armut und eine schlichte Umgebung sie
nicht noch stärker beeindrucken?«, fragte Brett, den
Mund halb voll mit Karamelkuchen.
»Das könnte man glatt denken, nicht wahr?«, ver
setzte Angelo, nicht die Spur ungehalten. »Aber in
Wirklichkeit fühlen sich Gäste in so was nicht wohl.
Eher sogar schuldig, weil sie so viel haben und ande
re so wenig. Also werfen sie eine Handvoll Kredits
nach dir, um ihr Gewissen zu beschwichtigen, und
gehen so schnell wie möglich wieder, bemüht, nie
mals wieder an dich oder deine Anliegen zu denken.
Lieber verführe ich sie, locke sie wie eine Spinne ins
Netz, helfe ihnen zu entspannen und haue ihnen dann
Fakten und Zahlen um die Ohren, mache ihnen be
wusst, wie dringend ihr Geld benötigt wird. Wie viel
ein Beitrag … ansehnlichen Zuschnitts nützen kann.
Spreche Kopf Und Herz zugleich an. Man erreicht
durch Überredungskunst mehr als durch brutale Di
rektheit. Probiert unbedingt auch mal diesen Schoko
ladenkuchen; ich habe ihn selbstgemacht.«
»Überredungskunst«, sagte Finn, ohne den Scho
koladenkuchen auch nur eines Blickes zu würdigen,
»ist von jeher Euer Fachgebiet, nicht wahr? Seit Eu
rer Zeit als Geiselunterhändler auf Madraguda. Fin
det Ihr Eure gegenwärtige Aufgabe wirklich befrie
digend, Angelo? Stillt sie Eure Bedürfnisse? Was
wünscht Ihr Euch, Angelo?«
»Meine Wünsche sind die meiner Kirche«, ant
wortete Angelo aalglatt. »Zugang zum Labyrinth des
Wahnsinns.
Das ist unser wichtigstes Glaubensanliegen. Seid
Ihr gekommen, um darüber zu sprechen, Finn? Ich
gestehe, dass mir kein anderer Grund einfällt, aus
dem eine wichtige Gestalt wie Ihr mich so dringend
zu sehen wünschte.«
»Ich kann Euch den Zugang verschaffen«, sagte
Finn. »Ich kann das Labyrinth des Wahnsinns für
alle Zeit in die Hand der Kirche geben.«
Angelo beugte sich in seinem Sessel vor, zupfte
sich nachdenklich den Bart und musterte Finn scharf.
»Die Einstellung des Parlaments ist unverändert;
damit bleibt nur der König. Euer Paragon-Kamerad.
Möchtet Ihr sagen, dass Ihr die Ansicht des Königs
ändern könnt?«
»Noch besser: Ich kann den König selbst austau
schen. Und der neue König wird dafür sorgen, dass
sich die Einstellung des Parlaments ändert. Mit Hilfe
der Kirche stürze ich Douglas, gestalte das Parlament
um und mache die Kirche zu der Macht im Imperi
um, die sie schon immer hätte sein sollen.«
»Das ist Verrat«, sagte Angelo bedächtig. »Die
Kirche … mischt sich nicht in die Politik ein. Das hat
sie nie und wird sie nie.«
»Nicht mal für garantierten Zugang zum Labyrinth
des Wahnsinns? Nicht mal für den größten Gewinn
überhaupt, die Transzendenz für die gesamte
Menschheit?«
Angelo funkelte ihn an. »Weiche von mir, Satan!
Ich widerstehe der Versuchung!«
»Und warum?«, fragte Finn nachsichtig. »Es ist
keine Sünde, offen einzugestehen, was man möchte.
Die Kirche möchte das Labyrinth betreten, und Ihr
möchtet in den Reihen der Kirche aufsteigen. Ihr
möchtet eine Position erlangen, aus der heraus Ihr
Menschen befehligen könnt, statt sie anzubetteln. Ihr
möchtet erreichen, dass sie wenigstens einmal das
Richtige tun. Und wenn man der Sache auf den
Grund geht, gibt es nur einen Teufel, den Ihr über
winden müsst: das Parlament. All diese mächtigen
Leute, so verstrickt in die eigenen kleinlichen Ge
danken, dass sie nicht einmal ein Stück auf Distanz
gehen und erkennen können, was die Menschheit
wirklich braucht … und

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