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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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Gaunereien; aber damals hatte er auch im
mer selbst die Dinge in der Hand gehabt. Stets war er
sehr stolz auf die sorgfältige Planung gewesen, die in
jedes seiner Verbrechen einging, und er setzte gren
zenloses Vertrauen in die eigene Fähigkeit, auch un
ter Druck zu funktionieren Und notfalls zu improvi
sieren. Jetzt jedoch saß Finn auf dem Fahrersitz und
verlangte erbarmungslos, dass Brett ihn immer tiefer
in die zwielichtigsten, düstersten Labyrinthe des
Slums führte – auf der Suche nach den äußerst üblen
Gesellen und dem äußerst üblen Sachverstand, die
Finn zum Zwecke seiner bitteren Rache für nötig er
achtete.
    Brett vermutete, dass Finn irgendeinen geheimen
Gesamtplan hatte, obwohl er ihn beim besten Willen
nicht erkennen konnte. Allerdings musste er davon
ausgehen, dass Finn wusste, was er tat, denn die Al
ternative wäre einfach zu schrecklich gewesen, um
darüber nachzudenken. Viel lieber war Brett der
Komplize eines Meisterverbrechers als das Opfer
eines tobenden Irren. Also führte Brett Finn dorthin,
wo der Paragon hingeführt zu werden wünschte,
stellte ihn den oft entsetzlichen Leuten vor, die Finn
nach eigenem Bekunden kennen lernen musste, und
beschäftigte sich intensiv damit, kläglich in Ecken
herumzusitzen, die Arme fest über dem schmerzen
den Bauch verschränkt.
    Manchmal begleitete sie auch Rose Konstantin,
und dann schmerzte Brett auch der Kopf. Er wusste
einfach, dass die Wilde Rose eine programmierte Ka
tastrophe war. Wenn es ihm nachts schwer fiel ein
zuschlafen, zählte er einfach die Möglichkeiten, wie
alles plötzlich und entsetzlich und gewalttätig schief
gehen konnte, wenn Rose in der Nähe war.
    Brett Ohnesorg trottete unglücklich durch schmale
Gassen, klopfte an versteckte Türen und führte Finn
Durandal widerstrebend in fensterlose Zimmer mit
dramatisch geringer Beleuchtung, wo er ihn Schlos
sern vorstellte, Fälschern, Hackern, Einbrechern,
Mietschlägern und -killern und all den anderen Ges
talten im Verborgenen, von denen die Menschen ei
nes goldenen Zeitalters nur ungern glaubten, dass
man sie überhaupt noch antraf. Eine Menge dieser
Leute hätten sich auf ein Geschäft mit Brett Ohne
sorg nicht eingelassen, aber es faszinierte sie, einem
legendären Paragon zu begegnen, der auf die Seite
des Bösen gewechselt war. Die meisten glaubten es
zunächst nicht, aber man brauchte sich nur eine Zeit
lang in Finns Gesellschaft aufzuhalten, seiner ruhi
gen und entsetzlichen Stimme zuzuhören und das
unirdische Leuchten in seinen Augen zu sehen, und
man wusste, dass es kein Täuschungsmanöver war.
Und irgendwie raffte sich niemand auf, nein zu sagen
zu diesem charmanten, gefährlichen, gefallenen Pa
ragon, wenn er mit leiser Stimme seine Bedürfnisse
und Anforderungen erläuterte und jedem eine Beloh
nung versprach, die man fast nicht glauben konnte.
    Das Böse erkennt stets das Böse, wenn es ihm von
Angesicht zu Angesicht begegnet.
Finn war besonders erfreut, als er einen gewissen
Herrn Sylvester kennen lernte, einen herunterge
kommenen Schauspieler eines gewissen Alters, der
sich nach dem Niedergang seiner Karriere dem Ha
cken und der Ruinierung von Charakteren mit
gleicher Lust zugewandt hatte. Herr Sylvester war
ein absoluter Meister der Kunst, selbst die
bestgehüteten Dateien zu knacken, ein oder zwei
unheilschwangere Zeilen einzufügen und spurlos
wieder zu verschwinden. Er konnte den Ruf eines
Menschen mit präzise gesetzten Worten vernichten
und die Bedeutung ganzer Sätze einfach dadurch
verändern oder ins Gegenteil verkehren, dass er die
Betonung manipulierte. Schließlich kann eine
Halbwahrheit viel stärker verdammen als eine völlige
Lüge … Manch ruiniertes Leben und mancher
Selbstmord ließen sich auf Herrn Sylvester
zurückführen, aber nur von Leuten, die sich im
Metier auskannten. Finn redete über eine Stunde lang
mit ihm, während Brett draußen auf dem Flur wartete
und ein völliges Fiasko bei dem Versuch erlebte,
eine leichte Konversation mit Rose Konstantin in die
Wege zu leiten.Die Lockspitzel trafen sich gern in einem verwahr
losten kleinen Cafe, das sich Der Aufschrei nannte;
dort lungerten sie den lieben langen Tag herum,
wenn sie nicht arbeiteten, tranken schlechten Kaffee
und erzählten einander jene Geschichten, mit denen
sie sich an Außenstehende nie hätten heranwagen
dürfen. Für genug Geld infiltrierten sie jede De
monstration, jedes Treffen und jede Organisation und

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