Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
Worte. Ihr, junger Todtsteltzer,
habt noch viel darüber zu lernen, wie das Imperium
wirklich funktioniert.«
»Oh, ich bin dabei zu lernen«, sagte Lewis. »Ver
traut mir, du Bois, ich lerne! Douglas hat mich zu
seinem Champion gemacht und nicht die nahe lie
gende Wahl, den Durandal, weil er das Vertrauen
hat, dass ich zu mir selbst stehe. Und so ist es auch.
Streicht mir das Geld, falls Ihr möchtet. Falls Ihr
könnt. Ich werde meine Überzeugungen nicht kom
promittieren, Überzeugungen, denen mein Clan seit
Jahrhunderten die Treue hält. Ich bin ein Todtstelt
zer, vergesst das niemals! Von jetzt an, du Bois, halte
ich es für besser, wenn wir uns nur noch zu öffentli
chen Anlässen begegnen. Privat haben wir uns nichts
mehr zu sagen.«
»Ich könnte die Angelegenheit direkt dem König
vorlegen«, sagte du Bois. »Er ist vielleicht … ver
nünftiger.«
»Der König ist sehr vernünftig«, sagte Lewis. »Er
ist auch noch ehrenhafter als ich. Er würde Euch al
lein für den Versuch, mich unter Druck zu setzen, auf
der Stelle wegen Verrats festnehmen lassen. Also nur
zu, falls Ihr möchtet. Ich habe mir sagen lassen, dass
die Verräterburg heutzutage vergleichsweise komfor
tabel ist.«
Er verbeugte sich kurz vor du Bois und setzte sei
nen Weg fort, und du Bois blickte ihm nach und
dachte über viele Dinge nach.
KAPITEL DREI
VERRAT IN JEGLICHER FORM
Douglas’ Krönung lag nun zwei Wochen zurück, und
der ganze Garten stand in wundervoller Blüte. Der
Planet Logres und besonders diese alte und goldene
Stadt, die Parade der Endlosen, blühte wie eine Rose
im Sommer, und die gebannte Aufmerksamkeit des
gesamten Imperiums hing an ihr. Die positive Ein
stellung des neuen Königs spiegelte die Stimmung
der Menschheit exakt wider, und seine unerwarteten
politischen Fertigkeiten entzückten jedermann, dem
es Spaß machte, die etablierte politische Elite in Ver
legenheit und im Rückstand zu sehen. Die Medien
folgten König Douglas und seinen Mitarbeitern über
allhin, und alle Welt lauerte fasziniert darauf, was er
als Nächstes tun würde. Es waren nur noch weitere
zwei Wochen bis zu seiner Hochzeit mit der meistge
liebten Diva des Imperiums; die Vorfreude hatte ein
fiebriges Niveau erreicht, und die Leute von den
Medien flippten schier aus. Sie hatten alle absolut
deutlich gemacht, dass nichts Geringeres als bewaff
nete Gewalt sie diesmal am Zutritt hindern konnte,
und so fügte sich Douglas ins Unvermeidliche und
willigte huldvoll in die imperiumsweite LiveÜbertragung seiner Hochzeit auf allen führenden
Kanälen ein. Jesamine hatte bereits versprochen, bei
der Feier zu singen; der letzte Live-Auftritt ihres Le
bens. Die Konkurrenz um die Aufzeichnungsrechte
war heftig und grenzte ans Bösartige. Ganze News
groups, Websites und Videokanäle widmeten sich
keinem anderen Thema als den Vorbereitungen die
ser Hochzeit.
Und man war ein Niemand in der High Society,
wenn man noch keine Einladung erhalten hatte.
Die Parade der Endlosen summte von Gerüchten
und starrte von Lebendigkeit. Touristen aus allen
Ecken des Imperiums strömten herbei, und man be
kam weder für Geld noch gute Worte ein Hotelzim
mer. Nachrichtensender boten unglaubliche Summen
für einen kurzen Blick aufs Hochzeitskleid, und die
Organisatoren des Hochzeitsbanketts erhielten von
Aktienangeboten bis hin zu Morddrohungen alles
Mögliche, damit sie entsprechend auf die Sitzord
nung einwirkten. Erregung prickelte in der Luft, wo
hin immer man sich wandte, und alle Welt war sich
darin einig, dass es nie eine bessere Zeit gegeben hat
te, um am Leben zu sein. Es war tatsächlich die letzte
große Saison des goldenen Zeitalters, obwohl es da
mals noch niemand wusste.
An der Oberfläche war alles ruhig und friedlich
und von freudiger Erwartung erfüllt. Aber in den
dunklen, dunklen Tiefen legte etwas mit Zähnen und
Appetit und entsetzlichem Ehrgeiz das Fundament
für einen schrecklichen Sturm.
Brett Ohnesorg hatte inzwischen ständig Bauch
schmerzen. Er hatte sie, wenn er aufwachte, hatte sie
über die ganzen, immer längeren Tage hinweg, und
sie ließen kaum genug nach, damit er nachts schlafen
konnte. Er aß nicht viel und trank eine Menge. Das
lag natürlich alles an der Spannung. Den Nerven.
Und es war alles Finn Durandals Schuld. Der Para
gon saß Brett wie ein Sklaventreiber im Nacken.
Brett hatte nie zuvor Schmetterlinge im Bauch ge
habt, nicht mal bei seinen kompliziertesten und ris
kantesten
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