Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
beglückwün
schen wollten, überlegten es sich anders und setzten
lieber ihren Weg fort. Lewis bemerkte es nicht. Das
tat er nie.
Und dann trat eine große, stämmige Gestalt aus
dem Schatten heraus und versperrte ihm den Weg.
Lewis musste stehen bleiben, wollte er den Mann
nicht umrennen. Lewis öffnete den Mund und klapp
te ihn dann wieder zu, als er erkannte, wer dort ge
duldig vor ihm stand. Michel du Bois, Abgeordneter
seines Heimatplaneten Virimonde. Lewis nickte höf
lich, und du Bois erwiderte diese Geste.
»Ihr habt eine große Tat vollbracht, Todtsteltzer.
Euer Ansehen färbt vorteilhaft auf euren Heimatpla
neten ab. Und mir gefällt Eure neue Aufmachung
sehr.«
»Fangt bloß nicht damit an!«, verlangte Lewis.
»Was möchtet Ihr, du Bois? Und woher weiß ich ein
fach, dass es mir nicht gefallen wird?«
»Wir müssen miteinander reden, Todtsteltzer«,
sagte du Bois. »Und Ihr geht mir seit der Krönung
aus dem Weg.«
»Nur in der Hoffnung, solche Gespräche zu ver
meiden«, knurrte Lewis. »Wir haben uns früher
schon unterhalten, du Bois, und keiner von uns hatte
viel Freude daran. Nichts hat sich geändert. Ich habe
nicht vor, meine Freundschaft mit dem König und
meine Stellung bei ihm aufs Spiel zu setzen, indem
ich besondere Gunstbeweise und besondere Auf
merksamkeit für Virimonde einfordere.«
»Warum nicht?«, fragte du Bois vernünftig. »Hier
wäscht eine Hand die andere, obwohl man von uns
eigentlich anderes erwartet. Ein bisschen hiervon für
ein bisschen davon. Alle Welt kungelt. So funktio
niert das System nun mal. Bislang ist Virimonde so
etwas wie der arme Verwandte im Hohen Haus. Wir
hatten nie irgendetwas oder irgendjemanden, um Ge
schäfte zu machen. Und so gingen die besten Han
delsabkommen und Investitionen an Planeten, die sie
weniger brauchen als wir. Wenn wir mit unserer Bet
telschale im Plenum erscheinen, stehen wir allein da,
ohne einen Freund oder Bundesgenossen an unserer
Seite. Ihr könntet das grundlegend ändern! Leute
würden sich um den Planeten scharen, dem der Kö
nig sein Ohr schenkt. Ihr sprecht mit dem König, er
spricht mit den Unterausschüssen, jeder kriegt, was
er verlangt, alle Welt ist glücklich. Was wäre daran
so schlimm? Ich verlange ja nichts für mich persön
lich, Todtsteltzer; ich spreche nur für meinen Plane
ten. Eure Heimat.«
»Es würde Euren Chancen auf Wiederwahl nicht
schaden, nicht wahr?«, hielt ihm Lewis entgegen.
»Ich verstehe auch ein bisschen von Politik. Ihr bie
tet den Leuten irgendwas, oder sie ersetzen Euch
durch jemand anderen, der es vielleicht tut. Eins soll
tet Ihr Euch absolut klar machen, du Bois: Ich werde
nichts tun, was Douglas’ Stellung kompromittieren
könnte. Für ihn und für mich ist wichtig, dass der
erste Imperiale Champion seit zweihundert Jahren als
völlig unparteilich betrachtet wird. Andernfalls wird
ihm oder mir niemand trauen.«
»Wie schnell die Leute vergessen«, sagte du Bois,
und jetzt war Eisen in seinem Tonfall. »Wie undank
bar der Sohn sein kann, sobald er auf Abstand zu
seiner Familie gegangen ist. Wer hat Euch denn über
all diese Jahre auf Logres hinweg unterstützt, Euer
spärliches Gehalt aufgebessert, damit Ihr die Rolle
des aufrechten Paragons spielen konntet? Euer Ein
kommen ermöglichte Euch nicht den Lebensstil an
derer Paragone, und Eure eigene Familie konnte
Euch keinen Unterhalt zahlen.«
»Ich habe nie um dieses Geld gebeten! Ihr habt
mich aufgesucht und gesagt, es wäre wichtig, dass
Virimondes Paragon bei Hofe nicht als die arme
Verwandtschaft dastünde!«
»Ihr habt das Geld genommen«, gab du Bois zu
bedenken. »Habt Ihr nie damit gerechnet, dass eines
Tages die Rechnung vorgelegt würde? Das Volk von
Virimonde hat eine Menge Geld in Euch gesteckt,
hat selbst auf diese Summe verzichtet, damit Ihr in
der größten Stadt des Imperiums behaglich leben
konntet. Die Menschen dort haben das Recht auf eine
Gegenleistung.«
»Die bekommen sie auch«, sagte Lewis und erwi
derte du Bois’ zornigen Blick, ohne mit der Wimper
zu zucken. »Sie erhalten einen Champion, auf den sie
stolz sein können.
Meine Verantwortung ihnen gegenüber hat sich
nicht verändert – nämlich der beste und ehrenhafteste
Vertreter meines Planeten zu sein, der ich nur sein
kann. Redlich und treu und nicht korrumpierbar zu
sein. Ein ehrenhafter Mann von einem ehrenhaften
Planeten.«
»Nur Worte«, meinte der Abgeordnete von Viri
monde. »Nichts als
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