Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
garantierten dabei, alles in Ruin und Schande zu stür
zen. Niemand war vor ihnen sicher, und manche die
ser Leute hatte man schon gehört, wie sie sich in die
Brust warfen und behaupteten, selbst in einem leeren
Zimmer eine Schlägerei anzetteln zu können. Ihre
Dienste erfreuten sich starker Nachfrage und wurden
sehr gut bezahlt – jedoch verlangten die Art ihrer Tä
tigkeit und die große Zahl der Feinde, die sie sich
einhandelten, eine Anonymität, die sie besonders läs
tig fanden. Was nützten Geschicklichkeit und Fertig
keit und hohe Kunst, wenn man anschließend nicht
darüber prahlen durfte? Sie alle hatten die Gesell
schaft von ihresgleichen von Herzen satt, und so lie
ßen sie sich sofort auf Finn Durandal ein, der ruhig
dasaß und geduldig zuhörte, während sie nahezu über
die eigenen Füße stolperten, um ihm detailliert zu
erläutern, welch entsetzliche Dinge sie für ihn tun
konnten, den richtigen Preis vorausgesetzt.
Am Ende bot Finn eine Summe an, bei der Brett
fast die Augen aus dem Kopf quollen, und das war.
nur eine Anzahlung auf eine Folge von Aktionen, die
noch festzulegen waren – und alle anwesenden Lock
spitzel willigten ein, alle anderen Aufträge zu kappen
und sich für Finn bereitzuhalten. Brett war so ver
blüfft, dass er Finn doch tatsächlich am Arm packte
und darauf beharrte, privat mit ihm zu reden. Finn
seufzte und willigte ein und gestattete es Brett, ihn
wegzuführen, während die Lockspitzel noch angeregt
miteinander plauderten. Finn hatte ihnen eine echte
Prüfung ihrer Fähigkeiten versprochen, und sie lieb
ten es so sehr, sich einer Herausforderung zu stellen!
Brett zog Finn in eine private Nische, und der Du
randal befreite sofort seinen Arm.
»Fasst mich nicht an, Brett! Ich habe das nicht
gern.«
»Ihr müsst den Verstand verloren haben, solche
Summen anzubieten!«, behauptete Brett ärgerlich; er
war zu empört, um auch nur respektvoll zu sein.
»Und Ihr musstet sie doch nicht alle anwerben, ver
dammt! Jesus, wenigstens hättet Ihr mich als Unter
händler …«
»Eure Sorge rührt mich, Brett, aber Ihr wisst
schließlich nicht, was ich plane«, versetzte Finn ge
lassen. »Ich brauche vielleicht sämtliche dieser Leu
te, vielleicht auch nicht. Noch bin ich mir dessen
nicht gewiss. Aber wie es auch kommt, ich möchte,
dass keiner von ihnen frei bleibt, um gegen mich zu
arbeiten. Außerdem bedeutet mir Geld nichts.«
»Lästert nicht«, sagte Brett mechanisch. »Und re
det leise, oder sie verdoppeln noch den Preis, nur aus
Prinzip. Seid Ihr wirklich so reich, dass ihr einfach
mit Geld um Euch werfen könnt?«
»Ich habe von jeher Geld«, sagte Finn. »Ich habe
schon früh eine Menge verdient. Nur eine weitere Art
zu beweisen, dass ich der Beste bin. Eine weitere Art
zu messen, wie gut ich gegen meine … Zeitgenossen
abschnitt. Bislang hatte ich jedoch nie etwas, wofür
ich es hätte ausgeben wollen. Sicherlich nichts, was
mir so viel Spaß gemacht hätte wie meine jetzige
Aufgabe. Macht nicht so ein finsteres Gesicht, Brett!
Das erzeugt nur Falten. Ich weiß, was ich tue, und
Ihr wisst nur, was ich Euch mitzuteilen gedenke.«
Und dann drehten sich beide scharf um, als ein
einzelner Lockspitzel zu ihnen herübermarschiert
kam. Er blieb geräuschvoll vor ihrer Nische stehen,
die Daumen ostentativ hinter einen breiten Ledergür
tel gehakt, an dem allerlei scheußlich aussehende
Waffen hingen. Er funkelte Finn und Brett gleicher
maßen an. Er war fast so breit wie groß und strotzte
von den besten Muskeln, die man für Geld bekam.
Tatsächlich hatte es gar den Anschein, dass er deinen
Mengenrabatt erhalten hatte. Er war ein Schläger und
sah auch danach aus, und er war zuvor schon mit ei
nem Mangel an Begeisterung für Finns Vorschlag
aufgefallen. Brett musterte den Mann vorsichtig und
tastete unauffällig nach dem Dolch, den er versteckt
im Ärmel trug.
»Stellt uns doch einander vor, Brett«, sagte Finn
gelassen. »Ich denke nicht, dass ich den Namen die
ses Gentlemans schon gehört habe.«
»Das ist Toby Holsderteufel«, sagte Brett.
»Wahrscheinlich steckt hinter diesem Namen eine
äußerst amüsante Geschichte, aber rechnet lieber
nicht damit, sie von Toby zu hören. Er hat keinerlei
Sinn für Humor und noch weniger für leichte Kon
versation. Er ist weder für seinen Feinsinn noch für
seinen Charme berühmt, und das ist noch vorsichtig
formuliert. Toby ist der Mann Eurer Wahl, falls es
Euch an verrückten
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