Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
Medium.«
»Heh!«, meldete sich Brett und steckte den Kopf
über Roses Schulter. »Ich habe mich nie der Überseele angeschlossen!«
»Ihr seid ein Esper«, erklärte Diana. »Wir alle
trinken aus derselben Quelle.« Sie sah Rose an.
»Manchmal erblicken wir auch Euch. Ist das nicht
interessant?«
»Faszinierend«, fand Lewis. »Und welchem Umstand verdanken wir nun die entnervende Freude Eurer Gesellschaft?«
»Ihr müsst nach Shandrakor fahren«, sagte Diana
unerbittlich. »Zum verlassenen Planeten. Ich habe
dort nach der letzten Schlacht mit der alten Todtsteltzerburg eine Bruchland gemacht.«
»Ja«, sagte Lewis. »Mein Vater hat mir die Koordinaten gegeben.«
»Ich weiß. Begebt Euch dorthin, und Ihr findet in
der alten Burg Dinge, die Ihr braucht, und Dinge, die
Ihr erfahren müsst. Es ist Euer Erbe, Todtsteltzer.«
»Werdet Ihr Euch uns anschließen?«, fragte Jesamine zögernd.
»Nein. Ich gehöre nicht mehr in die Welt der Wachen. Ich bin nur noch ein Traum derjenigen, die ich
früher war. Ich bin nur hier, um meinem Vater Johann Schwejksam einen Gefallen zu tun. Wir Toten
müssen zusammenhalten.«
Sie lächelte zum ersten Mal und verschwand. Die
Gefährten spürten ihre Anwesenheit auf der Brücke
noch mehrere Sekunden lang, während sie langsam
verblasste und Diana sich in einer Richtung zurückzog, der die Gefährten nicht mal einen Namen zu geben vermochten. Schließlich war sie fort, und eine
gewisse Spannung schwand ebenfalls von der Brücke.
»Bleibt eigentlich niemand mehr einfach tot?«,
beklagte sich Brett und kam wieder hinter Rose hervor. »Ich möchte mich jetzt wirklich entschuldigen,
bitte. Ich höre richtig, wie ein Satz frische Unterwäsche nach mir ruft, und dann, denke ich, lege ich
mich eine Zeit lang hin …«
»Warum möchte sich eigentlich niemand meiner
Gruppe anschließen?«, fragte Lewis, als Brett und
Rose die Brücke verließen. »Oz, lege den Kurs nach
Shandrakor fest. Wie es scheint, muss Haden also
doch noch ein Weilchen warten.«
KAPITEL VIER:
GEZEITENWECHSEL
Es war spät am Tag, viel später sogar, als irgendjemandem bewusst wurde. Das Parlament tagte; niemand sagte etwas Wichtiges, und König Douglas war
auf seinem unbequemen Thron beinahe schon eingedöst. Im Plenarsaal war es heiß und stickig; die
Wachleute gähnten in die Rüstungen hinein, und alles schien sich nur schleppend voranzubewegen. Fast
alle Abgeordneten waren zugegen, denn das Hohe
Haus war der letzte Ort, wo ihnen überhaupt noch
jemand zuhörte. Die Sektion der Fremdwesen war
fast ganz leer; nur noch circa ein Dutzend Arten waren vertreten – denn nicht mal die Abgeordneten hörten heutzutage noch Fremdwesen zu. Der Abgeordnete der Esper war fort, und auf seinem Platz saß ein
eingebildet grinsender Repräsentant der Klone. Niemand verlor ein Wort darüber. Alle Welt sah genau,
woher der Wind wehte. Ein einzelner blauer Stahlroboter behielt für Shub alles im Auge. Und Douglas,
König und Parlamentspräsident, war anwesend, weil
… na ja, weil er im Grunde nicht wusste, wohin er
sonst gehen sollte. Man brauchte ihn nirgendwo
mehr. Anne Barclay machte sich nicht mal mehr die
Mühe, ihn über die Tagesgeschäfte ins Bild zu setzen. Freunde und Feinde gleichermaßen hatten sich
von ihm abgewandt, weil die Ereignisse inzwischen
einfach an ihm vorbeiliefen. Macht, echte Macht lag
in den Händen derer, die stark genug waren, um sie
zu ergreifen und festzuhalten. Douglas bemühte sich
auch nicht mal mehr, jemandes Aufmerksamkeit zu
erwecken. Er spielte die Rolle des Gebrochenen so
erfolgreich, dass er an manchen Tagen selbst gar
nicht mehr so recht wusste, ob er sie nun eigentlich
spielte oder es Realität war. Trotzdem, er wartete und
sah zu und hoffte auf eine Chance … etwas zu unternehmen. Wie es sich traf, ruhte er zurzeit die Augen
aus, während eine besonders langweilige und langwierige Debatte über die Mehrwertsteuer auf den
Grenzplaneten lief.
Ein x-beliebiger Tag in dem, was einst Herz und
Gewissen des Imperiums beherbergt hatte.
Alle blickten scharf auf, darunter Douglas, als
Trompeten vom Band schmetterten und damit das
Geleier der Abgeordneten unterbrachen. Alle kannten diese spezielle Fanfare. Finn Durandal hatte sie
für sich persönlich komponieren lassen. Der Imperiale Champion marschierte aufs Parkett, begleitet von
James Feldglöck, dem Mann, der König hätte werden
sollen. Finn sah groß und prachtvoll aus in seiner
schwarzen
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