Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
Vom Netzwerk:
hinunter. Sie
war der neuen Sonne am Himmel zu nahe gekommen
und hatte sich die Flügel verbrannt.
Die Überseele konzentrierte sich ein letztes Mal,
und Neue Hoffnung verschwand – versteckt und
unentdeckbar hinter seinen Tarnfeldern. Die Überseele betrachtete ihr Werk, befand es für gut und sann
darüber nach, wohin sie sich nun wenden wollte.
Während die Überseele noch ihre Flucht von Logres plante, plante Donal Corcoran die seine aus der
Irrenanstalt, in der man ihn festhielt. Corcoran war der
erste Mensch, der ins Angesicht des Schreckens geblickt hatte – aus großer Entfernung zwar und vermittels seiner Schiffssensoren –, aber er hatte den Blick
damit ins Antlitz der Medusa gerichtet und war davon
für immer gezeichnet worden. Seine Gedanken folgten nicht länger den Bahnen, wie sie für andere Menschen typisch waren. Medikamente zeitigten bei ihm
keine Wirkung, nicht mal in Dosierungen, die für jeden anderen giftig gewesen wären. Er aß und trank
auch nicht mehr und hatte seit Monaten nicht geschlafen. Nach wie vor trug er die alte Raumfahreruniform,
jetzt zerlumpt und schmutzig, und er hatte sich auch
nicht mehr rasiert oder gewaschen oder sich auch nur
die Haare gekämmt, seit man ihn in einer Zwangsjacke schreiend von der Brücke seines Schiffes geschleppt hatte. Er wurde in einer Hochsicherheitsanstalt festgehalten, die als Landhaus getarnt war, während Ärzte und Wissenschaftler ihn aus so sicherer
Distanz studierten, wie sie es nur hinbekamen.
Aber Donal Corcoran hatte die Nase voll davon.
Er plante, entsetzliche Rache am Schrecken zu nehmen für alles, was er ihm angetan hatte, und dafür
benötigte er erst mal seine Freiheit.
Ein Teil seines verwirrten Verstands war in ständigem Kontakt mit dem Schrecken, als hätte dieser
jenen Teil einfach mitgenommen, als er verschwand,
zurück dorthin, woher er kam, an jenen Ort, der kein
Ort war. Der Schrecken war am Saum von Donals
Gedanken fortwährend präsent wie ein Albtraum, der
nur darauf wartete zu beginnen. Manchmal glaubte
Donal gar, der Schrecken sähe ihn, und bei dieser
Vorstellung wimmerte er und biss sich auf die Finger. Aber er selbst vermochte den Ort zu erblicken,
woher der Schrecken stammte, selbst wenn er gar
nicht existierte, ein Raum jenseits des Raumes. Er
war so real für Donal wie die Anstalt, die ihn einschloss. Jener Ort lockte und erschreckte ihn, und es
war wie die Sucht nach etwas Giftigem.
Es war sein Fluchtweg.
Und so machte Donal Corcoran eines Abends, an
dem die Schatten besonders dunkel und unruhig
wirkten, einen Spaziergang auf dem Grundstück des
Landhauses. Der Rasen leuchtete, nass von den
Sprengern, in einem lebhaften Grün. Große Blüten
verbreiteten ihren Duft, und die Bäume waren sehr
massiv, aber nichts davon war real, so wenig, wie das
Haus ein Haus war. Das Haus war eine Anstalt, und
das Grundstück bestand überwiegend aus holografischen Bildern, untermalt mit Geräuschen vom Band
und programmierten Gerüchen. Donal vermochte all
das glatt zu durchschauen, wenn er sich dafür entschied, obwohl er das den Ärzten natürlich nie verriet. Manchmal durchschaute er auch diese. Donal
machte nun seinen Spaziergang, blieb wiederholt
stehen und zählte seine Finger nach, weil er immer
wieder die Einzelheiten der wenigen Dinge kontrollieren musste, an die er noch glaubte. Die Gewissheit
hatte ihn verlassen, weggefegt vom Blick der Gorgo.
Auf nichts konnte er mehr zählen, außer auf die eigenen Absichten. Er kicherte wie ein kleiner Junge,
der über einen besonders cleveren Streich nachsann,
und folgte mit seinen veränderten Gedanken gewissen ungewöhnlichen Bahnen. Und während er das
Denken änderte, passte sich die Welt ringsherum an.
Er spazierte hinaus aus dem Illusionspark und erreichte einen Ort, der nur nach einem Ort aussah. Es
war kalt und dunkel hier, ein endloser Steinkorridor
tief, tief in der Erde, der in alle Richtungen zugleich
verlief, darunter einige, für die Donal keinen Namen
wusste. Hier roch es nach toten Rosen und dem
Schweiß einer Frau, und Donal hörte in der Ferne ein
Baby schreien und wusste dabei doch, dass es im
Grunde kein Baby war. Ein machtvolles WORT hing
unausgesprochen in der Luft, gebannt vom unerbittlichen Willen einer Frau, die klagend nach ihrem
dämonischen Liebhaber rief. Der Kummer in diesem
Klagelaut hätte Donal das Herz zerrissen, hätte er
noch eines gehabt. Er suchte sich eine bestimmte
Richtung aus und folgte ihr

Weitere Kostenlose Bücher