Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
Schädel unnatürlich weit zur Seite und
zwängte weitere Worte aus dem missgestalteten
Maul. »Ihr seid überrascht, dass wir sprechen können, Todtsteltzer. Dass wir Verstand haben. Wir waren nicht immer Monster. Wir sind der Mist des Imperiums, die Ausgestoßenen. Es liegt lange zurück,
aber manche von uns wissen heute noch, wie es war,
ein Mensch zu sein. Einige von uns sind entführt und
in den Labors von Shub verändert worden, andere
waren Testobjekte von Löwensteins Wissenschaftlern. Manche von uns erinnern sich noch an Silo
Neun und die Hölle des Wurmwächters. Sie alle haben gute Arbeit geleistet – so gut, dass wir weiterleben, obwohl viele von uns lieber stürben, als das zu
sein, was man aus uns gemacht hat. Die einzige
Hoffnung, die wir je hatten, seid Ihr, Todtsteltzer;
dass einer aus Eurem Clan kommen würde, den Ring
am Finger, um uns zu retten. Gestattet Ihr uns, Euch
zu unserer Stadt zu geleiten?«
»Jesus!«, sagte Jesamine. »Ihr habt eine Stadt?«
»Ja«, sagte der Albino und probierte etwas, was
vielleicht ein Lächeln sein sollte. »Wir sind keine
Vollzeitmonster.«
»In Ordnung«, sagte Lewis. »Dann sehen wir mal,
wie viel unheimlicher dieser Planet noch werden
kann. Garantiert Ihr meine Sicherheit und die all
meiner Begleiter?«
»Natürlich. Ihr seid der Todtsteltzer.«
»Denkst du, wir können ihm trauen?«, flüsterte Jesamine Lewis ins Ohr.
»Bleibt uns etwas anderes übrig? Kein Wort, Rose!« Lewis verneigte sich vor dem Albino. »Geht
voraus, Sir … Tragt Ihr auch einen Namen?«
»Ja«, antwortete der Albino. »Wir haben jedoch
alle geschworen, unsere alten Namen nicht mehr zu
gebrauchen, bis wir wieder zu Menschen geworden
sind. Und Ihr könntet nicht aussprechen, wie ich heute genannt werde. Hier entlang.«
»Jetzt mal langsam!«, mischte sich Rose ein. »Wo
ist Brett?«
Alle blickten sich um. Rose entfernte sich, um die
Leichen der Gefallenen zu untersuchen. Jesamine
zupfte Lewis verstohlen am Ärmel, damit er ihr zuhörte, und murmelte ihm ins Ohr:
»Erwarten diese Kreaturen, dass sie wieder in
Menschen verwandelt werden? Man hat sie aber
doch hier abgesetzt, weil nichts mehr für sie getan
werden konnte. Was erwarten sie dann von dir?«
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Lewis leise.
»Und dieses ganze Gerede von einer Prophezeiung
macht mir Sorgen. Ich bin niemandes Retter.«
»Er ist nicht hier«, stellte Rose fest und gesellte
sich wieder zu ihnen. »Er ist aber auch nicht tot. Ich
hätte gespürt, falls man ihn getötet hätte.« Sie blickte
sich langsam um und deutete dann mit Bestimmtheit
zu der Lichtung hinüber, von der sie gekommen waren. »Er versteckt sich. Der arme Brett. Immer versteckt er sich.«
Sie suchte auf der Lichtung nach ihm. Lewis und
die anderen blieben, wo sie waren, weil die Monster
bei der Vorstellung, ihr Todtsteltzer könnte wieder
fortgehen, sichtlich nervös wurden. Rose trat bedächtig auf die Lichtung hinaus und drehte den Kopf hin
und her, als lauschte sie auf etwas, das nur sie hören
konnte. Sie und Brett waren gedanklich verbunden,
würden es für immer bleiben, und nicht mal sein
ESP-Zwang konnte ihn vor ihr verbergen. Sie entdeckte ihn, zusammengerollt in den stinkenden Eingeweiden eines toten Monsters. Sie packte ihn am
Arm und zog ihn heraus. Er versuchte sich zu wehren
und heulte dabei kläglich, hatte ihrer Kraft aber
nichts entgegenzusetzen. Sie lehnte ihn an den Kadaver und wischte ihm mit dem Lappen, den sie gewöhnlich für ihr Schwert benutzte, das Blut vom Gesicht. Endlich erkannte er sie und brach erneut in
Tränen aus, warf die Arme um sie und drückte sie
fest an sich. Rose gestattete es und bewegte sich
nicht. Er lehnte das müde Haupt an die Lederpanzerung ihrer Schulter, erschöpft von Kampf und Panik
und Tränen, und sie legte langsam einen Arm um ihn
und hielt ihn.
»Ich habe hier nichts zu suchen«, sagte er elend in
ihre Schulter hinein. »Ich bin weder Held noch Krieger. Ich bin dem nicht gewachsen. Und ich habe das
Schwert verloren.«
»Wir besorgen dir ein neues«, sagte Rose. Sie war
es nicht gewöhnt, anderen Trost zu spenden, aber sie
gab sich Mühe. Sie glaubte, inzwischen zu verstehen,
was Trost eigentlich war, auch wenn sie selbst nie
Bedarf danach verspürte. Sie hätte es auch für niemanden sonst getan, aber Brett … war anders. Sie
tätschelte ihm zögernd die Schulter und wiegte ihn
sogar ein bisschen. »Halte dich eng an mich, Brett.
Solange du
Weitere Kostenlose Bücher