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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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drei Meter tiefen
Absturz, der anscheinend auf einem flachen Boden
mit etwa fünfundzwanzig Prozent Neigung endete.
Er vermutete, dass man ein grobes Seil aus der hiesigen Vegetation flechten konnte, aber offen gesagt,
wollte er einfach nicht länger warten. Er setzte sich
auf die Kante des Spalts, die Beine ins Dunkle hängend, und drückte sich ab. Er landete heftig auf dem
Steinboden und fiel der Länge nach hin. Rasch war
er wieder auf den Beinen, stützte sich gegen die starke Neigung ab und blickte sich mit Hilfe der Taschenlampe um. Alles war ganz still und kalt wie in
einem Grab, und die Düsternis verschluckte das
Licht nach gerade mal vier Metern. Er konnte nicht
mal feststellen, wie groß der Raum hier war. Er vermutete, dass er laut rufen und nach dem Echo lauschen konnte, hegte jedoch das starke Gefühl, dass es
womöglich eine richtig schlechte Idee war, hier
Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
»Na?« Das war Jesamine von draußen, aber Lewis
fuhr trotzdem zusammen. »Können wir hinunterkommen, Lewis? Ist es sicher?«
»Scheint so«, antwortete er rasch. »Kommt herunter. Ich sehe hier keine Spuren von einem Empfangskomitee.«
»Verständlich«, fand Jesamine. »Sie wussten ja
nicht, dass ich kommen würde.«
Sie sprang lässig durch die Öffnung und hielt mühelos die Balance auf dem schrägen Fußboden. Rose
musste Brett herunterlassen und folgte ihm dann
schnell, Schwert und Pistole in den Händen. Samstag
und Fremdenführer mussten die Lücke erst etwas
verbreitern, aber endlich zwängten sie sich hindurch
und schlossen sich den Übrigen an. Lewis schwenkte
den Lichtschein der Taschenlampe und versuchte
sich über eine Richtung schlüssig zu werden, die er
einschlagen wollte, aber da warteten nur Dunkelheit
und kaltes Gemäuer, und nirgendwo war ein Geräusch zu hören, das nicht auf die Gruppe selbst zurückging. Die Luft war trocken und staubig und
kribbelte in Lewis Rachen. Er kam sich vor wie ein
Grabräuber.
Und dann spürten sie einen unvermittelten Ruck,
als erbebte die ganze Burg und rührte sich im Schlaf.
Der Boden drückte von unten gegen ihre Füße und
beruhigte sich dann wieder, und auf einmal standen
sie alle im gleichen Winkel wie der Fußboden. Eines
nach dem anderen leuchteten Lampen auf: leuchtende silbrige Halbkugeln an der Decke. Ein breiter
Steinkorridor nahm ringsherum Gestalt an und erstreckte sich in beide Richtungen. Und irgendwo in
großer Ferne und Tiefe spürten sie ein gewaltiges
Kraftwerk anspringen und die Burg nach vielen langen Jahren des Schlafes wieder mit Strom versorgen.
»Sie lebt«, flüsterte Brett. »Die ganze Burg erwacht. Sie weiß, dass wir hier sind.«
»Lampen und künstliche Schwerkraft«, sagte Jesamine. »Nicht schlecht nach einer heftigen Bruchlandung vor zweihundert Jahren. Ich erkläre mich
offiziell für beeindruckt, meine Lieben.«
Lewis schaltete die Taschenlampe aus und steckte
sie weg. »Das hier ist die ursprüngliche Todtsteltzerburg«, sagte er leise. »Sie war schon tausend Jahre
alt, als Owen sie hier auf Shandrakor fand und erneut
zum Leben erweckte. Damals baute man für die
Ewigkeit. Und jetzt sind wir hier und suchen Hilfe
gegen die Ungerechtigkeit, genau wie es Owen tat.
Es ist … als spazierte man aus der Geschichte in die
Legende hinüber, an einen Ort, wo Träume wahr
werden und Wunder geschehen können …«
»Wir gehören nicht hierher«, sagte Brett und flüsterte dabei immer noch. »Dies ist eine Stätte der Helden und Krieger. Der Art Menschen, die in Legenden
gehören. Im Gegensatz zu uns. Das ist alles so …
groß und wichtig …«
»Warum flüsterst du?«, wollte Rose wissen.
»Hast du denn keinen Respekt?«, hielt ihr Brett
entgegen. »Nein, natürlich nicht. Dumme Frage.«
»Kommt schon, Brett«, sagte Lewis. »Ich kenne
Euch nicht als jemanden, dem es jemals an Ehrgeiz
gefehlt hätte. Denkt an die Schätze!«
»Ja«, sagte Brett nach einem Moment. »Das hilft
wirklich.«
Schließlich bestimmte Lewis die Richtung aufs
Geratewohl und ging voraus durch den breiten langen Flur. Schartige Risse zogen sich über die Wände,
und hier und da waren große Steinblöcke heruntergefallen und lagen auf dem Boden herum. Zuzeiten hob
sich der Boden, bäumte sich auf, und zuzeiten funktionierte die Deckenbeleuchtung nicht. Wandbehänge
und verblasste Porträts seit Jahrhunderten toter Menschen zierten den Flur ebenso wie Ausstellungen antiker Waffen. Man erblickte auch Ausläufer moderner

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