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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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war eindeutig ganz in eigene Gedanken versunken.
Brett beschloss, ihn dabei nicht zu stören.
Und endlich erreichten sie den großen Saal. Das
Herz und Zentrum der allerersten Todtsteltzerburg.
Es war eine große, lange Halle aus massiven Steinmauern, die Sparrendecke größtenteils weit über ihnen im Schatten versunken. Der Saal war auch völlig
leer. Kein Mobiliar, keine Spur von Menschen, nicht
mal ein Fetzen Teppich auf dem Steinboden oder irgendein Schmuck an den Wänden. Die Schritte der
Gruppe hallten laut durch die Stille, als Lewis seine
Gefährten langsam tiefer in den Saal führte. Nichts
und niemand begrüßte sie nach ihrer langen Reise ins
Innere der Burg. Lewis rief ein paar Mal laut, aber
niemand antwortete. Eine Zeit lang standen sie nur
herum und fragten sich, was sie nun machen sollten,
und alle empfanden dieses Erlebnis stark als einen
Tiefpunkt, ja als Verrat. Letztlich sagte Lewis, sie
sollten sich einfach hinsetzen und warten und sich
dabei etwas ausruhen. Sollten die Lektronen der
Burg erst mal ganz wach werden und bemerken, dass
sie Besuch hatten.
Brett knurrte irgendetwas vor sich hin, und es
klang danach, dass wenigstens niemand auf sie
schoss oder sie wieder rausschmiss, und ging dann in
eine Ecke hinüber und setzte sich, sodass er den Rücken an der Wand hatte und alle Eingänge im Auge.
Rose setzte sich mit gekreuzten Beinen neben ihn,
balancierte das Schwert auf den ledergekleideten
Schenkeln und machte sich daran, die Klinge mit einem Stück Stoff zu reinigen und zu polieren. Fremdenführer verdrückte sich in eine andere Ecke, um
dort seine Ruhe zu haben. Vielleicht, weil er sich
nicht würdig fühlte, zur Gruppe des großen Todtsteltzer zu gehören; vielleicht, weil er wusste, dass die anderen sein Aussehen beunruhigend fanden; oder vielleicht auch, weil er seinen Insekteninstinkten und
dem, wozu sie ihn womöglich trieben, nicht ganz traute, jetzt, wo nichts anderes ihn mehr ablenkte.
Lewis setzte sich vor den großen leeren Kamin,
dessen Innenwände geschwärzt waren von vielen
Schichten uralten Rußes. Jesamine setzte sich neben
Lewis, lehnte sich an seine Schulter und seufzte
schwer.
»Müde?«, fragte Lewis. »Tut es dir Leid, dass du
mitgekommen bist?«
»Müde bis in die Knochen, Darling, aber Leid …
nein. Überhaupt nicht. Ich verändere mich, Lewis.
Ich spüre es. Je mehr ich kämpfen und mich selbst
verteidigen muss, desto besser werde ich darin und
desto besser fühle ich mich. Seit Ewigkeiten habe ich
mich nicht mehr so selbstsicher gefühlt! Es erinnert
mich an früher, als ich gerade meine Karriere begann
und ich, wenn der Abend vorbei war, nur dann das
Geld vom Klubmanager bekam, wenn ich ihm eine
Pistole an den Kopf hielt und auszuprobieren drohte,
ob sie wohl geladen war. Mir war noch gar nicht klar
gewesen, welche Grenzen mich einsperrten. Und wie
ich mich gelangweilt habe … Ich meine, zumindest
einer der Gründe, warum ich bereit war, Douglas’
Königin zu werden, bestand darin, dass es beruflich
nur noch abwärts gehen konnte. Wenn man alle seine
Ziele erreicht hat, lautet das Problem: Wie soll die
Zugabe aussehen? Um die Wahrheit zu sagen, Süßer:
Seit Jahren hatte ich nur noch Leerlauf. Nahm Rollen
an, die meiner gar nicht würdig waren, nur damit die
Öffentlichkeit mein Gesicht nicht vergaß. Aber jetzt
… ich hatte vergessen, wie gut es sich anfühlt, vor
Aufgaben gestellt zu werden und sie zu meistern.
Also freue ich mich, dass wir das zusammen tun,
Liebster. Ich fühle mich bei dir so lebendig! Lebendiger als seit Jahren.«
»Heißt das, dass du nicht mehr stöhnen und meckern wirst?«, fragte Lewis ernst.
Jesamine schnaubte. »Darling! Ich muss schließlich einen Ruf wahren, sogar hier!«
Beide lachten leise. Lewis legte den Arm um Jesamine, und sie kuschelten sich aneinander. Lewis
hing dabei jedoch ganz eigenen Gedanken nach. Die
neue Jesamine gefiel ihm. Es war schön zu sehen,
wie sie stärker wurde und aufblühte. In einem ganz
tiefen Winkel, wo er jenen Gedanken nachhing, die
er nicht bei Tageslicht zu betrachten wagte, machte
er sich Sorgen, es könnte der Tag kommen, an dem
Jesamine so stark und unabhängig war, dass sie ihn
nicht mehr brauchte. Und dass sie ihn, wenn sie ihn
nicht mehr brauchte, vielleicht auch nicht mehr wollte. Und die einzige Möglichkeit, sie dann noch zu
behalten, hätte darin bestanden … ihren Geist zu brechen, sie wieder abhängig zu machen. Er wusste

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