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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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nur einen Augenblick lang anzustrengen, wenn sie eine ganze Stadt durch Entzug der
Wahrnehmung zum Schreien bringen wollte. Oder
sie sendete telepathisch all das, was sie gespeichert
hatte – alle Wahrnehmungen und Empfindungen zugleich, wie eine lebendige Gedankenbombe, sodass
sie auf zahllose Kilometer hinaus alle Sinne überlastete.
    Und schließlich tauchte der Graue Zug auf. Er hatte keinen Körper mehr und bestand nur durch fortgesetzte Willensanstrengung als individuelles Wesen
fort. Er manifestierte sich am Treffpunkt als Wolke
aus grauen Flocken von mehr oder weniger menschenähnlicher Gestalt, und diese Flocken bestanden
aus Staub und Schutt, zusammengezogen aus der
Umgebung. Er war nur noch eine Erinnerung an sein
früheres Selbst, und falls seine Konzentration jemals
schwankte, dann blieb nicht mal mehr das. Heute sah
er noch unbestimmter aus als üblich, ein graues Gespenst in einer steinernen Halle, geschwächt durch
die Vorfälle auf Shandrakor.
    Von jeher war es Spezialgebiet des Grauen Zuges,
Besitz von anderen zu ergreifen – der erste Überesper, dem es gelungen war, seine Gedanken in ein
fremdes Bewusstsein zu projizieren und es so in Besitz zu nehmen. Unter der Knute seines Willens wurden die Besessenen zu bloßen Körperhüllen, durch
die er lebte und ersatzweise eine Welt erfuhr, die ihm
verloren gegangen war. Es war der Graue Zug, der
unzufriedene, abtrünnige Esper darin unterwies, wie
sie zu Elfen wurden – denn es amüsierte ihn. Und so
war es für ihn die nahe liegende Entscheidung gewesen, jene dreizehn Paragone zu übernehmen, die nach
Shandrakor entsandt wurden. Die aus dem Ersten
Imperium stammende Technik der Todtsteltzerburg
zerstörte jedoch seinen Zugriff auf ihre Körper und
warf ihn durch fremdartige Energieformen aus ihren
Gedanken. Noch war der Graue Zug dabei, sich wieder zu erholen.
    Die Überesper. Das Gezücht der Mater Mundi.
Mächtig über jedes Begreifen hinaus, unwiederbringlich verkrüppelt, gezwungen, wie Ratten in den
Mauern der Gesellschaft zu leben.
    Als letztes Monster – denn er hatte es immer nötig,
den großartigen Auftritt hinzulegen – erschien natürlich Finn Durandal. Er spazierte zur einzigen Tür
herein, eine schicke und prachtvolle Erscheinung in
der schwarzen Lederrüstung des Champions, und er
blickte sich lässig um, als genösse er täglich einen
derart grotesken Anblick und wäre nicht im Mindesten beeindruckt. Er zeigte ein entspanntes Lächeln,
ganz der perfekte Prinz im Kreis der Höflinge aus
irgendeinem Kindermärchen, und dann lehnte er sich
gelassen an die Wand und verschränkte die Arme.
    »Nun gut«, murmelte er. »Wie es scheint, ist die
ganze Bande versammelt. Die heimlichen Könige
und Königinnen des Imperiums.«
    »Woher wusstet Ihr von diesem Ort?«, wollte Höllenfeuer Blau mit ihrer sehr sehr kalten Stimme wissen. »Wer von uns hat ihn Euch verraten?«
    »Oh, keiner von Euch«, antwortete Finn locker.
»Aber ich habe viele nützliche Bundesgenossen. Die
KIs von Shub beispielsweise. Ihr wärt überrascht,
was die alles wissen. Sie wissen von Euch, und sie
kennen diesen Treffpunkt. Sie haben mir ihre Kenntnisse nur zu gern übermittelt, um im Gegenzug einen
detaillierten Bericht über Euch und diese Versammlung zu erhalten. Sie lieben es ja so sehr, Daten zu
sammeln! Können wir jetzt bitte zur Tagesordnung
kommen? Ich bin sicher, dass keiner von uns länger
hier sein möchte als unbedingt nötig. Die Elfen haben mir berichtet, dass sie die Lenkungsgewalt über
die Paragone zu verlieren drohen. Und das dürfen
wir doch nicht zulassen, oder? Also muss jemand
hier für einige Zeit die Kontrolle über die restlichen
Paragone übernehmen, damit die Elfen Gelegenheit
erhalten, sich ein bisschen auszuruhen.«
    »Unmöglich«, antwortete der Graue Zug sofort.
Seine weiche seufzende Stimme war kaum zu hören
und erinnerte an das Echo eines Gedankens. »Derzeit
kann ich nicht mehr leisten, als die eigene Identität
zu bewahren. Die alte Wissenschaft hat mich verletzt, gebannt, vermindert. Ich bin nicht mehr, was
ich war.«
    »Übergebt sie mir«, verlangte Kreischende Stille
mit ihrer fetten öligen Stimme. Sie leckte sich die
gewaltigen Lippen und klatschte die mächtigen Hände zusammen, sodass Schockwellen durch den riesenhaften Leib rollten. »Je mehr, desto lustiger, so
lautet von jeher mein Motto! Wir werden ja so viel
Spaß haben … Aber mein süßer Finn, allerliebster
Verräter,

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