Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
im allerletzten Augenblick, verletzten einander mit beinahe klinischer
Präzision. Ihre Kleidung litt, und Blut spritzte auf
den dicken Teppich, aber keiner stieß einen Schrei
aus. Es ging hin und her; teils tauschten sie Schläge
aus, teils kämpften sie auf engstem Raum, setzten
mörderische Griffe an, strebten mit den Fingern
nach Druckpunkten, und die Körper waren nass
von Schweiß, während die Leidenschaft sie weiter
antrieb. Antikes Mobiliar und unbezahlbare Erbstücke gingen zu Bruch, und beide waren so in den
Kampf vertieft, dass sie es nicht mal bemerkten.
Die Wachleute draußen hämmerten an die Tür und
verlangten Einlass, aber Frankie hatte das Schloss
arretiert.
Douglas und Frankie führten einen Kampf mit
wunderbarer Geschicklichkeit und tödlicher Wut.
Frankie kannte jeden schmutzigen Trick, den es nur
gab, aber Douglas war ein ausgebildeter Paragon,
und am Ende erwies er sich als Profi und sie nur als
begabte Amateurin. Douglas duckte sich unter einem
sorglos geführten Schlag hindurch, riss Frankie herum und packte sie in einem doppelten Nackenheber.
Mit beiden Händen hielt er ihren Nacken umfasst
und drückte den Kopf nach vorn, während sie die
Arme hilflos ausstreckte. Sie wehrte sich, rammte
ihn mit ihrem wunderbaren Körper, konnte sich aber
nicht aus dem Griff befreien. Sie verfluchte ihn heftig und trat ihm auf die Füße. Douglas setzte noch
mehr Druck ein und zwängte ihr Kinn auf das
Schlüsselbein, bis sie vor Schmerz und Wut schrie,
als ihre Nackenwirbel laut knarrten.
»Das reicht jetzt«, sagte Douglas, der bemüht war,
wieder zu Atem zu kommen. »Es ist vorbei! Ergebt
Euch und stellt Euch einem Gericht, oder sterbt
gleich hier!«
»Ihr habt dazu nicht den Mumm!«, rief Frankie.
»Der Höllenfeuerclub wird Euch für diese Beleidigung umbringen! Niemand widersetzt sich uns! Wir
werden Euch erneut an die Kehle gehen, so lange es
auch dauert, bis wir Euch endlich kriegen. Lasst
mich los, verbeugt Euch vor mir, und Ihr könnt immer noch etwas erreichen!«
Und irgendwie gelang ihr der unmögliche Trick,
sich die rechte Schulter auszurenken, und der rechte
Arm mit dem Dolch in der Hand schlängelte sich
hinter ihn und zielte direkt auf seine Rippen. Douglas
spannte die Armmuskeln an und brach ihr mit lautem
Knacken das Genick. Sie wurde schlaff, und der
Atem verließ sie. Der Knochendolch fiel ihr aus der
toten Hand. Douglas ließ los, und sie sackte wie eine
schöne, aber zerstörte Puppe auf den Boden. Douglas
kniete sich neben sie.
»Ich habe etwas erreicht«, sagte er leise. »Ich bin
der König. Und ich verurteile dich wegen Verrats
zum Tode.«
Sein Atem beruhigte sich, während er neben Frankies Leiche saß. Er vernahm ein lautes Pochen, aber
ob es vom eigenen Herzschlag herrührte oder von
den Wachleuten an der Tür, das wusste er nicht. Er
blickte auf die eigenen Hände, und er hatte noch Blut
an ihnen. Und so fanden ihn Anne Barclay und die
Wachleute, als sie endlich die Türen eingeschlagen
hatten und hereingestürmt kamen: König Douglas
saß neben der Leiche seiner Verlobten und hatte ihr
Blut an den Händen.
»Oh mein Gott!«, sagte Anne. »Douglas … was
hast du getan?«
»Er hat sie umgebracht!«, rief einer der Wachleute. »Der Mistkerl hat Schätzchen Mackenzie umgebracht!«
Er wollte auf Douglas losgehen, und sein Kamerad
musste ihn festhalten. Anne kam langsam näher, und
Douglas blickte zu ihr auf.
»Ich musste sie töten. Sie hat zum Höllenfeuerclub
gehört.«
»Natürlich hat sie das, Douglas. Jetzt steh bitte
auf, damit sie die Leiche wegtragen können. Ich …
hole jemanden, der dich wegbringt.«
»Es war anders, als es aussieht, Anne. Sie hat versucht, mich umzubringen.«
»Sie? Mit bloßen Händen, die harmlose kleine
Schätzchen Mackenzie? Die Frau, die deine Gattin,
deine Königin werden sollte? Oh Douglas …« Anne
legte sich eine Hand an den Kopf und schluckte
schwer. »Wir können das unmöglich vertuschen,
Douglas. Ich kann nichts für dich tun. Oh Gott … ich
hätte nie mit der Idee einer zweiten Hochzeit einverstanden sein dürfen. Nicht so bald nach … indem ich
sie dir vorstellte, habe ich sie praktisch eigenhändig
umgebracht.«
»Sie hat …«
»Ich möchte es nicht hören, Douglas! Oh Jesus,
ich hätte dich nie so lange allein lassen dürfen. Ich
wusste ja, dass du depressiv bist, aber … Ich hatte
nie vor … Oh verdammt, es tut mir Leid, Douglas.
Du bist jetzt zu weit gegangen. Ich
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