Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
bot eine solch greifbare
Lektion! Hoffentlich nahm die Person, welche er
letztlich dafür aussuchte, ihren Job diesmal ernst.
Schätzchen Mackenzie, auch bekannt als Frankie,
überwand durch Bestechung und Verführung die
Wachposten vor König Douglas’ Tür, schneite fröhlich in die königlichen Privatgemächer und verschloss die Tür hinter sich mit einem Schlüssel, der
alle Welt aussperrte, darunter auch die Wachposten.
Sie hatte eine Menge zu sagen und zu tun und gedachte nicht, sich dabei stören zu lassen. Douglas
erhob sich aus seinem Sessel und hatte schon einen
höflichen Einwand auf den Lippen, hielt ihn aber zurück, als er diesmal einen anderen Zug an seiner Verlobten entdeckte. Ihr Gesicht war so schön und sinnlich wie immer, aber die Augen blickten kalt, und die
vollen Lippen waren zu einer schmalen Linie zusammengedrückt. Sie marschierte auf ihn zu wie eine
Kriegerin, die in die Schlacht zog, und Douglas warf
sein Buch in den Sessel und empfing sie mit einem
kalten, nachdenklichen Blick eigener Machart.
Schätzchen schien nicht glücklich, ihn zu sehen. Sie
blieb direkt vor ihm stehen, und ihre Augen bohrten
sich in seine.
»Die Zeit fürs Maskenspiel ist abgelaufen, Feldglöck. Es wird Zeit zu sagen, wer wir wirklich sind
und was wir wirklich möchten.«
»Tatsächlich?«, fragte Douglas. »Wie außerordentlich faszinierend. Welchem Umstand genau verdanke ich die Freude dieses Besuchs, Schätzchen?«
»So lautet mein Name nicht. Nicht mein richtiger
Name. Ich wurde geboren als Francine Wolf.« Sie
lächelte wieder, als sie seine Reaktion sah. »Das
stimmt, Feldglöck. Ich bin das aktuelle Oberhaupt
einer Familie, die einst der größte Feind Eures Clans
war. Unsere Ahnen brachten einander nur so zum
Spaß um. Und jetzt bin ich Euch zur Ehe versprochen – falls wir beide lange genug leben. Wie sich
zeigt, haben wir einen gemeinsamen Feind, jemanden, der uns beiden den Tod wünscht, sofern wir uns
nicht darauf einigen, unsere Differenzen mitsamt unseren Masken auf die Seite zu legen und zusammenzuarbeiten.«
»Dieser Feind«, sagte Douglas. »Trägt er auch einen Namen?«
»Der Durandal«, antwortete Frankie und bleckte
die perfekten Zähne zu einem Lächeln, das eher an
ein Knurren erinnerte. »Finn plant, Euch durch James zu ersetzen. Das muss Euch inzwischen klar
geworden sein.«
»Vielleicht«, sagte Douglas. »Und vielleicht bin
ich gar nicht das gebrochene Schilfrohr, das ich anderen gegenüber spiele. Aber warum sollte ich ein
Bündnis mit Euch eingehen, Wolf? Ich brauche nur
neben Euch zu stehen, und der Gestank von Hintergedanken überwältigt mich beinahe.«
»Ihr braucht mich, weil Ihr zugelassen habt, dass
man Euch isoliert. Ihr habt weder Freunde noch
Bundesgenossen, und sogar das Parlament hat sich
von Euch abgewandt. Für einen Paragon und Fürsten
wart Ihr bemerkenswert naiv. Ihr hättet Eure Freunde
wirklich sorgfältiger aussuchen sollen. Finn hat sich
zu Eurem größten Feind entwickelt; Lewis ist ein
Gesetzloser, und Anne … schläft mit James. Ah, das
wusstet Ihr also noch nicht. Ich war da nicht sicher.«
»Die arme Anne«, sagte Douglas. »Es wird ein böses Ende mit ihr nehmen, und ich kann ihr nicht
mehr helfen.«
»Sie hat Euch verraten! Sie hat Finn ihre Seele
verkauft!«
»Sie muss schon lange gelitten haben. Und ich war
immer zu beschäftigt, um es zu bemerken. Aber andererseits scheine ich eine Menge nicht zu bemerken.
Was möchtet Ihr, Wolf?«
»Eure einzige Hoffnung besteht darin, Finn und
James zu vernichten, ehe sie Euch an die Gurgel gehen. Und dazu braucht Ihr mich und die Leute, die
ich repräsentiere. Ich bin der Höllenfeuerclub, Douglas. Jetzt seht mich nicht so an! Wir sind wahrscheinlich die letzte Macht im Imperium, die sich nicht
dem Durandal beugt.«
Douglas zeigte ihr ein Gesicht, das so kalt war wie
ihres. »Falls man in diesem verfallenden Imperium
etwas findet, das noch gemeiner und verachtenswerter ist als Finn Durandal, dann den Höllenfeuerclub.
Denkt Ihr, ich hätte all die Gräueltaten vergessen, die
Eure Leute über die Jahre verübt haben? Habt Ihr
vergessen, wie viele Eurer Leute ich umgebracht habe?«
»Seltsame Zeiten schmieden seltsame Bündnisse,
Feldglöck. Lasst Euch nicht von Eurer kindischen
Ablehnung unserer Methoden blind für die Gelegenheiten machen, die sich hier bieten. Willigt ein, mit
mir, mit uns zusammenzuarbeiten, und wir machen
Euch wieder zum König. Einem echten
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