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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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Markham sein, der große Macher, der Abgeordnete von Madraguda! Obwohl er vermutete, dass man ihm sogar diesen Titel
aberkennen würde, nachdem man ihn zum Verräter
erklärt hatte. Aber falls er kein Abgeordneter mehr
war, was dann? Tel war es gewöhnt, sich durch das
zu definieren, was er tat – durch Titel, Macht und
Einfluss. Nachdem all das nun nichts mehr bedeutete, war er da noch Tel Markham? Wer war er denn
wirklich? Woran glaubte er? Er hatte nie an irgendeine Sache geglaubt, die er unterstützte, nicht ein
einziges Mal; all das war nur Mittel zum Zweck gewesen, damit er als großer Macher reüssieren konnte.
Jetzt blieb ihm nichts weiter als seine nackte Persönlichkeit, und wenn er richtig hinsah, schien das nicht
viel zu sein.
    Nein, da bot sich doch eine einsame Gewissheit:
Er war ein Mann, der nicht bereit war, den eigenen
Bruder zu ermorden.
    Tel lächelte langsam, ein kaltes Lächeln. Wenn einem alles weggenommen wurde, bleibt immer noch
etwas zurück: Rache. Und Finn hätte wirklich daran
denken sollen, dass jemand, der nichts zu verlieren
hat, der Gefährlichste überhaupt ist.
    Finn Durandal entschied, Angelo Bellini selbst zu
ermorden und dabei den Anschein zu erwecken, Tel
Markham hätte es getan. Und so spazierte er durch
die Kathedrale, nickte Marion an ihrem Schreibtisch
beiläufig zu, betrat ohne Ankündigung Angelos Büro, zerrte den Engel von Madraguda über den
Schreibtisch und erwürgte ihn mit bloßen Händen.
Finn sah mit beinahe klinischem Interesse zu, wie
Angelos Gesicht erst rot und dann dunkel wurde, wie
ihm die Augen aus dem Kopf quollen, während er
nach Atem rang und mit seinen weichen, nutzlosen
Händen hilflos auf Finn einschlug. Aber am Ende
war alles rasch vorbei, und Finn war etwas überrascht und enttäuscht, als er feststellen musste, dass
er es gar nicht sonderlich genossen hatte. Es war nur
Arbeit gewesen, ein notwendiges und etwas unerfreuliches Detail, um das er sich hatte kümmern
müssen, und jetzt war er damit fertig. Finn ließ die
Leiche auf den Teppich fallen, spazierte hinter den
Schreibtisch und setzte sich auf Angelos Stuhl, um
über das Problem nachzudenken.
    Finn fiel es immer schwerer, noch Dinge zu finden, an denen er Spaß hatte. Wenn man alles tun
kann und niemand in der Lage ist, einen daran zu
hindern, raubt das jeden Reiz. Er brauchte immer
stärkere Stimulanzien, um munter zu werden und
sich zu unterhalten, um sich in Gang zu halten. Er
hatte all die üblichen Sachen angestellt, all die üblichen Tabus gebrochen, und jetzt … war die Langeweile sein größter Feind. Allmählich begriff er, was
die Elfen zu solch abscheulichen Exzessen trieb.
Wenn nichts mehr verboten oder unmöglich ist, verliert auch die übelste aller Sünden ihren Geschmack.
Finn hatte im Namen der Freiheit sämtliche moralischen Hemmungen abgeschüttelt und es berauschend
gefunden; jetzt fand er jedoch heraus, dass man sich
nur um nichts mehr zu scheren brauchte, damit auch
nichts mehr Bedeutung behielt. Wahrscheinlich wäre
es anders gewesen, hätte ihn starker physischer Appetit umgetrieben – nach Speise und Trank und Sex.
Für nichts davon hatte er jedoch viel Verwendung.
Es wäre auch hilfreich gewesen, falls da echte Liebe
im Spiel gewesen wäre, aber in seinem Fall konnte
man davon nicht reden. Hass war ihm stets leichter
gefallen. Wie es schien, blieb ihm nun nichts weiter
als die unterschwelligen Freuden, die es mit sich
brachte, wenn man intrigierte und sich planerisch mit
anderen maß. Das und die glückliche Befriedigung
der Rache.
    Er gedachte nach wie vor, das Imperium zu stürzen
und den Sturz zu bejubeln – aber er war nicht mehr
annähernd so überzeugt davon, dass man ihm noch
die Mühe auferlegen konnte, es wieder aufzubauen.
    Finn betrachtete nachdenklich den verwesenden
Kopf auf Angelos Schreibtisch. Die Hässlichkeit des
Dings war ihm ein Gräuel. Also entfernte er den
Kopf vom Stachel und warf ihn weg. Er stand auf,
ging zu Angelos Leiche, schnitt den Kopf ab und
nahm ihn zurück zum Schreibtisch. Er steckte ihn auf
den Briefhalter und achtete sorgsam darauf, den Sitz
auch richtig gerade hinzubekommen. Dann lehnte er
sich zurück, um ihn zu betrachten. Besonders gefiel
ihm der Ausdruck der Überraschung, der immer noch
in den schlaffen Zügen zu erkennen war. Er entschied, ihn dort zu belassen, als Geschenk für das
neue Oberhaupt der Militanten Kirche, wer auch immer das sein würde. Der Kopf

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