Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
König diesmal. Gemeinsam können wir die Position des Durandal untergraben und ihn stürzen, seine Leute für unsere Sache gewinnen und die alten Zeiten wiederbeleben, die Zeiten von Clan und Geburtsrecht und
Tradition.« Sie stand jetzt ganz dicht vor ihm; ihre
Augen glänzten, und ihre Worte brannten vor Überzeugung. »Die großen Familien nehmen aufs Neue
ihren rechtmäßigen Platz ein, und wir beide sitzen
auf den großen Thronen des Imperiums und herrschen über alle! Unser Wort wird die Macht über Leben und Tod bedeuten, und alle unsere Feinde werden für immer die Bedeutung von Blut und Leid erfahren!«
»Ich habe mir nie etwas davon gewünscht«, erklärte Douglas rundheraus. »Ich wollte nie König sein.
Wäre ich meinen Waffen treu geblieben und hätte
meinen Vater gezwungen, einen anderen Nachfolger
zu finden, dann … hätte vielleicht nie etwas von dem
hier geschehen müssen.«
»Nun, falls Euer Ehrgeiz es nicht verlangt, dann
vielleicht die Rache? Der Durandal hat Euer Leben
ruiniert und alles zerstört, woran Ihr je geglaubt habt.
Möchtet Ihr, dass er damit durchkommt? Oder seid
Ihr clever genug, um Euch auf unsere Seite zu schlagen und ihn aufzuhalten, ehe er die ganze Welt in
Trümmer gelegt hat?«
»So tief ich auch gesunken bin«, sagte Douglas,
»weiß ich es doch immer noch besser, als einen Pakt
mit dem Teufel zu schließen. Sobald ich mich mit
Euch einlasse, werde ich nie wieder von Euch frei
sein. Welchen Sinn hätte es, einen Tyrannen gegen
einen anderen einzutauschen? Ich werde eine Möglichkeit finden, Finn aufzuhalten, und ich werde auch
eine Möglichkeit finden, Euch aufzuhalten. Ich hoffe,
Ihr genießt die Hochzeit, Wolf. Sie wird alles sein,
was Ihr je von mir erhaltet.«
»Dieses Miststück Blume hat wirklich Eure Eier
gleich mitgenommen, nicht wahr?«, sagte Frankie
und lachte ihm ins Gesicht, während er sie finster
musterte.
Derweil bewegte sie die rechte Hand dichter an
den hoch reichenden Schlitz im Kleid über dem rechten Oberschenkel. Darunter trug sie eine getarnte Lederscheide mit einem langen schmalen Dolch. Das
Leder war aus der eigenen Haut geklont und der
Dolch aus Material des eigenen Schenkelknochens –
weshalb beides bei Sicherheitsabtastungen auch nicht
erkennbar wurde. Und wer führte schon eine Leibesvisitation an einer Frau durch, die ihren angehenden
Ehemann besuchte, nachdem die Abtastung schon
kein Ergebnis gebracht hatte? Falls man Douglas
nicht überreden konnte, das Vernünftige zu tun, dann
blieb Frankie nur eine Möglichkeit offen: Douglas
umzubringen und Beweise zu platzieren, die auf Finn
als Täter hindeuteten. Dann konnte der Höllenfeuerclub das entstehende Chaos nutzen, und ehe man sich
versah, war das kleine Schätzchen Mackenzie Königin geworden. Ihr Hofstaat und ihre Ratgeber würden
sich ausschließlich aus Mitgliedern des Höllenfeuerclubs zusammensetzen, und schon bald würde das
Imperium wach werden und feststellen, dass sich alles verändert hatte: Eine Dunkle Königin hatte dann
die Herrschaft angetreten; Teufel randalierten auf
den Straßen, und Tue, was du willst war der Inbegriff
des Rechts. Es versprach herrlich zu werden. Frankie
lachte wieder, bannte Douglas’ wütende Augen mit
den eigenen und zog den getarnten Dolch aus der
Scheide. Sie beugte sich vor, als wollte sie Douglas
küssen, und stieß mit dem Dolch nach der ungeschützten Leiste.
Außer dass irgendwie unmöglicherweise seine
Hand rechtzeitig ihr Handgelenk packte und den
Stoß kurz vor dem Ziel auffing. Er lachte leise und
verdrehte ihr Handgelenk grausam, bis sie den Dolch
fallen lassen musste. Sie versuchte, mit den langen
Nägeln der freien Hand seine Augen aufzuschlitzen,
und grub ihm blutige Furchen über die Wange, als er
den Kopf zurückriss. Sie befreite sich aus seinem
Griff und wich einen Schritt weit zurück. Einen Augenblick lang standen sie nur da, atmeten schwer und
starrten einander finster an, und dann gingen sie aufeinander los. Schließlich waren sie Feldglöck und
Wolf, Paragon und Höllenfeuerclub, und sie würden
nie etwas anderes sein als Feinde.
Es war jetzt ein Kampf auf Leben und Tod, und
sie beide wussten es.
Sie stießen aufeinander; beide kämpften mit
Sachkunde und Bösartigkeit, wie man es sie gelehrt
hatte. Ihre Hände schlugen zu wie Waffen, suchten
dabei weiche und ungeschützte Stellen. Sie setzten
mörderische Schläge ein, verstümmelnde Schläge,
parierten grausame Angriffe
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