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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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hervorplatzte, vielleicht gar, bis der Schrecken selbst auftauchte; ein kurzer Blick auf die entsetzliche wahre
Natur des Herolds reichte jedoch, um die Überesperin in Panik zu versetzen. Sie wandte sich um und
flüchtete, überließ die Sklaven ihrem Schicksal, und
zwei Frauen und ein Mann schrien auf vor Schreck
und Grauen und Ekel über das, was ihnen angetan
worden war. Sie klammerten sich zitternd aneinander, hoffnungslos besudelt von dem, was die grauenhafte Kreatur in ihren Köpfen und vermittels ihrer
Körper verübt hatte. Aber endlich waren sie wieder
sie selbst, und weil sie Paragone waren, blieb ihr
Geist ungebrochen.
    Kelly Fuchs war klein, schmal, knabenhaft. Blasses Gesicht, fast farblose blonde Haare. Das zerlumpte Hemd war mit Blut und Erbrochenem bekleckert. Yvonne Kirch war eine riesige Walküre von
Frau mit einem breiten Fächer aus pechschwarzen
Haaren, mit olivfarbener Haut und einem scharf geschnittenen Patriziergesicht. Ihre Bluse war bis zur
Taille aufgerissen, und sie zog sie mit zitternden
Händen zu. Avraam Abendroth hatte eine so dunkle
Haut, dass sie schon blau wirkte, und trug etwas, was
früher einmal weiße Roben gewesen waren. Weißer
Haarflaum bedeckte seinen Schädel an einzelnen
Stellen, dort, wo sich die Überesperin nicht die Mühe
mit einer regelmäßigen Rasur gemacht hatte. Ein
Finger an der linken Hand fehlte. Die Überesperin
hatte ihn abgebissen und verspeist, nur um die Erfahrung zu kosten.
    Geschwächt, von Übelkeit erfüllt und fast
wahnsinnig geworden von der langen Besessenheit,
hielten sie einander eine Zeit lang fest und bezogen,
soweit möglich, Trost aus schlichter menschlicher
Nähe; dann lösten sie sich voneinander und blickten
sich in einer Stadt um, in der das Chaos herrschte.
Menschen liefen und schrien auf den Straßen herum;
Verkehr jeglicher Art brauste sinnlos in alle Richtungen. Plünderungen hatten eingesetzt, und Brände
brachen aus. Die ersten Menschen sprangen von hohen Gebäuden. Der Himmel war inzwischen purpurn,
als sich blutrote Wolken über die Sonne legten, als
wollten sie den verletzlichen Heimatstern vor dem
grauenhaften Ding verstecken, das näher kam.
    »Er ist bald da«, sagte Kelly und rieb mit den
Handflächen an den Hüften, als glaubte sie, sie nie
wieder reinigen zu können. »Wir müssen etwas unternehmen.«
    »Wir müssen vom Planeten verschwinden«, sagte
Avraam. »Wir müssen dem Imperium erklären, dass
die Paragone von Elfen besessen sind.«
    »Nein«, wandte Wonne ein. »Zuerst müssen wir
Herakles IV retten.«
Avraam sah sie an. »Ich bin offen für Vorschläge.«
Kelly weinte jetzt; Tränen flossen über ihre zuckenden Wangen. »Wir können nichts tun! Sie hat
uns nichts gelassen. Sie …«
»Das wissen wir«, unterbrach Avraam sie. »Wir
wissen alle, wozu sie uns gezwungen hat. Aber wir
müssen jetzt stark sein, Kelly. Diese Menschen brauchen uns. Darum geht es beim Paragon: stark sein,
wenn andere es nicht mehr sein können.«
»Du warst schon immer ein aufgeblasener Mistkerl, Avraam.« Aber die Tränen versiegten, und Kelly nickte heftig. »In Ordnung. Zuerst sind wir Paragone. Aber was zum Teufel können wir hier ausrichten?«
»Wir starten mit unserem Schiff vom Raumhafen«, sagte Yvonne. »Sicher hat niemand die Abwehreinrichtungen des Schiffs überwinden können.
Wir nehmen direkten Kurs auf den Herold, warten,
bis wir direkt über ihm sind, und überlasten den
Sternenantrieb. Mir ist egal, was genau der Herold
eigentlich ist; ein explodierender Sternenantrieb
könnte eine Sonne ausblasen wie eine Kerze.«
»Theoretisch«, wandte Kelly ein. »Niemand hat es
je versucht, soweit ich weiß.«
»Niemand hat es bislang je tun müssen«, sagte
Avraam.
Sie blickten einander eine Zeit lang an, und dann
zuckte Yvonne die Achseln. »Ach zum Teufel; es ist
ein guter Tag zum Sterben.«
»Selbstmord ist eine Sünde«, entgegnete Kelly.
»Nicht, wenn man seinen Feind mitnimmt«, sagte
Avraam.
»Was ist der Tod schon anderes als eine Befreiung
von unseren Erinnerungen?«, fragte Yvonne. »Für
uns wird er ein Trost sein.«
»Du warst schon immer eine unheimliche Kuh«,
fand Kelly, aber zum ersten Mal umspielte der
Hauch eines Lächelns ihre blassen Lippen.
Sie schritten durch die Stadt, ohne auf die in Panik
geratenen Menschen zu achten, die blind herumliefen. Es dauerte gar nicht so lange, den Raumhafen zu
erreichen, nachdem sie erst mal ein Auto beschlagnahmt hatten. Sie mussten

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