Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
erwarten?«
Emma zuckte hilflos die Achseln. »Heute läuft im
Imperium alles nach den Wünschen des Durandal. Er
ist jetzt in jeder Hinsicht Imperator, vom offiziellen
Titel mal abgesehen.
James ist nur die Fassade. Der König ist ein gebrochener Mann und das Parlament Finns Schoßhund. Ihr seid auf Euch allein gestellt, Sir Todtsteltzer. Wie schlimm ist hier die Lage? Wie lange könnt
Ihr durchhalten?«
»Alle Angehörigen des Clans Todtsteltzer sind in
der Burg«, erklärte Laura. »Wir dachten, hier wären
sie in Sicherheit. Wir hätten nie geglaubt …«
»Wir sind hier sicher, Mutter«, mischte sich Roland ein. »Soll dieser Mistkerl Finn nur seine Heerscharen schicken. Sie haben da draußen nichts, womit sie unsere Burg knacken könnten. Sie ist nur ein
einziges Mal gefallen, damals zur Zeit Davids, und
das auch nur durch einen Verräter im Innern, der
dem Feind die Tore öffnete. Das wird diesmal nicht
geschehen. Wir können auf Monate hinaus so ziemlich jeden Angriff abwehren; wir haben Waffen und
Nahrung und Getränke für alle. Aber irgendwie erwarte ich nicht, dass Finn so lange wartet. Nein, er
führt irgendetwas anderes im Schilde, wenn er mit
dem Offensichtlichen gescheitert ist.«
Er brach ab, als er auf einem privaten Kanal eine
Nachricht über sein Komm-Implantat erhielt. Er
blickte finster drein, drehte sich um und schaltete
einen Monitor über dem Kamin ein. Lola Martinez’
Gesicht füllte ihn aus. Ihre grünen Augen leuchteten
sehr hell, und sie lächelte unnatürlich breit.
»Es macht nichts, dass wir nicht in die Burg gelangen«, erklärte sie rundweg. »Weil Ihr herauskommen werdet. Ich möchte, dass jeder Mann, jede
Frau und jedes Kind des Clans Todtsteltzer die Waffen niederlegt, herauskommt und sich mir ergibt.
Denn andernfalls wird Finn Durandal den Befehl erteilen, die Materiewandlungsmaschinen einzuschalten, die derzeit Euren Planeten umkreisen. Und jedes
Lebewesen auf diesem Planeten wird zu undifferenziertem Protoplasma schmelzen. So einfach ist das.
Ihr kapituliert, oder Eure Welt stirbt. So oder so erhalten wir, was wir möchten. Ihr habt eine Stunde
Zeit. Dann ziehen wir uns zurück, und die Maschinen
leiten ihr Werk ein.«
Der Bildschirm fiel aus. Roland und Laura sahen
einander an. Nina trat dicht neben Emma.
»Er würde es doch nicht wirklich tun, oder?«,
fragte sie leise. »Ich meine, das hier ist Virimonde! Owens Heimatwelt! Nicht mal Finn würde wagen,
sie anzutasten. Oder?«
»Du hast doch seine Sendung gesehen, in der er
den Todtsteltzers die Schuld für den Verlust von Herakles IV gab«, sagte Emma. »Bedenkt man die
Stimmung, in die er die Leute versetzt hat, dann denke ich, kommt er mit allem durch. Eine Menge Leute
würden sogar jubeln, wenn man Virimonde durch
Umwandlung zerstörte.«
»Ich sagte Euch ja, dass er bestimmt noch einen
anderen Plan in der Hinterhand hat«, sagte Roland.
»Der Paragon hat Recht. Uns bleibt keine Wahl. Wir
müssen kapitulieren.«
»Falls Ihr dort hinausgeht, bringt er Euch um«,
gab Emma zu bedenken.
»Ja«, sagte Laura. »Wahrscheinlich. Denn wir sind
ein Symbol, das er einfach beseitigen muss. Denn
Finn kann Lewis mit unserem Tod wehtun. Oder
vielleicht ist er auch einfach nur ein gehässiger, rachsüchtiger kleiner Scheißer. Entscheidend ist jedoch,
dass der Clan fortbestehen wird. Lewis wird irgendwann zurückkehren und die Familie führen, und er
wird uns rächen.« Sie lächelte ihren Ehemann liebevoll an. »Wir hatten ein schönes Leben zusammen,
mein Liebster. Verderben wir das Ende nicht, indem
wir vor Finns Leuten zu Kreuze kriechen.«
»Würde nicht mal im Traum daran denken«, sagte
Roland barsch. »Würde dem kleinen Scheißkerl nicht
diese Befriedigung gönnen.«
»Der Clan lebt weiter.«
»Ja. «
Emma runzelte die Stirn. »Denkt Ihr wirklich, Ihr
könnt darauf vertrauen, dass der Durandal sein Wort
hält?«
»Wir können darauf vertrauen, dass er jedermann
auf Virimonde umbringt, nur um seinen Willen zu
bekommen«, sagte Laura.
»Dann haben wir den ganzen Weg vergebens zurückgelegt«, sagte Emma.
»Wovon redest du?«, fragte Nina. »Wir bringen
eine fantastische Story live und unzensiert! Finn
würde nie wagen, sein Wort vor einem so großen
Publikum zu brechen!«
»Ihr seid ja noch so jung«, stellte Laura fest.
Emma und Nina standen im Schatten des gewaltigen
Haupttores und sahen lautlos zu, wie der ganze Clan
Todtsteltzer hinausmarschierte auf die große Ebene
und
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