Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
Hyperventilieren und dem Versuch, mit ihrer
Kamera alles aufzunehmen. Emma tätschelte ihr beruhigend die Schulter und blickte sich nach einem
Gesprächspartner um. Ein untersetzter Mann in voller Körperpanzerung erteilte den anderen leise Befehle, also entschied sie sich für ihn. Er drehte sich
um, als sie näher kam, und bedachte sie mit einem
amüsierten Lächeln. Er hatte ein freundliches Gesicht
und eine mächtige silberne Löwenmähne von Haar.
»Willkommen in Burg Todtsteltzer«, sagte er.
»Jeder Feind des Durandal ist unser Freund. Euer
Ruf eilt Euch voraus, Paragon Stahl, und ich bin erfreut zu sehen, dass er nicht übertrieben ist. Darf ich
fragen, wie zum Teufel Ihr hierher gelangt seid?«
»Wir haben Freunde«, antwortete Emma. »Wir
sind hier, um über die Ereignisse zu berichten. Meine
Freundin dort drüben, die sich angestrengt bemüht,
nicht auf Eure Fliesen zu kotzen, ist eine sehr erfahrene Reporterin. Ihre Kamera sendet alles live, also
achtet auf Eure Ausdrucksweise. Man hat uns zugesichert, dass das Kamerasignal weder blockiert noch
zensiert werden kann. In der Hoffnung, dass der Durandal nicht wagt, etwas zu offenkundig Scheußliches zu tun, solange alle Welt zusieht.«
»Darauf würde ich kein Geld verwetten, Paragon.
Ich bin Roland Todtsteltzer, derzeitiges Oberhaupt
des Clans.«
»Ist mir eine Ehre, Euch kennen zu lernen, Sir.
Das … Nina, steck den Kopf zwischen die Knie und
atme tief, Liebes … das ist Nina Malapert. Ich denke,
wir müssen miteinander reden, Sir Todtsteltzer.«
»Das denke ich auch«, sagte Roland trocken.
»Hier entlang bitte.«
Emma folgte ihm und nahm dabei Nina mit, die
inzwischen die Augen wieder richtig einstellen konnte. Nach wie vor hielt sie ihre dicke Knarre mit beiden Händen fest umklammert.
»Mir geht es gut!«, sagte sie, aber doch ein klein
wenig zu laut. »Gut! Hast du diese Armee gesehen? Eine ganze Armee ist direkt auf uns losgegangen!«
»Komm mit, und wir setzen uns mal eine Zeit
lang gemütlich hin«, sagte Emma und packte sie
am Arm. »Du wirst dich viel besser fühlen, nachdem du eine Zeit lang gemütlich dagesessen hast
und einen medizinischen Brandy zu dir genommen
hast.«
»Besorge mir eine Flasche«, sagte Nina. »Verdammt, besorge mir zwei!«
Roland Todtsteltzer führte Emma und Nina in den
großen Saal der Burg, eine so riesige und barocke
Räumlichkeit und so voll gestopft mit Gegenständen
von historischem Interesse, dass sich Ninas Miene
sofort aufhellte und sie einen aufgeregten Kommentar in das Mikrofon ihrer Kamera murmelte. Emma
überließ sie dieser Aufgabe und folgte weiter Roland,
der sie seiner Frau Laura vorstellte. Diese stand stolz
vor dem großen Kamin, eine hoch gewachsene, elegante Blondine in voller Gefechtspanzerung. Sie
schenkte Emma ein freundliches Lächeln und richtete ein paar strenge Worte an die beiden großen
schwarzen Hunde, die zu ihren Füßen dösten. Sie
standen gut gelaunt auf, beschnupperten Emma ein
paar Male und verzogen sich, um ihr Platz zu machen. Nina eilte herbei, denn sie wollte nicht von irgendetwas ausgeschlossen werden. Sie richtete die
Kamera auf Laura und wurde auf einmal ganz
schüchtern und sprachlos. Wenn sie Seite an Seite
standen, strahlten Roland und Laura Todtsteltzer eine
ganz besonders befehlsgewohnte Aura aus.
»Wie ich gehört habe, habt Ihr mit unserem Sohn
Lewis zusammengearbeitet«, wandte sich Laura an
Emma. »Dürfte ich erfahren, welchen … Eindruck
Ihr von ihm hattet?«
»Ein guter und aufrichtiger Mann«, sagte Emma
sofort. »Der beste Paragon, der je mein Partner war.
Und mir ist egal, was alle Welt behauptet; er war nie
ein Verräter.«
»Das haben wir auch nie geglaubt«, sagte Roland.
»Aber die Presse hat einige fürchterliche Dinge verbreitet …«
Er blickte Nina an, die ganz dunkelrot wurde.
»Das war Finns Werk. Der Champion. Er steuert
heute die Medien. Sie verbreiten alles, was er verbreitet haben möchte, oder sie melden gar nichts
mehr. Aber man findet immer noch ein paar von uns,
die versuchen, die Wahrheit bekannt zu machen.«
»Ich habe Finn nie getraut«, sagte Laura. »Lewis
brachte ihn häufig für kurze Ferien hierher mit, und
natürlich haben wir Finn willkommen geheißen, weil
er Lewis’ Freund war. Aber ich konnte ihn nie leiden. Ich fand immer, dass er einfach zu gut wirkte.«
»Also, Mutter«, sagte Roland, »das kann warten.
Paragon Stahl, wie viel Unterstützung von anderen
dürfen wir
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