Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
stürzten schreiend zu Boden, während ihre Sinne unterlaufen wurden und sich gegen sie selbst wandten.
Die leiseste Berührung wurde zur Qual. Geschmack
und Geruch wurden überwältigend. Licht blendete.
Alle Sinne wurden unerträglich verstärkt, bis der
Verstand unter dieser Last zerbrach. Die letzten
Todtsteltzers lagen reglos und lautlos auf dem blutdurchtränkten Boden, Männer, Frauen und Kinder,
denen die Todesqual noch ins Gesicht geschrieben
stand. Kreischende Stille betrachtete ihr grauenhaftes
Werk und lachte.
Die Angriffstruppen kehrten in kleinen Gruppen zurück, und Lola Martinez forderte sie mit rauer Stimme
auf, sich neu zu formieren. Sie taten wie geheißen und
jubelten dabei laut über den Sieg, aber keiner blickte
den Paragon direkt an. Lola Martinez ignorierte sie allesamt und marschierte an den aufgehäuften Leichen
der toten Todtsteltzers vorbei zum Haupttor der Festung. Und Emma Stahl trat aus dem Schatten des Tores
hervor und schoss ihr durch die Brust.
Unter dem Einschlag des Energiestoßes stolperte
Lola rückwärts. Sie schrie einmal auf, ebenso aus
Wut wie aus Schmerzen, und stürzte. Und Emma
Stahl musterte die Angriffstruppen wütend, forderte
sie auf, etwas zu unternehmen, aber sie blieben einfach stehen, zu benommen vom plötzlichen Wandel
des Geschehens, um zu reagieren. Emma winkte Nina scharf herbei, und Nina stürmte mit der großen
Knarre heran, wobei ihr die Kamera über der Schulter hüpfte. Emma kniete sich neben die sterbende
Lola, die sie wütend anfunkelte. Als sie sprach, quoll
ihr Blut über die Lippen.
»Guter Schuss, Paragon. Aber glaubt ja nicht, dass
Ihr irgendetwas erreicht habt. Ich bin nicht Lola Martinez.«
»Ich weiß«, sagte Emma. »Ihr seid ein Elf.«
»Und ich bin nach wie vor am Leben, zu Hause
auf Logres. Ihr könnt mir nichts tun. Ihr habt nicht
mehr getan, als den Körper Eurer Freundin zu töten.
Und ich denke, ich benutze Euch jetzt als Vehikel,
um nach Hause zurückzukehren.«
Ihr Bewusstsein sprang aus der sterbenden Lola
heraus und versuchte, Emmas Verstand in seine Gewalt zu bekommen, nur um sich durch die machtvolle Barriere blockiert zu sehen, die Diana Vertue in
Emmas Verstand eingebaut hatte. Kreischende Stille
schrie erneut, ein telepathisches Geheul der Wut und
der Enttäuschung, und war verschwunden – ließ nur
einen sterbenden jungen Paragon zurück, die für die
letzten Augenblicke ihres Lebens wieder im Besitz
des eigenen Verstandes war. Sie packte Emma am
Arm und versuchte etwas zu sagen, aber die Kraft
verließ sie bereits. Emma wiegte die sterbende Frau
in den Armen. Lola wollte danke sagen, und dann
war es vorbei. Emma bettete den Leichnam nieder,
stand auf und drehte sich zu Nina und ihrer Kamera
um.
»Ihr habt es gehört«, sagte sie dem zuschauenden
Imperium. »Ihr alle habt gehört, was dieses Ding in
Lola Martinez gesagt hat. Lola war von einem Elfen
besessen. Auch all die übrigen Paragone sind besessen. Tut etwas dagegen!«
Und dann verschwanden sie beide, wurden von
Shub in Ninas Wohnung zurückteleportiert. Einen
Augenblick standen sie dort zusammen und atmeten
schwer. Nina schaltete die Kamera ab und warf die
Schusswaffe in den nächsten Sessel.
»Der Clan Todtsteltzer ist vernichtet«, sagte sie
benommen. »Finn hat also doch gesiegt.«
»Wir haben die Nachricht über die besessenen Paragone verbreitet«, sagte Emma. »Und das ganze
Imperium hat miterlebt, wie der Clan auf Befehl des
Durandal niedergemacht wurde, nachdem er ehrenvoll kapituliert hatte. Das ist immerhin etwas. Der
arme Lewis! Er ist jetzt der Letzte seiner Familie.
Der letzte Todtsteltzer.«
Auf Virimonde stürmten die Truppen der Militanten Kirche inzwischen vor und drangen durchs offene Tor in die Todtsteltzerburg ein. Sie plünderten sie,
eigneten sich das wertvollste Inventar an und zerstörten alles, was sie nicht stehlen konnten. Als sie fertig
waren, steckten sie die Burg in Brand. Dicke Wolken
aus schwarzem Rauch stiegen über ihr auf, während
die Angriffstruppen auf der Ebene davor feierten.
Viel passierte anschließend in rascher Folge und
überall im Imperium. Nina Malaperts Reportage ging
live hinaus, unzensiert und ungestört, zum Teil deshalb, weil niemand sie erwartet hatte, und zum Teil,
weil eine unbekannte Quelle das Signal schützte.
(Niemand wusste damals schon etwas von der Beteiligung Shubs, obwohl gewisse Leute bald darauf
zwei und zwei zusammenzählten.) Alle Nachrichtensender
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