Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
Todeslieder, sprangen
über die Leichen der Gefallenen, und jede neue Reihe kam der Außenmauer und dem Haupttor ein Stück
näher. Die Mauern steckten jedoch endlosen Beschuss locker weg, und die Tore gaben schier nicht
nach. Lola Martinez sah sich gezwungen, ihre Truppen zurückzurufen, damit sie nicht zusehen musste,
wie sie allesamt unter dem organisierten Disruptorfeuer starben, das aus den Fensterschlitzen hervorblitzte. Die Armee wich zurück und ließ ihre Toten
zurück, und die Kanonen verstummten. Die Belagerung der Todtsteltzerburg hatte begonnen.
Niemand kam dem bedrängten Clan zu Hilfe. Obwohl die Familie Todtsteltzer viele Freunde und
Bundesgenossen auf Virimonde hatte, wagte sich
niemand davon aus der Deckung. Hoch über dem
Planeten lauerten die gewaltigen Maschinen des
Komitees für Materiewandlung im Orbit, bereit, jederzeit ihre unaufhaltsamen Energien zu entfesseln
und alles Leben vom Planeten zu fegen. Und obgleich Virimonde nicht so hilflos war, wie es vielleicht schien, und über viele alte und geheime und
sehr mächtige planetare Verteidigungsanlagen verfügte – hier hatte man die schreckliche Invasion zur
Zeit Löwensteins nicht vergessen – war doch keine
davon in der Lage, die Materiewandlungsmaschinen
aufzuhalten. Der planetare Rat sah keinen Sinn darin,
die Existenz der Verteidigungsanlagen offen zu legen, ohne dass es einen Sinn machte und nur zur Rettung einer einzigen Familie. Der Clan war zum Untergang verurteilt, war in jeder bedeutsamen Hinsicht
schon tot. Der Rat wartete nun auf den richtigen
Zeitpunkt, blickte in die Zukunft. Und plante seine
Rache.
Emma Stahl und Nina Malapert verfolgten all das auf
Ninas Wandmonitoren. Als es vorbei war, sprang
Emma aus ihrem Sessel, marschierte auf und ab und
erklärte sich lautstark für bereit und willens, alle Angehörigen der Regierung umzubringen, von Finn Durandal abwärts. Nina nickte und machte all die richtigen aufmunternden Bemerkungen, aber überwiegend dachte sie, dass sie ihre oberen Eckzähne dafür
gegeben hätte, jetzt auf Virimonde zu sein und einen
richtigen Sonderbericht von den aktuellen Ereignissen zu liefern. Es half allerdings nicht, dass sie und
Emma immer noch nicht wussten, was sie mit den
schon vorhandenen Beweisen über Finns Machenschaften mit den Elfen und den Überespern anfangen
sollten. Emmas Ausdrücke führten schon eine erste
Blaufärbung der Luft herbei, als unvermittelt ein
blauer Stahlroboter von Shub neben ihnen materialisierte. Emma hatte sofort die Pistole in der Hand,
und Nina brauchte auch nicht länger, um sich hinter
Emma zu verstecken und ihr über die Schulter zu
blicken.
Der Roboter blickte sie mit seinem leeren Gesicht
an und machte keinerlei bedrohliche Bewegung.
»Ich komme in Frieden«, sagte er sanft.
»Das behaupten alle«, knurrte Emma. »Habt Ihr
noch nie davon gehört, dass man anklopft?«
»Es kommt auf jede Sekunde an«, sagte der Roboter. »Shub ist mit der Entwicklung auf Virimonde
nicht einverstanden, aber leider darf man uns nicht
bei einer direkten Einmischung erwischen. Also
schlagen wir vor, Euch nach Virimonde zu bringen,
damit Ihr dort für uns Untersuchungen und Zerstörungen durchführt. Liegen wir richtig mit der Annahme, dass Ihr eine solche Maßnahme reizvoll fändet?«
»Vielleicht«, sagte Emma, ohne die Pistole zu
senken.
»Jetzt mal langsam!«, mischte sich Nina ein. »Ich
meine, okay, das ist eine gigantische Story und alles,
meine Lieben, aber was könnten wir dort schon ausrichten? Man wird doch nicht auf uns hören, oder?«
»Wir können Euer Kamerasignal verstärken«,
antwortete der Roboter. »Wir können garantieren,
dass alles, was Ihr sendet, live und unzensiert ankommt.«
»Ein Roboter nach meinem Geschmack!«, rief Nina. »Jetzt mal langsam, Teil zwei: Wie sollen wir
rechtzeitig dort eintreffen, um noch etwas zu bewirken?«
»Wir teleportieren Euch direkt zur Todtsteltzerburg.«
»Und zurück?«, fragte Nina, die notfalls praktisch
denken konnte.
»Falls Ihr die Lage auf Virimonde überlebt«, antwortete der Roboter. »Aber wir vertrauen darauf,
dass Emma Stahl Euch vor den meisten Gefahren
schützt. «
»Warum wir?«, wollte Emma wissen.
»Es fällt heutzutage schwer, jemanden zu finden,
der Vertrauen verdient«, sagte der Roboter. »Ihr
werdet das als Gegenleistung für künftige Gefallen
tun. Was für Gefallen das sein werden, entscheidet
Ihr selbst zu einem späteren Zeitpunkt. Falls Ihr
überlebt.«
»Oh
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