Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
auf allen Planeten sendeten das Material in
einem fort und konnten ihr Glück schier nicht glauben: die Ermordung des Clans Todtsteltzer nach seiner Kapitulation, mit der er den Heimatplaneten hatte
retten wollen, und ein besessener Paragon, der die
Kräfte eines Überespers zum Einsatz brachte. Das
waren bedeutsame Nachrichten, die den Sendern
niemand mehr wegnehmen konnte. Finn entsandte
Truppen, um die wichtigsten Stationen gewaltsam zu
schließen, aber so schnell sie eine Quelle verstopften,
so schnell gingen ein Dutzend weitere ans Netz. Und
alle Welt sah sich die Aufnahmen an. Das war die
heißeste Story seit dem Wiederauftauchen des Schreckens, und die schiere Entrüstung über diese Ereignisse half den Menschen, sich von dem abzulenken,
was gerade mit Herakles IV geschehen war.
Talkshows und Kommentare grenzten ans Hysterische, während man überall die möglichen Auswirkungen der Ereignisse diskutierte. Sogar die zahmsten Sendungen und die kriecherischsten Talkmaster
bissen die Zähne zusammen und machten mit, widersetzten sich offen Finns Befehl, die Klappe ganz zu
halten oder zumindest nicht über dieses Thema zu
reden. In Städten auf allen Planeten kam es zu Aufruhr, und zum ersten Mal wurde der Name des Durandal wie ein Fluch gebrüllt. Im Parlament wurden
Fragen gestellt, sogar von einigen Abgeordneten, die
alle Welt bislang für gekauft und abbezahlt gehalten
hatte. Die letzten Paragone mussten sich verstecken,
wollten sie nicht das Risiko eingehen, dass man sie
steinigte oder auf offener Straße niederschoss. Sie
zogen sich in den Heiligen Gral zurück und warteten
auf Finns Anweisungen. In der Öffentlichkeit
herrschte das Gefühl vor, dass die Bloßstellung eines
besessenen Paragons vieles erklärte.
Und waren die Leute schon über die Verfassung
der Paragone besorgt, so brachte sie das, was man in
Finns Namen mit dem Clan Todtsteltzer gemacht
hatte, vor Wut beinahe um den Verstand. Das waren
Owens Nachkommen gewesen. Niemand glaubte
mehr an das, was man ihnen nachgesagt hatte.
Owens Familie war massakriert worden, und jemand würde dafür bezahlen.
Finn tauchte gerade lange genug aus seinem Quartier auf, um das Kriegsrecht über das ganze Imperium zu verhängen. Truppen der Militanten Kirche und
der Reinen Menschheit strömten auf die Straßen jeder größeren Stadt und schossen jeden nieder, der
auch nur danach aussah, als könnte er eine Waffe
mitführen. Große Versammlungen wurden mit Fesselnetzen und Nervengasen angegriffen. Recht bald
waren die Straßen leer, abgesehen von den Toten und
patrouillierenden Soldaten. Niemand hielt sich groß
mit Verhaftungen auf. Das einzige Gesetz war inzwischen das Gesetz Finn Durandals, durchgesetzt mit
Schwert und Pistole und gewaltiger Übermacht.
Nicht, dass ihm die Militante Kirche nicht selbst
Probleme bereitet hätte. Viele ihrer Führungspersönlichkeiten waren gar nicht glücklich über die Entwicklung der Dinge. Der Tod des Clans Todtsteltzer
war eine Public-Relations-Katastrophe für die Kirche, und sie waren stinksauer, dass ihre Leute (wenn
auch ahnungslos) von einem besessenen Paragon angeführt worden waren. Einem von Finns Leuten …
Die Führungselite der Kirche machte sich auf die Suche nach Finn, um Antworten von ihm zu verlangen,
und fand ihn schließlich in Angelo Bellinis Büro in
der Kathedrale von Logres. Er saß auf Angelos Stuhl
an Angelos Schreibtisch, und auf dem Tisch steckte
Angelos abgetrennter Kopf auf einem Briefhalter.
Finn begrüßte die Kirchenführer beinahe fröhlich
und setzte sie davon in Kenntnis, dass er gerade Joseph Wallace, den Vorsitzenden des Komitees für
Materiewandlung, zum offiziellen Oberhaupt der
Kirche berufen hatte. Alle wussten, dass Wallace eine mächtige Gestalt in der Reinen Menschheit war,
und die Kirchenführer beschwerten sich lautstark.
Finn erklärte, dass die Militante Kirche jetzt Partner
der Reinen Menschheit war, genauer gesagt, der Juniorpartner, und somit direkt seiner Lenkung unterstand. Einige Kirchenführer protestierten weiterhin,
und Finn erschoss sie. Die Übrigen hielten den
Mund, dachten über ihre Möglichkeiten nach und
beugten sich Finn Durandal.
Finn entließ sie, lehnte sich dann zurück und starrte nachdenklich Angelos Kopf an. Er war gar nicht
so unglücklich über die Wendung der Dinge. Die
Kirche war in jüngster Zeit ohnehin viel zu arrogant
geworden. Die Reine Menschheit hingegen war von
jeher die praktischer gesinnte,
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