Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
lehnte Lewis unverzüglich ab. »Ich denke
nicht daran, die Gruppe zu teilen. Ich möchte Euch
alle dort haben, wo ich Euch im Auge behalten kann,
und das schließt eindeutig Euch ein, Brett. Zusammen sind wir stärker und sicherer. Also spar dir die
Luft, Jes, und halte das Tempo. Du machst das gut.
Je schneller wir Basis Dreizehn erreichen, desto früher können wir alle uns ausruhen.«
Jesamine schniefte laut und ging weiter. Die Bäume zogen langsam vorbei, und nur Größe und Farbe
änderten sich, sodass es schwer fiel zu erkennen, wie
weit man schon gekommen war und wie weit noch
zu gehen war. Jesamine murmelte vor sich hin, und
als sie damit gar nichts erreichte, ging sie aufs Neue
dazu über, laut zu jammern und sich zu beklagen.
Lewis zeigte sich mitfühlend, blieb aber unnachgiebig. Schließlich blieb sie abrupt stehen und legte einen ausgewachsenen Wutanfall hin. Sie stampfte mit
dem Fuß auf den harten grauen Boden, fuchtelte mit
den Armen, weinte laute Zornestränen und weigerte
sich rundheraus, noch einen Schritt weiterzugehen.
Lewis und Brett musterten einander verlegen. Jesamine war schon zu lange ein Star und an Leute gewöhnt, die willens waren, ihr alle unangenehmen
Aufgaben des Lebens abzunehmen. Lewis versuchte
es mit Vernunft. Er wies daraufhin, dass sie jetzt näher an der Basis als am Schiff waren und somit genauso gut weitergehen konnten, und dass sich Jesamine wirklich besser fühlen würde, falls sie den Weg
fortsetzte … allein, es half nichts. Jesamine weinte
einfach bittere Tränen; sie erklärte, er liebte sie nicht
mehr, und lehnte es ab, noch einen Schritt zu tun.
Also trat Rose vor und blickte Jesamine direkt in die
Augen. Die Diva wurde sofort still.
»Wir gehen weiter«, erklärte Rose Konstantin.
»Ihr könnt allein und ungeschützt hier bleiben, oder
Ihr könnt uns begleiten. Aber falls Ihr erneut jammert, werde ich Euch wehtun. Verstanden?«
Jesamine hätte gern gesagt: Wie könnt Ihr es wagen, so mit mir zu reden? Wie könnt Ihr es wagen,
mir zu drohen? Wisst Ihr denn nicht, wer ich bin? Sie wusste jedoch, dass nichts davon die Wilde Rose
der Arena interessiert hätte. Unsicher blickte Jesamine Lewis an. »Du würdest mich nicht wirklich zurücklassen, oder, Süßer? Du würdest nicht dulden,
dass sie mich schlägt, oder, Lewis?«
»Jes«, antwortete Lewis leise, »ich stehe kurz davor, dich direkt vor mir gehen zu lassen, damit ich
dir in den Arsch treten kann, sobald du uns aufhältst.
Ein solches Benehmen ist deiner nicht würdig. Also
hör auf, dich zu beklagen, und geh weiter. Es ist für
dich nicht schwerer als für uns anderen auch. Du hast
immer gesagt, man könne sich auf dich verlassen.
Zeit, es zu beweisen.«
Jesamine schob die Unterlippe vor. »Du schläfst
heute Nacht auf dem Fußboden, Todtsteltzer.«
Wie sich zeigte, dauerte es nur noch zehn Minuten, bis die Metallbäume plötzlich ringsherum zurückwichen und die Gruppe eine Lichtung erreichte. Im Zentrum des weitläufigen, freien Platzes
standen ein halbes Dutzend große Metallstatuen.
Sie erreichten doppelte Mannshöhe, und die leuchtenden Gestalten ergaben überhaupt keinen Sinn,
obwohl sie das Gefühl vermittelten, dass sie es eigentlich sollten. Ein Leuchten folgte ihren glatten
Kurven, die sich in Ungewisse Richtungen wandten
und verdrehten. Lewis trat langsam auf die nächststehende Statue zu und betrachtete sie gründlich.
Es half nicht.
»Ashrai-Skulpturen«, sagte Brett, der ihm über
die Schulter blickte. »Ich habe davon gehört, aber
gewöhnlich sieht man solche Sachen nur in speziellen und sehr teuren Katalogen. Ich bezweifle,
dass man auch nur ein Dutzend AshraiKunstwerke im ganzen Imperium in menschlichem
Besitz vorfindet. Angeblich fertigen die Ashrai
solche Werke nur mit den Gedanken aus den Metallbäumen an.«
»Und man kann sie nur wirklich schätzen, wenn
man sie anfasst«, warf Jesamine ein. »Sie sind dazu
gedacht, dass man sie erfühlt, nicht dass man sie ansieht. Die Ashrai sehen die Welt nicht so wie wir anderen. Ich versuche schon seit Jahren, wenigstens ein
kleines Stück zu ergattern.«
»Mir ist eigentlich nicht danach, das Ding anzufassen«, sagte Lewis, und die übrigen nickten.
»Vergesst die Fremdwesenpornos«, schlug Brett
vor. »Werft sie alle hinaus und füllt den Laderaum
mit diesen Dingern hier. Wir können zwei, vielleicht
sogar drei unterbringen … Allmächtiger, wir bekämen auf Nebelwelt mehr dafür, als ich mir
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