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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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ursprünglich angedachte Fußmarsch von
dreißig Minuten dauerte inzwischen schon länger
als eine Stunde, und Lewis glaubte nicht, dass es nur
an der höheren Schwerkraft lag. Unseeli war ein
exotischer Ort mit exotischen Naturgesetzen. Nach
wie vor war von den Ashrai nichts zu sehen, und
Lewis fragte sich, ob sie womöglich entschlossen
waren, sich nicht mit Menschen abzugeben. Und
falls sich dieser Carrion inzwischen als Ashrai betrachtete, reichte vielleicht nicht mal der legendäre
Name Todtsteltzer, um seine Kooperation zu erreichen. Obwohl Lewis es weder laut noch in Gedanken zugab, hatte er insgeheim gehofft, dass er Carrion dafür gewinnen konnte, Unseeli zu verlassen
und sich der Suche nach Owen anzuschließen. Mit
einem Überlebenden des Labyrinths auf ihrer Seite
würde es sich sogar Finn zweimal überlegen, ob er
ihnen in die Quere kam. Lewis schnitt ein finsteres
Gesicht, während er sich weiter dahinschleppte und
in Gedanken diverse Argumentationslinien durchging.
Jesamine schritt schweigsam neben Lewis her,
blickte stur nach vorn und redete demonstrativ nicht
mit ihm, wiewohl sie nicht recht wusste, ob er es
bemerkte. Er konnte in mancher Hinsicht sehr begriffsstutzig sein. Sie hatte auch niemanden sonst,
mit dem sie reden konnte. Brett schmollte wieder,
und Rose gab sich wie immer geheimnisvoll. Von
ihnen allen hatte die harte Wanderung durch den
Wald Rose am wenigsten in Mitleidenschaft gezogen. Die schlaksige Kuh erweckte den Eindruck, als
könne sie endlos weiterlaufen. Samstag andererseits
wirkte immer unruhiger. Er kam einfach nicht klar
mit dieser lautlosen, leblosen Welt, wo er nichts
fand, was er essen oder töten oder mit dem er Sex
haben konnte. Die großen Bäume vermittelten ihm
das Gefühl, klein und schwach zu sein, und das war
er nicht gewöhnt.
Fast anderthalb Stunden nach dem Aufbruch von
der Herwärts hatte der Wald endlich Mitleid mit ihnen, hörte auf und gab den Blick frei auf eine große
Lichtung mit Basis Dreizehn in der Mitte. Sie war
eine massige Stahlkonstruktion, umgeben von reichlich Platz, als wollte keiner der Bäume ihr nahe
kommen. Die Anlage war auf Funktion ausgelegt,
nicht auf Ästhetik, aber trotzdem waren die Jahre
nicht gnädig mit ihr gewesen. Die stählernen Außenwände waren verrostet und verwittert und wiesen
hier und da schartige Löcher auf. Viele davon schienen von innen ins Metall gehauen, entweder durch
Strahlenwaffen oder brutale Kraftentfaltung. Die
Vordertür stand offen, aber Lewis konnte nicht ehrlich behaupten, dass sie einladend wirkte.
Er hieß die Gefährten am Rand der Lichtung anhalten und nahm erst die Lichtung und dann Basis
Dreizehn sorgfältig in Augenschein. Nirgendwo war
eine Spur von jemandem zu entdecken, der sich mit
ihnen zu treffen wünschte. Er aktivierte sein KommImplantat. »Sir Carrion, hier spricht Lewis Todtsteltzer. Wir haben Basis Dreizehn erreicht. Seid Ihr
hier?«
Er wartete und sah sich um, aber es erfolgte zunächst keine Reaktion. Und dann spürte er nicht weniger, als er es hörte, dass jemand näher kam, und
blickte auf. Die anderen taten es ebenfalls, folgten
seinem erschrockenen Blick. Und dort sanken am
ganzen Himmel Ashrai aus den Wolken herab ins
Streulicht. Sie flogen ohne Eile durch die reglose
Luft – Hunderte von ihnen, die mit den gewaltigen
Flügelmembranen schlugen. Sie waren riesige, monströse, groteske Kreaturen, unter deren Regenbogenhäuten sich Muskeln wölbten; die breiten Gesichter
bestanden aus rauen Knochenplatten und Kanten,
feurigen goldenen Augen und breiten Mäulern voller
langer Nadelzähne. Dabei bewegten sich die Ashrai
mit einer unheimlichen Grazie, während sie ihre
Bahnen über den Himmel zogen.
Jesamine starrte verzaubert zu ihnen hinauf. »Oh
Lewis, es sind Owens Drachen! Sieh sie dir an! Sie
sind nicht so, wie ich gedacht habe – sie sind nicht
schön – aber, oh Gott, sie sind wundervoll!«
»Es sind Furcht erregende Mistviecher, das sind
sie!«, behauptete Brett hinter Roses Rücken hervor.
»Seht Euch nur mal ihre Größe an! Verdammt, eines
dieser Dinger könnte einen Menschen in eine blutige
Schweinerei verwandeln, falls es das wollte. Ich
würde eines gegen einen Grendel aufstellen. Gegen
ein Dutzend Grendels. Und auf den Ashrai wetten.«
»Ich habe einen Grendel in der Arena umgebracht«, sagte Rose, eine Hand auf dem Schwert an
ihrer Hüfte.
»Ich weiß«, sagte Brett. »Das ist alles, wovon Ihr
jemals redet, und ich

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