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Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PacTys
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seit Tagen nicht mehr. Er trug
alte, ungewaschene Kleidung, in der er, nach Aussehen und Geruch zu urteilen, mehrfach geschlafen
hatte. Stuarts Blick war jedoch stetig und die Lippen
zu einer Linie der Entschlossenheit gesetzt, während
er seinen alten Freund Finn kalt musterte.
    »Nun, Stuart«, sagte Finn lässig. »Möchtest du
mich nicht einladen? Ich habe einen weiten Weg zurückgelegt, nur um dich zu sehen. Möchtest du deinen neuen König nicht willkommen heißen?«
    Stuart ließ die Tür los und schlurfte in die Wohnung zurück. Finn stieß die Tür auf, trat ein und
Schloss hinter sich sorgfältig ab. Er blickte sich ohne
Hast um und zeigte dabei im Gesicht nicht, was er
dachte. Hier herrschte das reine Chaos. Alles lag einfach in der Gegend herum, als hätte Stuart die Angewohnheit entwickelt, einfach alles fallen zu lassen,
wie es ihm in den Sinn kam, und machte sich nicht
die Mühe, etwas wieder aufzuheben. Die Luft war
stickig, und die Rollläden waren geschlossen. Finn
blickte in die Dunkelheit und wartete, dass sich seine
Augen anpassten. Stuart saß inzwischen zusammengesunken in einem überdimensionierten Lehnstuhl
und blickte Finn nicht an. Es war sehr still in dem
dunklen Zimmer. Finn zog einen Stuhl heran und
setzte sich Stuart gegenüber.
    »Sag mir, welche Putzfirma du beschäftigst, und
ich lasse sie alle erschießen«, sagte Finn munter.
»Ein Scherz, Stuart. Weißt du, du siehst aus …«
    »Ich weiß, wie ich aussehe«, unterbrach Stuart ihn
in einem leisen, ausdruckslosen, fast unbeteiligten
Tonfall. »Ich schlafe seit einiger Zeit nicht mehr und
esse auch nicht. Ich behalte nichts mehr im Magen,
seit …«
    »Stu …«
»Du hast zugelassen, dass sie mir das antaten! Sie
haben einen Menschen vor meinen Augen umgebracht und mich dann gezwungen, von ihm zu essen
… Und du hast sie nicht mal bestraft!«
»Sie können immer noch nützlich für mich sein«,
gab Finn zu bedenken. »Sobald sich das Theater über
Virimonde erst mal gelegt hat, und das wird es …
Ich weiß, dass ich mich auf ihre Loyalität verlassen
kann. Wie steht es um deine Loyalität, Stu?«
Stuart lächelte zögernd. Es war kein erfreulicher
Anblick, und das Gleiche galt für den Ausdruck, der
in seine dunklen, eingesunkenen Augen trat. »Deshalb bist du gekommen, nicht wahr, Finn? Nicht,
weil du dich um mich sorgst. Ich bin nur interessant,
so weit es deine eigenen Interessen angeht. Mistkerl!«
Finn seufzte. »Du warst mal so ein hübscher Junge, Stuart. Und sieh nur, was du aus dir gemacht
hast! Warum bist du nicht bei meiner Krönung erschienen? Es war mein großer Tag. Ich wollte dich
dabeihaben. Ich habe dir eine Einladung geschickt.«
»Oh, jetzt komm schon, Finn! Jemand wie ich
passt nicht in dein neues, asketisches Leben. Zu deinem neuen Image als König. Ich weiß zu viel von
dem, was du wirklich bist. Ich hatte viel Zeit nachzudenken, während ich hier in der Dunkelheit saß
und darauf wartete, dass du kommst und nach mir
siehst. Mir gefällt nicht, zu wem du mich gemacht
hast. Ich habe Ehre, Verantwortungsgefühl und
Selbstachtung aufgegeben, und das alles für deine
Liebe. Nur um herauszufinden, dass du die Bedeutung dieses Wortes gar nicht kennst. Sieh nur, was
aus mir geworden ist, Finn. Alles deinetwegen.«
»Ich habe dich nie aufgefordert, das aus dir zu machen«, sagte Finn. »Hätte ich gewusst, dass du zu
Hysterie und Überreaktionen neigst …«
»Verschwinde, Finn. Ein bisschen Stolz ist mir
noch verblieben. Ich bin nicht länger dein Schoßhund.«
»Du wirst alles sein, was ich von dir verlange«,
entgegnete Finn, wurde aber stumm, als Stuart ihn
lautlos auslachte.
»Oder was, Finn? Zwingst du mich wieder, Menschenfleisch zu essen? Bringst du mich um und erlöst
mich aus meinem Elend? Es gibt nichts mehr, womit
du mir drohen könntest.«
»Oh, ich bin überzeugt, dass ich noch etwas finde,
Stuart. Falls ich wirklich darüber nachdenke. Ich habe einen Job für dich, Stuart Lennox, und ich bin
dein König. Du hast einen Eid geschworen, als du
Paragon wurdest: dem Thron von Logres bis in den
Tod treu zu dienen. Bist du inzwischen Eidbrecher?«
Stuart saß ganz still in seinem Sessel, die Miene
undeutbar. »Was verlangt Ihr von mir … Eure Majestät?«
»Die übrigen Paragone sitzen in der Kneipe Zum
Heiligen Gral fest. Wie es scheint, können sie keinen
Schritt nach außen tun, ohne gesteinigt oder anderweitig offen angegriffen zu werden. Und ich kann

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