Green, Simon R. - Todtsteltzers Rückkehr
nichts. Geht nun.
Ich muss einen Krieg führen.«
Rose sprang vor, das Schwert in der Hand und auf
Carrions Hals gezielt. Ihre Bewegungen waren kaum
zu erkennen, waren unmenschlich schnell, und sie
hatte trotzdem keine Chance. Sie hatte kaum die halbe Distanz zu Carrion überbrückt, als dessen Stab
plötzlich vor Energie aufflammte; Rose wurde mitten
im Sprung erwischt und rückwärts geschleudert, wirbelte durch die Eingangshalle und krachte an die
Wand gegenüber. Sie schloss die Augen und rutschte
langsam an der Wand herab, wobei sie das Schwert
weiter festhielt. Brett lief zu ihr hinüber. Lewis
wandte sich Carrion zu, das hässliche Gesicht zu harten, gefährlichen Linien verzogen, die Hand über
dem Disruptor. Jesamine trat dicht an seine Seite.
Samstag sah von der offenen Tür aus zu, und sein
Schwanz Fuhr nachdenklich hin und her.
»Haltet Euren Kampfhund an der Leine, Todtsteltzer«, verlangte Carrion. »Oder ich lege ihr einen
Maulkorb an. Euer Name trägt Euch keinen unbegrenzten Schutz ein. Widmet Euch jetzt Euren eigenen Angelegenheiten und lasst die Ashrai sich um
ihre kümmern.«
Lewis wich langsam zurück, ohne auch nur eine
Sekunde lang den Blick von dem schwarz gekleideten Mann zu wenden. Jesamine zog sich mit ihm zurück, die Hände zu machtlosen Fäusten geballt. Erstaunlicherweise war auch Rose wieder auf den Beinen, obwohl ihr Blick benommen wirkte und sie sich
schwer auf Brett stützte. Lewis führte die Gruppe aus
Basis Dreizehn und wieder in den Metallwald. Und
Carrion blieb allein in der Eingangshalle zurück,
umgeben von Geistern, während ein Monitor nach
dem anderen imperiale Angriffstruppen zeigte, die
sich zum ersten Mal seit über zweihundert Jahren
wieder auf dem Boden Unseelis bewegten.
Ich bin Carrion, Zerstörer von Welten. Ich bringe
Unglück. Oh Johann, war letzten Endes alles vergebens?
Die imperialen Marineinfanteristen rückten langsam
durch den Metallwald vor, wahrten streng ihre Formationen und hielten die Waffen schussbereit. Sie
verteilten sich, den schmalen Pfaden folgend, angetrieben von religiösem Eifer und stimuliert von Gefechtsdrogen, die man seit Jahrhunderten nicht mehr
benutzt und nicht mehr gebraucht hatte; sie hielten
sich bereit, auf alles zu feuern, was sich bewegte und
nicht zu ihnen gehörte. Die meisten hatten nie zuvor
einen Fremdwesenplaneten betreten und waren schon
ernstlich beunruhigt. Es lag nicht nur an der höheren
Schwerkraft und den riesigen leuchtenden Bäumen;
der ganze Planet vermittelte eine unterschwellige
Angst, als spazierte man ahnungslos auf ein übersinnliches Minenfeld. Manche Soldaten glaubten,
Stimmen zu vernehmen, die zwischen den Bäumen
flüsterten oder sogar sangen. Kalte Schauer liefen
über so manchen Rücken, begleitet von der Empfindung, von ungesehenen Augen betrachtet zu werden.
Mehr als ein Soldat eröffnete plötzlich das Feuer und
konnte nicht sagen warum. Angesichts der schieren
Größe der Bäume fühlten sie sich wie Kinder, die auf
dem Fußboden einer Albtraumwelt von Erwachsenen
herumkrochen. Alle atmeten inzwischen schwer und
hatten dicke Schweißtropfen im Gesicht, die Augen
geweitet von Adrenalin, Gefechtsdrogen und Ängsten, für die sie nicht mal Namen wussten. Sie fühlten
sich gar nicht mehr wie Aggressoren. Sie empfanden
sich als … gejagt. Was als flotter, selbstbewusster
Vormarsch begonnen hatte, kroch nur noch darin,
und nur die strenge Disziplin, wie die Offiziere sie
durchsetzten, hielt die Leute überhaupt in Bewegung
– denn nur die wirklich in der Wolle gefärbten Fanatiker brachten es heutzutage noch zum Offizier. Und
doch musterten selbst sie die Bäume der Umgebung
mit umherhuschenden, argwöhnischen Augen. Das
hier entsprach überhaupt nicht den Erwartungen, die
man ihnen eingetrichtert hatte.
Und dann kamen die Ashrai, stürzten sich aus der
Wolkenschicht und zogen ihre Bahn über den dicht
gedrängten Reihen der Soldaten. Die Ashrai waren
gewaltig und prachtvoll mit ihren Dämonengesichtern und grausamen Fängen und Klauen, und es waren Tausende. Sie erfüllten den Himmel mit ihren
funkelnden Schuppen und weit ausgebreiteten Membranflügeln, leuchtend wie Regenbogen mit gebleckten Zähnen und flammenden Augen. Unter ihnen
stoppten die Soldaten in benommener Unordnung,
ungeachtet der hektischen Befehle ihrer Offiziere.
Viele standen einfach nur da und deuteten in die
Luft, die Gesichter schlaff von Ehrfurcht, die Waffen
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