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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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hinterherrennen.
    »Ich kann schnell genug mit meinen eigenen zwei Beinen laufen«, sagte Luxa. Es war deutlich, dass sie nicht auf Lapblood reiten wollte.
    »Nein, Luxa, das kannst du nicht«, sagte Hamnet. »Und glaube mir, wenn ich dir sage, dass du für Lapbloods Schnelligkeit noch dankbar sein wirst.«
    Widerstrebend setzte sich Luxa auf Lapblood und hob die Hand, um Auroras Fell zu streicheln. Gregor hob Boots auf Ripreds Schulterblätter und setzte sich hinter sie. Er musste die Knie leicht anwinkeln, damit seine Füße nicht über den Boden schleiften.
    »Wir reiten auf ihm?«, fragte Boots verwirrt.
    »Nur ein kleines Stück, Boots. Dann kannst du wieder auf Temp sitzen«, sagte Gregor.
    Boots krabbelte an Ripreds Hals hoch und pikste ihn mit einem Finger auf den Kopf. »R wie Ratte«, sagte sie.
    »Ja, und B wie beißen«, sagte Ripred in einem Singsang. »Pass auf, dass die Ratte dir nicht die Finger abbeißt!« Zum Beweis schnappte er mit den Zähnen.
    »Oh!« Schnell zog Boots die Finger zurück und hielt beide Hände fest an die Brust gepresst.
    »Musste das sein?«, fragte Gregor.
    »Und ob. Willst du, dass sie herumläuft und versucht, Ratten zu streicheln? Nicht in der heutigen Zeit«, sagte Ripred.
    Wie so oft hatte Ripred recht. Gregor wollte nicht, dass Boots Ratten streichelte. Die meisten würden sie in Sekundenschnelle töten. Andererseits … wenn die Menschen und die Ratten ihren Kindern von klein auf beibrachten, einander zu fürchten … wie sollte sich dann je etwas ändern? Er hatte das Gefühl, dass diese Frage zu gewichtig war, um sie auf die Schnelle zu beantworten, also schlang er nur die Arme um Boots und sagte nichts.
    Alle waren an ihrem Platz. »Wir werden nur ein kleines Stück reisen, bis ich den Befehl erteile, loszurennen. Von da an dürft ihr nicht haltmachen, bis wir beim Sternschattenfeld angekommen sind«, sagte Hamnet. »Und jetzt geht es los.«
    Der Weg war schmaler, ähnelte ansonsten jedoch dem, der sie hergeführt hatte. Aber als sie um eine Kurve bogen, sah Gregor einen langen Pfad, so wunderschön, dass er ganz unwirklich aussah. Die Lianen waren mit Millionen winziger silberweißer Blüten bedeckt, die im Schein der Lampe zu glitzern schienen. Ein leises Glockenklingeln war zu hören. Es war, als würden sie den Weg in ein verwunschenes Märchenland beschreiten. Und der Duft … oh, der Duft der Blumen machte ihn so froh, dass ihm schwindelig wurde.
    »Jetzt rennen!«, hörte er Hamnet rufen.
    Ripred stürmte so ruckartig los, dass Gregor fast den Haltverlor und sich über Boots beugen musste, um sich an den Ohren der Ratte festzuhalten. Boots protestierte kreischend, denn sie wurde gegen Ripreds Hals gequetscht, aber Gregor wagte die Ohren nicht loszulassen.
    Allerdings war es bei dem Duft der Blumen schwierig, sich festzuhalten. Gregor merkte, wie sein Geist vernebelt wurde, und ohne ersichtlichen Grund fing er an zu grinsen.
    »Halt dich fest, Überländer«, knurrte Ripred.
    Das war das Lustigste, was Gregor je gehört hatte, und er prustete los. Er sah, wie die berückenden Ranken nach ihnen griffen, und wollte die Hände ausstrecken, um sie zu berühren. In diesem Moment wurde er von Frill abgelenkt, die sich auf die Hinterbeine stellte und lossprintete. Als er sah, wie die große Echse mit ihren riesigen Beinen vorwärtsstrampelte, musste er so sehr lachen, dass ihm Tränen über die Wangen liefen.
    Dann sah Gregor ein grünes Feld … Das musste der Sternschatten sein … So ein blöder Name für eine Pflanze – hier gab es weder Sterne noch Schatten, denn es gab ja gar keine Sonne. Die ein Stern war. Weil der Stern eine Sonne war … Nein, die Sonne war ein Sternschatten … Nein … »Vielleicht sollte man sie ›Noch nie einen Sternschatten gesehen‹ nennen!«, brüllte Gregor. Diese Idee war so urkomisch, dass er sich nicht mehr halten konnte. Er fiel von Ripreds Rücken auf den Weg. Die Pflanzen … die schönen Pflanzen … flochten sich um seine Arme und Finger … So etwas Erstaunliches hatte er noch nie im Leben gesehen!
    Etwas riss ihn nach hinten und er wurde hin- und hergezogen und weitergezerrt, denn seine neuen Freunde, die silbern blühenden Ranken, wollten ihn nicht ohne Weiteres gehen lassen. Sie bissen ihm tief in die Arme, bis sie schließlich zurückschnellten. »Tschüs!«, rief Gregor, als er weggezogen wurde. »War nett, euch kennenzulernen!«
    Dann lag er in einer kühlen, grünen, zitronigen Welt und kicherte immer

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