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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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eigene Leute kurz nach ihrer Ankunft im Unterland angelegt. Es gab eine kleine Aue, die jedes Jahr überflutet wurde, wenn der Fluss Hochwasser führte. Die Menschen bauten einen Deich, damit die Aue nicht mehr überflutet wurde, und als das Land getrocknet war, erwies es sich als sehr fruchtbar. Sie pflanzten Apfelbäume an. Im Vergleich zu denen im Überland waren sie klein, doch sie waren robust und brauchten zum Wachsen nur das Licht des Flusses. Entlang des Deichs waren Schleusentore, die man öffnen konnte, um das Land zu bewässern. Die Bäume gediehen prächtig und schon bald hingen ihre Äste voller goldener Äpfel.«
    »A wie Apfel«, murmelte Boots.
    »Für die Ratten war das in der Tat ein außergewöhnliches Geschenk. Denn im Gegensatz zu den Menschen können wir kein Obst und Gemüse anbauen. Doch die Bäume waren anspruchslos und brachten fast ununterbrochen Früchte hervor. Ich erinnere mich noch, dass es, alsich ein Junges war, etwas ganz Besonderes war, in den Garten zu gehen«, sagte Ripred. »Die Äpfel zu essen und in den umliegenden Höhlen zu schlafen, in denen der süße Duft der Früchte hing.«
    »Ja«, flüsterte Lapblood traurig. »Alle liebten den Garten.«
    »Ich habe noch nie vom Garten der Hesperiden gehört«, sagte Luxa misstrauisch.
    »Nein, denn dann hättest du auch gehört, warum dein Onkel fortging. Das werde ich dir jetzt erzählen«, sagte Ripred. »Vor etwa zehn Jahren gab es eine weniger glückliche Zeit. Während dein Vater in mancherlei Hinsicht ein ganz annehmbarer König war, Königliche Hoheit, war er in anderer Hinsicht zu hart. Und König Gorger war natürlich von Anfang an ein blutrünstiges Monster.«
    »Der König Gorger …«, setzte Gregor an.
    »Ja, Gregor, der König Gorger, der bei deinem ersten Besuch in den Tod stürzte. Jedenfalls beschlossen die Menschen, dass sie ihren Garten zurückhaben wollten. Um die Ratten zu vertreiben, schickte Solovet unter Hamnets Kommando eine Armee aus. Hamnet war zu der Zeit fraglos der beste Krieger, den die Menschen hatten. Alle gingen davon aus, dass er nach seiner Mutter die Befehlsgewalt über die Armee übernehmen würde, da er genauso zu sein schien wie sie. Doch es sollte sich zeigen, dass er Vikus ebenso ähnelte wie Solovet. Und das wurde ihm zum Verhängnis.«
    Gregor bekam allmählich ein ungutes Gefühl im Bauch. Beinahe hätte er Ripred gebeten aufzuhören. Er wusste nicht recht, ob er hören wollte, wie die Geschichte ausging. Aber Luxa wollte es hören, und schließlich ging es um ihren Onkel.
    »Unter Hamnet landeten die Menschen und ihre Flieger einen Überraschungsangriff. Die Ratten, die größtenteils mit ihren Jungen im Garten spielten, wurden auseinandergetrieben. Doch sie fanden sich schnell wieder in Gruppen zusammen, scheuchten die Jungen in die umliegenden Höhlen und kehrten wieder zurück zur Schlacht. Sie kämpften so hart, dass das Blatt sich schon bald zu ihren Gunsten wendete. Doch Hamnet hatte einen Plan in der Hinterhand, den seine Mutter ersonnen hatte. Falls die Ratten sich als zu stark erwiesen, sollte er die Schleuse öffnen und das Feld fluten. Dann müssten die Ratten schwimmen, und die Menschen auf ihren Fliegern hätten einen großen Vorteil. Also öffnete Hamnet die Schleuse.«
    In der Pause, die darauf folgte, erinnerte sich Gregor an das, was Hamnet zu Vikus gesagt hatte: »Ich richte kein Unheil an. Ich richte kein Unheil mehr an.« Er wusste, dass er jetzt erfahren würde, worin das Unheil bestand.
    »Das Wasser im Fluss stand hoch und der Deich war Hunderte von Jahren alt. Als das Wasser durch die Schleuse brach, bröckelten der Mörtel und der Stein, und der ganze Deich gab nach – die Ebene wurde nicht nur geflutet, sondern mehr als fünf Meter hoch überschwemmt. Hundertevon Ratten ertranken in den Fluten, und auch viele Menschen und Flieger ließen ihr Leben. Doch damit war das große Sterben noch nicht zu Ende. Nachdem das Wasser die Aue gefüllt hatte, strömte es in die Höhlen, wo die Jungen ertranken, die dort in Sicherheit gebracht worden waren. Ihre Schreie waren meilenweit zu hören«, sagte Ripred.
    »Meilenweit«, echote Lapblood leise. »Meilenweit.«
    »Was tat Hamnet dann?«, fragte Luxa.
    »Er versuchte verzweifelt, die Ertrinkenden zu retten, ganz gleich, ob Mensch, Ratte oder Fledermaus, doch es war aussichtslos. Seine eigene Fledermaus wurde von zwei Ratten, die sich zu retten versuchten, ins Wasser gezogen und tauchte nie wieder auf. Mareth zog Hamnet

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