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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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Gregor das Gefühl, in den Schlund eines fürchterlichen Ungeheuers hinabzusteigen. Es wartet nur auf den richtigen Moment, um uns zu verschlingen, dachte er. Er hielt Boots’ Hand immer fester, bis sie sich beschwerte.
    Schließlich kamen sie zu einer großen, kreisrunden Lichtung. Der Weg, von dem sie gekommen waren, ging jetzt in drei kleinere Wege über, die exakt im gleichen Winkel zueinander standen. Als wären sie mithilfe eines Winkelmessers gezeichnet worden. Gregor hatte im Unterland noch nichts dergleichen gesehen. Natürlich waren ihm schon viele sich gabelnde Wege begegnet, aber die Abzweigungen waren immer unterschiedlich groß und verschieden geformt gewesen; sie sahen so aus, als wären sie auf natürliche Weise entstanden, durch Bäche oder Flüsse, die vor langer Zeit ausgetrocknet waren. Der Weingarten der Augen dagegen musste von jemandem oder etwas sorgfältig geplant und angelegt worden sein.
    »Warum greifen sie uns nicht einfach an?«, platzte Gregor heraus. Er wusste noch nicht mal, wer »sie« waren.
    »Offenbar ist der Weingarten hier nicht so hungrig wie anderswo«, sagte Hamnet. »Oder vielleicht wollen sie unser Blut für einen bestimmten Zweck. Um die Jungen zu füttern oder einen Kranken zu heilen.«
    »Dann hat das Tal hier also ein Gehirn oder so?«, fragte Gregor.
    »Schau dir doch mal die Wege an. Glaubst du, die sind rein zufällig entstanden?«, sagte Ripred. Nein, bestimmt nicht. Die Antwort auf Gregors Frage lautete also Ja.
    Hamnet stellte in der Mitte der Lichtung eine Lampe auf und sie versammelten sich alle rundherum und aßen. Als sie fertig waren, stand Hamnet auf. »Ich werde mit Frill die Wege erkunden«, sagte er.
    »Gut. Dann können wir anderen abwechselnd schlafen«, sagte Ripred.
    »Ich komme mit dir«, sagte Hazard, sprang auf und klammerte sich an Hamnets Hand.
    »Hier bist du sicher, Hazard«, sagte Hamnet. »Ripred passt auf dich auf.«
    Doch Hazard wollte seinen Vater und Frill nicht gehen lassen. Als klar war, dass er ihnen notfalls hinterherlaufen würde, gab Hamnet nach und nahm ihn mit. Sie entschieden sich für den Weg, der nach links führte, und waren schon bald außer Sicht.
    »Ob das wohl gut geht?«, fragte Gregor Ripred.
    »Mach dir wegen Hamnet keine Sorgen. Er kann auf sich aufpassen«, sagte Ripred. »Der hat hier zehn Jahre ohne unsere Hilfe überlebt.«
    »Warum hat er Regalia verlassen, Ripred?«, fragte Luxa mit gedämpfter Stimme. Sie sprach ihn selten an, die Frage lag ihr also offenbar auf dem Herzen.
    »Haben sie dir das nie erzählt? Deine Mutter? Oder Vikus?«, fragte Ripred.
    »Nein. Henry hatte gehört, Hamnet sei wahnsinnig geworden. Doch es gelang ihm nie, die ganze Geschichte herauszufinden, und Henry konnte beinahe alles herausfinden«, sagte Luxa.
    Nur ihr Atem war zu hören, während Ripred darüber nachdachte. Gregor schaute in den Weingarten und sah, wie der Schein der Lampe von zahllosen Augen zurückgeworfen wurde. Sie blinkten. Und blinkten. Er hätte ihnen gern zugerufen, sie sollten verschwinden, aber das hätte Boots erschreckt und er war sicher, dass sich die Augen sowieso nicht verscheuchen ließen.
    »Warum sollst du es nicht erfahren?«, sagte Ripred schließlich. »Vermutlich wartet Vikus nur, bis du alt genug bist. Aber er möchte am liebsten, dass du möglichst lange jung bleibst. Und es fällt ihm schwer, über Hamnet zu sprechen, ohne zu weinen.«
    »Dann erzähl du es mir«, sagte Luxa. »Und Vikus und ich werden beide in deiner Schuld stehen.«
    »Ihr in meiner Schuld, Eure Hoheit? Na, diese Gelegenheit kann ich mir kaum entgehen lassen«, sagte Ripred. Er legte sich lässig auf die Seite und starrte in die Flamme der Lampe. »Wo soll ich anfangen? … Weißt du, die Sache ist die … du musst verstehen, dass die Ratten und die Menschen sich nicht immer so abgrundtief gehasst haben wie jetzt. Oder wenigstens ging es mit dem Hass auf und ab, und es gab Zeiten, in denen man auf wahren Frieden hoffen konnte. In diesen Zeiten hatten sowohl die Ratten als auchdie Menschen Anführer, für die Harmonie mehr zählte als Macht. Vor mehreren Hundert Jahren, so sagt man, gab es eine solche Zeit.«
    Boots krabbelte immer weiter auf Gregors Schoß und er schlang die Arme um sie. Sie gähnte herzhaft und legte den Kopf an seine Brust.
    »Zum Zeichen ihres guten Willens machten die Menschen den Ratten ein Geschenk. Einen Ort, den die Fledermäuse den Garten der Hesperiden getauft hatten. Diesen Garten hatten Sandwichs

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