Gregori - Eine Highland Secrets Story
sollen, aber sie konnte nicht anders. Besorgt kniete sie sich neben den Wolf und beugte sich über ihn. Seine Atmung ging flach und unregelmäßig. Sein Blick aus gelben Augen folgte ihr nervös, bereit sich zu verteidigen, vermutete er Gefahr.
Sie berührte das Tier nicht, um es nicht noch mehr zu verschrecken. „Ist das dein Wolf? Er scheint dir zu vertrauen?“
Gregori kniete ihr gegenüber. Sie konnte seine Angst um das Tier regelrecht spüren. Es war nicht so, wie es sein sollte. So wie man instinktiv fühlt, wenn jemand Angst hat. Das hier war anders. So als fühlte sie seine Gefühle direkt in sich. Irritiert verdrängte Sarah ihre Gedanken daran. So was war einfach unmöglich.
„Er heißt Dejan.“
„Kann ich ihn berühren?“
Sie spürte Gregoris musternden Blick auf sich, dann nickte er ruhig. Seine Hand lag auf dem Hals des Wolfs und kraulte ihn beruhigend.
Vorsichtig strich Sarah das Fell dort beiseite, wo es von Blut verfärbt und verklebt war. Dejan hatte vier tiefe Löcher in seiner Seite. »Das sieht aus, als hätte ihn eine Pranke getroffen. Ein Tier mit langen Klauen. Vielleicht ein Bär?“
„Kein Bär, mein Bruder“, sagte Gregori und seine Stimme zitterte vor Zorn. Wie konnte er glauben, dass ein Mensch so etwas getan haben könnte?
„Sofern dein Bruder keine starken und sehr langen Krallen an den Fingern hat, kann er das nicht getan haben. Außer er hätte ein Werkzeug benutzt, das das verursacht haben könnte.“
„Mein Bruder“, wiederholte Gregori nur und jetzt konnte Sarah auch den Zorn körperlich spüren, den Gregori ausstrahlte. Sie schüttelte sich, um dieses Gefühl zu verdrängen.
Sarah würde nicht weiter darauf eingehen. „Ich benötige warmes Wasser, saubere Tücher und etwas zum Desinfizieren der Wunden. Verbandsmaterial wäre auch nicht schlecht.“
„Nichts davon brauchen wir.“ Verwundert beobachtete Sarah, wie der Mann sein Handgelenk an seinen Mund führte und sich selbst biss. Als er das Gelenk von seinen Lippen zog, tropfte Blut aus zwei Einstichstellen. Sarah stieß einen leisen Schrei aus und kroch rückwärts von dem Mann und dem Wolf weg. Aus der Ecke, in die sie sich gedrängt hatte, beobachtete sie, wie Gregori Blut von seinem Gelenk in die Löcher in der Seite des Wolfes tropfen ließ.
So unfassbar ihr auch erschien, was sie da sah, sie hatte genug Filme und Bücher gelesen, um zu wissen, was hier passierte. Dazu brauchte es nicht einmal die langen Eckzähne, deren Spitzen über Gregoris Unterlippe hinausragten. Sie befand sich im Haus eines Vampirs. Oder, und das erschien ihr viel logischer, sie hatte Halluzinationen aufgrund von extremen Stresssituationen. Und soweit es sie betraf, gehörten Entführungen in genau diese Kategorie.
„Das passiert nicht wirklich“, stammelte sie und drückte sich gegen die Wand, die Knie vor die Brust gezogen.
Gregori schob seine Arme unter den Körper seines Alphawolfs. Sein Bruder hatte sich Dejan ausgesucht, weil es der beste Weg war, ihm eine Botschaft zu schicken, die aussagte: „Ich meine es ernst.“ Er warf der Frau einen kurzen Blick zu. „Du weißt, was ich bin. Das, was dich dort draußen erwartet, ist noch viel grausamer, als ich es bin. Es wäre also besser, wenn du hier bleiben würdest“, warnte er sie, bevor er Dejan aufhob und ihn auf die Couch in der Bibliothek legte. Danach glitt er mit Übermenschlicher Geschwindigkeit zurück zu der Frau, bevor sie in ihrer menschlichen Dummheit doch beschloss, es zu wagen und das Haus verließ.
Sie wehrte sich mit Faustschlägen, als er sie hochnahm und im Sessel vor dem Kamin absetzte. „Dejan wird es bald wieder besser gehen. Mein Blut wird ihn schnell heilen.“
Die Frau zitterte trotz seiner beruhigenden Worte weiter. Aber woher sollte er schon wissen, was die Menschen beruhigte? Er hatte zwar die Sorge um den Alphawolf in ihr gespürt, aber da war auch furchtbare Panik und die galt wohl ihm. Leider kam er mit menschlichen Gefühlen gar nicht gut zurecht. Vielleicht zitterte sie auch vor Kälte? Er zog sie wieder aus dem Sessel hoch und setzte sie sich auf den Schoß, um sie mit seinem Körper zu wärmen und zu beruhigen. Wie ein kleines Kind schaukelte er sie sanft in seinen Armen und konnte nicht umhin, festzustellen wie wundervoll weich ihr Körper sich anfühlte. Sie versuchte, sich von ihm zu lösen, doch Gregori hielt sie an seine Brust gedrückt.
„Ich werde dir nichts tun. Wenn ich das vorhätte, dann würdest du längst nicht mehr
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