Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis
beiden Künstler kannten einander nicht?«
»Nein!«
»Gibt es gemeinsame Bekannte?«
»Das schon. Ist ja klar in dieser Stadt. Wolfs Lieblingsnichte Fabia besucht das Kirchenfeldgymnasium und sie habe einige Schwierigkeiten, darum nimmt sie Nachhilfestunden bei Nuno Perez, das ist der Sohn von Schulers Hauswartin. Dort kommen die gemeinsamen Bekannten also zusammen. Nuno Perez studiert Chemie und er braucht natürlich Geld. Interessant ist, dass Fabia ihren Onkel Alexander regelmäÃig besucht. Im Moment sei Alexander Wolf zwar an der ligurischen Küste. Im Winter male er immer im Süden. Er habe ihr letzthin eine Schachtel Pralinés geschenkt. Diese hat sie dann Nuno geschenkt und Nuno hat sie seiner Mutter gegeben. Aber im Moment ist Mama Perez auf Diät, sagt Nuno, sie sei jedes Jahr ungefähr zweieinhalb Wochen auf Diät«, erzählte Nino Zoppa grinsend. Sein Gesicht wurde wieder ernst.
»Soll ich mir jetzt vorstellen, dass sich Frau Perez in Schulers Atelier schleicht, etwas von der giftigen Flüssigkeit entwendet, Nunos Pralinés vergiftet, und Nick Schuler beim nächsten Kaffeetreff die fatale Köstlichkeit anbietet?«
Nino schüttelte entschieden den Kopf. »Diese Frau ist so freundlich, dass einem schwindlig wird! Tatsache ist jedoch, dass sie Schuler oft zum Kaffee eingeladen hat.«
»Eine merkwürdige Sache«, sagte Nore Brand und wischte sich eine Spur Bierschaum von den Lippen.
»Das findest du also auch«, sagte Nino Zoppa erleichtert. »Aber es muss doch eine Lösung geben. Das Gift war nur in Schulers Atelier zu finden, aber die Pralinés, in denen es steckte, kamen ganz eindeutig aus Wolfs Haus. Dumm ist nur, dass der groÃe Alexander Wolf nicht den geringsten Grund hatte, den Künstlerzwerg Nick umzubringen, weil er doch gar nichts von dessen Existenz wusste.«
»Umgekehrt scheint logischer, das stimmt.« Nore Brand wiegte nachdenklich den Kopf. »Aber es scheint eben nur so. Sonst wäre Wolf jetzt tot.« Plötzlich lächelte sie. »Ich glaube, dir fehlt bloà ein wichtiger Hinweis.«
Nino Zoppa schaute perplex.
»Ruf in der Konditorei an und frage, ob und wann Nick Schuler letzthin Pralinés gekauft hat.«
Nino Zoppa schüttelte verständnislos den Kopf. »Nein, Nore, es kann nicht Selbstmord sein!«, protestierte er, »eines weiÃt du noch gar nicht: Schuler hat für Weihnachten eine Wohnung gebucht, in der Altstadt von Ascona!«
»Ruf jetzt einfach mal an!«, beharrte sie freundlich.
Nino suchte nach seinem Handy und entfernte sich. Während er telefonierte, kritzelte Nore Brand ein paar Zeilen auf die Rückseite eines Bierdeckels.
Kurze Zeit später kam Nino Zoppa zurück. Rasch drehte sie den Deckel um.
»Du hattest recht«, sagte er. »Die Dame am Telefon konnte sich erinnern. Als ich dort war, wusste keiner etwas«, murmelte er verstimmt. »Aber diese Lady hat vor drei Tagen ein Bild von Nick Schuler in einer Gratiszeitung gesehen. Er war vorletzte Woche tatsächlich dort und hat eine Schachtel Pralinés gekauft, eine neue Weihnachtskreation, erklärte sie mir lang und breit.«
»Gut«, sagte Nore Brand. »War er vor oder nach der Vernissage in der Konditorei?«
»Vorher.«
»Also«, sagte Nore Brand und rutschte vom Sessel. »Geh nach Hause und erzähle es Mona. Zusammen findet ihr das heraus. Und falls nicht«, sie steckte den Bierdeckel in seine Jackentasche, »hier drauf steht die Lösung.«
»Mona? Warum Mona?«
Nore Brand lächelte geheimnisvoll. »Weil es sich um eine Art Gesellschaftsspiel handelt, das Frauen besser kennen als Männer. Und dieses Spiel kann tödliche Folgen haben.«
Lösung
Nore Brands Bierdeckel verrät Folgendes:
Nick Schuler wollte Alexander Wolf töten. Er kaufte die teuren Pralinés, vergiftete sie und legte sie während der Vernissage von Wolf auf den Gabentisch. Er wollte den verfressenen Rivalen bei seiner Schwäche packen.
Doch manche Geschenke machen sich auf erstaunliche Reisen: Die vergifteten Pralinés kamen via Fabia und Nuno wieder zurück zu Schuler, denn Nunos Mutter hatte die nette Gewohnheit, ihn zum Kaffee einzuladen. Dieses Mal bot sie ihm als Ãberraschung zum Advent die feinen, aber leider von ihm selbst vergifteten Pralinés an.
Marcus Richmann
CпаÑиÌбо 5  â Maxim Charkows
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