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Grenzfall (German Edition)

Grenzfall (German Edition)

Titel: Grenzfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Kröger
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Grinsen. Zahnlücken.
    »Nadina?« Gesine versteht nicht. »Of course I know her –«
    Starke Arme ziehen sie nach draußen. Arno greift nach ihr, fällt zurück in den Sitz. »You stay here, my friend.«
    Gesine lässt sich führen. An den Melonen vorbei. Rotes Fruchtfleisch auf der Straße. Wie ein nachgestellter Verkehrsunfall. Hinter dem Lkw steht ein Kleinbus.
    »Madame.« Eine Schiebetür öffnet sich.
    Ein Motor springt an.
    Meer.
    Berge.

1. Juli 2012, Hansestadt Kollwitz
Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland
    Keine Ahnung, wie spät es ist. Nadina hat das Gefühl, seit Tagen neben dem Telefon im Pfarrhaus zu sitzen. Dabei ist erst eine Nacht vergangen.
    Endlich klingelt es. Sie ist dran, bevor der erste Ton endet. »Ja? Sergiu?«
    Es hat geklappt! Am liebsten würde sie ihren Bruder umarmen.
    »Ich schicke dir die Adresse von hier per SMS. Ihr kriegt das Geld wieder mit Western Union. Okay?«
    Er reicht das Telefon weiter. »Nadina!« Mamas Stimme. Zum Greifen nah. »Wann kommst du nach Hause, Kind?«
    Nadina schüttelt den Kopf. »Ich kann nicht, Mama. Noch nicht.« Bloß nicht heulen.
    »Warum nicht?«
    »Ich liebe dich, Mama. Ich vermisse dich!«
    »Du fehlst mir auch, Tochter.«
    Die Verbindung ist unterbrochen.
    Nadina legt langsam den Hörer zurück auf die Ladestation. Geht rüber zu Gesines Schreibtisch. Zieht die Schublade auf, wühlt darin herum, bis sie gefunden hat, was sie sucht. Dann nimmt sie ihr Handy und beginnt rasend schnell in die Tasten zu tippen. Zwischendurch immer wieder Blicke auf den Briefumschlag. Die Adresse muss stimmen.
    »Hallo, Nadina!«
    Sie fährt herum. Diesmal hat sie Mattie gar nicht kommen hören. Nick ist auch dabei.
    »Hi!« Sie kann nicht anders. Ihr Gesicht verzieht sich zu einem breiten Grinsen.
    »Warum grinst du so? Hast du gekifft? Wo ist Gesine?« Eine Frage nach der anderen. Wie aus der Maschinenpistole.
    »Sie wurde entführt.«
    »Was?«
    Nadina nickt. »Wollt ihr einen Tee?«
    Die beiden folgen ihr wortlos in die Küche. Nadina schenkt Tee ein. Er ist kalt, wann hat sie ihn aufgebrüht? Keine Ahnung.
    Endlich sitzen alle um den Tisch. »Nach der Trauerfeier. Weißt du noch? Ich hab auf Gesine gewartet, draußen vor der Kirche. Wollte mit ihr reden. Steh da ’ne halbe Ewigkeit rum. Endlich geht die Tür auf, Gesine kommt raus. Aber sie ist nicht allein, so ein Typ ist bei ihr. Hält sie am Arm. Gesine geht neben ihm her, ziemlich seltsam, wie ’ne Puppe. Die laufen direkt an mir vorbei. Sie hat ihre Handtasche umgehängt, aber die fällt auf den Boden, ohne dass sie was merkt.«
    Mattie und Nick sehen sich an. Reden kurz miteinander auf Deutsch.
    Nadina hebt die Hand. Die sollen ihr zuhören. »Ich hab die Tasche aufgehoben und bin hinter ihnen her. Auf dem Parkplatz am Pfarrhaus steht ein blauer Citroën. Französisches Kennzeichen. Die beiden steigen ein. Ich will die Beifahrertür aufreißen und Gesine die Tasche geben. Da sehe ich, wie der Mann ihr ’ne Spritze verpasst. Also ducke ich mich. Er telefoniert. Ich verstehe kein Wort, nur ›nach Cerbère‹. Ihr sagt immer ›nach‹, wenn ihr meint ›wohin‹. Dann fährt er los. Ich hab das Kennzeichen in mein Handy getippt.«
    Mattie ist aufgestanden. »Sorry, Nadina, aber wir müssen die Polizei anrufen. Das ist eine ernste Sache. Und ich glaube, ich weiß, wer dahintersteckt.«
    »Halt!« Nadina hält sie am Arm fest. »Jetzt warte doch mal. Ich bin nicht fertig!« Mattie bleibt stehen. »Ich hab gegoogelt und gesehen, dass Cerbère eine Stadt in Frankreich ist. Dann hab ich meinen Bruder Sergiu angerufen.«
    »Deinen Bruder? Der dich verkaufen will? Warum das denn?«
    Nadina spürt Matties Ungeduld. Nick sagt was, und Mattie setzt sich wieder hin. »Sergiu kennt Leute, die finden dich überall. Die bringen dich auch überallhin. Kostet viel Geld.«
    Nick scheint sie langsam zu verstehen. »Du hast Sergiu gebeten, seine Leute auf den Wagen anzusetzen?«
    Gar nicht so blöd, der Typ. »Sie haben das Auto gestoppt. Gesine ist in Sicherheit. Sie bringen sie nach Hause. Wir zahlen danach.«
    »Ich hoffe, Gesine hat genug Geld«, sagt Nick. Wieder sprechen die beiden laut und schnell auf Deutsch.
    Mattie scheint sich langsam zu beruhigen. »Ich denke, es ist okay, wenn sie zurückkommt. Jetzt wird er ihr nichts mehr tun.«
    »Wer war der Mann im Auto?« Nadina hat das Gefühl, die beiden wissen mehr als sie.
    Nick zuckt mit den Schultern. »Wir vermuten bloß, wer die Entführung in Auftrag gegeben

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