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Grenzgaenger

Grenzgaenger

Titel: Grenzgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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der Schlüssel zu dem Zimmer im Wohnheim.» Er gab ihn Toppe. «Und ich sollte dann wohl meinen Bericht vom Samstag schreiben.»
    Toppe sah ihn missbilligend an, aber van Appeldorn blieb ungerührt. «Ich konnte doch nicht ahnen, dass ein Mordfall draus wird.»
    «Tja, wenn’s so aussieht», murrte Berns, «dann haben wir ja wohl auch noch eine Menge auszuwerten.»
    Er stöhnte laut und vorwurfsvoll, aber keiner achtete auf ihn.
    Toppe schaute auf die Armbanduhr. «Um vierzehn Uhr setzen wir uns wieder zusammen. Bis dahin dürften die Ergebnisse aus Düsseldorf da sein. Ich hätte dann gern die Berichte, die noch fehlen, auch einen ersten vom ED.»
    Auf eine Antwort wartete er nicht.

[zur Inhaltsübersicht]
    Vier
    Das Zimmer war höchstens zwölf Quadratmeter groß. An der einen Schmalseite lag die Tür, ihr gegenüber das einzige Fenster. Die Wände waren in hellem Ocker gestrichen, auf dem Boden lag ein billiger brauner Teppichboden. Für Möbel war nicht viel Platz. Gleich links von der Tür gab es einen viertürigen Einbauschrank. An der rechten Längswand stand eine Liege mit großkariertem Bezug, die man wohl zu einem Bett umbauen konnte. Davor ein niedriger rechteckiger Glastisch mit einem hellbraunen Lederstuhl, dem Pendant zu dem Stuhl, der jetzt bei van Gemmern im Labor stand. Über der Bettcouch hingen drei gerahmte Carl-Larsson-Drucke. An der linken Wand, gleich hinter der Tür, ein kleines Waschbecken mit einem Spiegelschränkchen und eine offene Schrankwand aus Nussbaumimitat. An dem kleinen Deckenhaken vor dem Fenster hatte wohl ein Makrameekorb mit einer Topfpflanze gehangen. Beides stand jetzt auf dem Tisch. Die Pflanze hatte schon einige Blätter verloren. Wer hätte sie auch gießen sollen?
    An diesem Deckenhaken hatte die Tote gehangen.
    Heinrichs stieg vorsichtig auf den Stuhl und schaute sich den Haken an.
    «Mehr Glück als Vaterlandsliebe», murmelte er.
    «Wieso?» Toppe kam näher.
    «Das ist bloß ein Sechser-Dübel. Ein glattes Wunder, dass der gehalten hat.»
    In der linken hinteren Zimmerecke standen ein Saxophon und ein Ständer mit Notenblättern. Toppe warf einen Blick auf das oberste Blatt: ‹Maiden Voyage›. Jazz, eine Frau, die Saxophon spielte – ungewöhnlich. Er trat ans Fenster und sah hinaus. Das Zimmer lag im ersten Stock. Man schaute auf den grauen, vierstöckigen Krankenhausbau, der Eingang war keine acht Meter entfernt. Dazwischen lag ein symmetrisch gepflasterter Hof mit ein paar gemauerten Blumenbecken und zwei, drei jungen Bäumen. Wenn man den Himmel sehen wollte, musste man sich aus dem Fenster beugen.
    Toppe drehte sich um, betrachtete das Zimmer und versuchte, sich die Spuren, die der Erkennungsdienst hinterlassen hatte – die Kreidestriche auf dem Teppich, den Puder vom Fingerspurennehmen, der überall klebte –, wegzudenken.
    Es war ein 08/15-Zimmer, und die deutlichen Versuche, es gemütlich zu machen, die Pflanzen, die hübsche Stehlampe, die gehäkelten Deckchen, die Bilder und der Nippes, wirkten ein wenig hilflos.
    Heinrichs hatte einen Karton mit Fotos und Briefen aus der Schrankwand genommen und kramte darin herum.
    «Wo hat die eigentlich gekocht?», fragte Astrid.
    «Hier gibt es bestimmt eine Gemeinschaftsküche», antwortete Toppe. «Wir können ja mal nachgucken.»
    Sie traten auf den düsteren Flur hinaus. Es war ein schmaler Gang mit einem schwarz gesprenkelten Fußboden und fünf Türen an jeder Seite. Der einzige Schmuck an den hellgrünen Wandflächen zwischen den Türen waren ein schlichtes Holzkreuz und vier ausgeblichene Farbfotografien: eine Luftaufnahme vom Krankenhaus, die Rheinbrücke, zwei Stadtansichten von Emmerich.
    Die Küche lag gleich an der Treppe. Toppe warf nur einen kurzen Blick hinein. Der Raum war grau und kahl. An den zahlreichen Schränken klebten rote Namensschildchen: José, Karin, Klaus, Barbara, Birgit … Er las nicht weiter. Es roch nach kaltem Kaffee und Dosenravioli.
    Gegenüber der Küche befanden sich die Gemeinschaftsduschen und die Toiletten. Neben der Küchentür hing ein Wandtelefon.
    «Stand da nicht auch ein Apparat im Zimmer?», fragte Astrid.
    «Doch», nickte Toppe, «aber vielleicht ist das ja nur ein Hausanschluss.»
    Sie gingen wieder ins Zimmer zurück. Toppe entdeckte neben der Tür, gleich unter dem Lichtschalter, einen weißen Knopf mit der Aufschrift ‹TÜR› – wohl der Öffner für die Haustür unten.
    «Hast du was gefunden?», fragte er Heinrichs.
    «Das Übliche: Fotos, ein paar

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