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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
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nichts Gutes. »Weiß er Näheres?«
    »Nein. Es ist noch zu weit fort. Aber das bedeutet nur, dass es etwas sehr Großes sein muss. Du sollst auf dich achtgeben, sagt er.«
    »Danke«, brummte Feng, ehe er den Fernseher ausschaltete.

    Am nächsten Morgen rief ich Kay an, um zu fragen, ob und wie die beiden mich heute in der Agentur brauchten, aber Kay sagte mir, dass ich erst am Abend im Triskelion Büro auftauchen müsse.
    Mein Traum hatte mich verwirrt, auch wenn ich nicht abstreiten konnte, dass durch Samhiels Beinahe-Verführung die Warnung fast untergegangen wäre.
    Ich fuhr noch einmal mit einem Taxi zur Wohnung meiner Mutter, um mich genauer umzusehen. Viel Neues fand ich nicht. Es sah immer noch so aus, als hätte sie einfach ihre Sachen für einen Urlaub gepackt.
    Alles in Ordnung. Trotzdem rumorte leiser Zweifel in meinem Hinterkopf. Ich beschloss, es einfach auf meine überspannte Libido zu schieben. Und auf Samhiel und seinen verflixten Sexappeal. Vor allem darauf.
    Wieder zu Hause angekommen, nahm ich ein Bad und bemerkte zu meiner Verwunderung, dass die Krötenstatue, die ich am Morgen direkt als erstes nach draußen gestellt hatte, wieder neben dem Bett stand, und mit dem Kopf in Richtung Wand zeigte. Mir rann ein Schauer über den Nacken. Wer oder was trug dieses Ding immer wieder dorthin? Oder war es tatsächlich ein Hausgeist?
    »Hausgeister sind selten Tonstatuen.«
    Die Stimme war weich und sanft, aber ich wirbelte herum, und starrte die Gestalt an, die an meinem Bettende saß. Das Lächeln, die dunklen Augen, die langen Haare…
    »Samhiel?«
    »Wie erfreulich, sie erinnert sich noch an mich!«
    Ich raffte das Handtuch, das ich nach dem Bad um mich geschlungen hatte, enger. Mein Traum der letzten Nacht stand mir bei seinem Anblick wieder sehr plastisch vor Augen. Ich konnte fast seine Lippen auf mir spüren. Nein, nicht jetzt! »Man hat nicht jeden Tag das Vergnügen einem Engel zu begegnen. Das Mindeste ist es dann wohl, mir deinen Namen zu merken.«
    »Ich bin nicht sehr gut in Konventionen, Kätzchen.«
    Der Kosename entlockte mir ein Lächeln. »Das habe ich bereits gemerkt. Konventionell ist es sicher nicht, einfach im Schlafzimmer einer halbnackten Frau zu erscheinen.«
    Samhiel lachte.
    »Da hast du sicher Recht«, sagte er. »Aber du kannst das ja ändern.«
    »Dass du hier einfach auftauchst?«, fragte ich.
    »Dass du halbnackt bist.«
    Ich musste unwillkürlich schmunzeln, als er mich aufreizend angrinste. »Von halbnackt zu ganz nackt? Was für eine Art Engel bist du? Darfst du das überhaupt?«
    »Das wäre sicherlich ein ganz besonderes Vergnügen. Aber ich befürchte, an mich wäre es verschwendet. Ich bin ein keuscher Engel.«
    »Ah, davon habe ich gelesen. Engel sind Hermaphroditen, nicht wahr?«
    Abermals lachte er. »In diesem Fall muss ich dich enttäuschen.« Er kam näher und ich wich einen Schritt zurück. Schmunzelnd strich er mit der Hand über mein Dekolleté, allerdings berührte er mich nicht, verharrte mit seiner Handfläche einige Millimeter über meiner Haut. »Ich habe das Gegenstück zu deinem weiblichen Körper, Feline. Mit allem, was dazu gehört. Aber ich darf es nicht benutzen.«
    Ich starrte in seine Augen. »Und…«, ich räusperte mich, als mir der raue Klang meiner Stimme aufging. »Und wieso nicht?«, fragte ich schließlich leise.
    »Weil es uns verboten ist, bei den Kindern Adams zu liegen.« Er lächelte und ließ seine Worte wie einen beiläufigen Witz klingen, bevor er erklärte: »Ein Bruch dieses Verbots bedeutet Verbannung.«
    »Und warum sucht ihr euch dann solche Körper aus?«
    »Das tun wir nur, wenn wir auf Erden wandeln. Und die Wahl überlässt man uns, damit wir die Versuchung kennenlernen und lernen, ihr zu widerstehen.« Er beugte sich zu mir. Diesmal blieb ich stehen und musste trotzdem noch aufsehen, um seinen Blick nicht zu verlieren. »Ich muss zugeben, diesmal fällt es mir schwer.« Plötzlich richtete er sich wieder auf. »Aber das sollte jetzt nicht unser Problem sein. Dein Problem ist eher das hier, nicht wahr?« Er hatte sich von mir abgewandt und hielt die Krötenstatue hoch.
    Noch immer gefangen in meiner Tagträumerei über unkeusche Engel, konnte ich ihn nur verdattert anstarren.
    Er wedelte mit der Tonfigur. »Feline?«
    Ich riss meine Gedanken los. »J-ja, die Kröte. Seit ich sie habe, taucht sie ständig neben meinem Bett auf.«
    »Ich denke, da will dir jemand etwas sagen.«
    Ich fuhr mir über die nackten Schultern,

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