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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
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lagen auf seinem breiten Rücken und ich bewegte sie leicht. Seine Haut fühlte sich an wie Samt.
    Samhiel senkte den Kopf und küsste zärtlich meinen Mundwinkel. Ich schauderte einmal mehr und meine Hände zogen ihn tiefer, tiefer zu mir. Er murmelte etwas, aber ich brauchte eine Weile bis ich es verstand. »Feline.«
    Meine Hände wanderten hoch zu seinem Nacken, meine weißen Finger gruben sich in sein so dunkles Haar. An der Stelle, an der er mich geküsst hatte, brannten meine Lippen. Mir wurde nur zu bewusst, wie nah er mir war. Viel zu nah…
    Ich riss mich los. Etwas stimmte nicht. Er war ein Engel. Ich durfte ihn nicht küssen! Wenn ich weitermachen würde, würde ich mehr wollen und…
    »Wach auf, Kätzchen. Such deine Mutter. Du bist in Gefahr und sie auch.«
    Auf einmal wurde mir der Traum zu eng. Ich schlug ruckartig die Augen auf und setzte mich hastig auf. Um mich herum war es dunkel und ich war allein in meinem Schlafzimmer. Aber ganz schwach konnte ich noch Samhiels Duft riechen.
    Dieses E-Book wurde von "Lehmanns Media GmbH" generiert. ©2012

Kapitel 10

    Die Nacht war noch nicht zu Ende, aber Feng fühlte sich ausgepowert. Nachdem er sich von Feline verabschiedet hatte, war er nach Hause gefahren.
    Die alten Holztreppen des Mietshauses knarrten unter seinem Gewicht. Kaum hatte Feng den Schlüssel aus seiner Tasche gezogen, ging, wie auf Bestellung, die Tür zur gegenüberliegenden Wohnung auf. Ein blonder Kopf streckte sich heraus und eine junge Frau sah neugierig auf den Flur.
    »N’abend Emiliy«, grüßte Feng.
    »Schon wieder allein zu Hause?«, fragte sie und schob ihre Tür weiter auf.
    »Nein. Yuang wartet auf mich.«
    Das Lächeln der Frau schwand dahin. »Na gut. Dann bis morgen.«
    Feng nickte ihr freundlich zu und betrat seine Wohnung. Sie bestand aus nicht viel mehr als einem Wohnzimmer mit einer Schlafmatratze, einer Kochnische und einigen wenigen Möbeln. Das einzig Luxuriöse war ein Schlagzeug mit dem Schriftzug »Tama«, das fast die Hälfte des Zimmers einnahm. Feng sah lächelnd auf seine »Yuang Tong«, seine Trommel, und streifte seine Jacke und im gleichen Zug auch seinen schwarzen Wollpullover ab. Geübt setzte er sich auf den schmalen Schemel hinter den Trommeln und nahm die Drumsticks zur Hand.
    Feng leistete sich nicht viel Luxus. Aber die Renovierung der kleinen Wohnung, das Schlagzeug und die Dämmung, damit die Nachbarn nichts von seinen Entspannungsübungen mitbekamen, waren etwas, an dem er nicht gespart hatte.
    Der Drache schlug einige Male in die Luft, um seine Handgelenke zu lockern und legte dann los. In übermenschlich schneller Folge prasselten die Schläge auf die Trommeln und Metallteller. Feng lächelte und spielte sich jegliche Bedenken oder Gedanken von der Seele. Der Rhythmus, den er anschlug, war hart und schnell. Seine Muskeln zuckten unter seiner Haut, während er immer wieder auf die Trommeln einschlug, bis er sich genug verausgabt hatte.
    Auf seiner Haut und den schwarzen kurzen Haaren glänzte Schweiß und er legte die Drumsticks wieder auf das Schlagzeug. Erst dann nahm er das Handtuch, das danebenlag und trocknete sich ab. Für den Moment hatten sich seine verkrampften Schultern gelöst. Die Verspannungen darin verdankte er den jüngsten Ereignissen. Arien, Feline, Agnes, Kay.
    Das war mehr, als sonst während eines ganzen Monats passierte. Ein heißes Bad würde jetzt helfen und dann vielleicht ein Bier.
    Der Fernseher flackerte. Er hatte ihn nicht eingeschaltet, das konnte also nur bedeuten, dass…
    »Nihao!«
    Das Gesicht einer Asiatin um die fünfzig erschien auf der Mattscheibe und der Drache seufzte. Er ließ sich auf einen ausgewetzten Sessel davor fallen. »Nihao, Tante. Warum benutzt du nicht das Telefon?«
    »Ich sehe dich so selten«, erwiderte seine Tante und gab sich keine Mühe, den Vorwurf abzumildern.
    »Das liegt am Zeitunterschied.« Feng wischte sich wieder über die Stirn und erinnerte sich erst jetzt daran, dass er von der Taille an aufwärts nackt war. Dem Blick seiner Tante nach zu urteilen, fiel es ihr gerade auch auf. »Warum bist du nackt?«
    »Ich bin nicht nackt, Tante. Ich trage eine Hose! Warum rufst du an?«
    Sie sah aus, als würde sie gleich zu einer Tirade ansetzen, atmete dann aber tief durch. »Ich soll dich von Großvater warnen. Er sagte, etwas verschiebt sich und es geschieht in deinem Umfeld.«
    Dass seine Tante ohne weitere Umschweife auf den Grund ihres Anrufes per Fernsehen zurückkam, bedeutete

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