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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
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auf dem Rücken und ich fuhr über seine Stirn. »Feline?«
    Mir lag eine Antwort auf der Zunge, aber ich sagte nichts, sondern sah auf. Elandros hatte uns beobachtet. Ich wusste nicht wieso, aber noch immer machte er mir Angst. Etwas an ihm hatte sich verändert.
    Er kniete sich zu Feng und mir. Seine langen weißen Finger streckten sich mir entgegen. Ich murmelte ein »Nein«. Da ich seine Hand nicht ergriff, packte er meinen Arm und riss mich auf die Füße. Das plötzliche Aufstehen ließ mich schwindeln und ich versuchte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Ohne ein Wort zu sagen, zerrte Elandros mich weiter zu einer Seite des Raumes. Sie wurde im Gegensatz zum Rest der Kammer hell angestrahlt. Zwei Personen standen davor. Ich kniff für einen Augenblick die Augen zusammen, um sie besser sehen zu können. Eine davon kannte ich. »Samhiel!«
    Der Engel hing an etwas Flügelähnlichem an der Wand. Der Kopf baumelte kraftlos nach vorn und seine langen Haare verdeckten sein Gesicht. Ich erkannte ihn nur an den Tätowierungen auf seinem Körper. Vielleicht täuschte ich mich auch, denn auf mein Rufen hin reagierte er nicht. Das, oder er konnte mich nicht mehr hören.
    Die zweite Person löste sich und kam näher. Sie war hochgewachsen und deutete ein Kopfnicken an, als sie vor mir stand. »Wir hatten noch nicht persönlich das Vergnügen. Mein Name ist Jean Roumond.«
    Ich starrte den Mann an. Den Mann, den ich so verbissen gesucht hatte. Mit einem Ruck wollte ich mich losreißen, aber Elandros hielt mich unerbittlich fest. »Wir werden uns später zusammen setzen und plauschen können«, raunte er und ich spürte Übelkeit in mir aufsteigen. Das war das Gurgeln, das ich bei meinem Aufwachen gehört hatte. Mit Elandros Stimme die ich kannte, hatte das nichts mehr zu tun. Was war geschehen?
    »Und was soll vorher passieren?«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und hielt meinen Blick weiter auf Roumond. Hass. Hass war gut; besser als Angst.
    »Ich dachte, das wäre dir bereits klar?«
    Jetzt sah ich doch auf und wünschte, ich hätte es nicht getan. Elandros grinste breit und offenbarte damit wesentlich mehr scharfe Zähne, als ich sie bisher bei einem Vampir hatte sehen dürfen.
    Mein Blick wanderte von Elandros zu Samhiel. »Du bist der Dämon«, hauchte ich entsetzt, als ich verstand.
    Feng in der anderen Ecke des Zimmers keuchte leise. Ich wusste nicht ob aus körperlichem Schmerz oder wegen meiner laut ausgesprochenen Erkenntnis. Elandros wandte den Kopf in seine Richtung. »Oh, ich denke, ihr beiden überschätzt euren geliebten Vampirfreund etwas«, sagte er. »Elandros hat die Ehre, mein Gefäß sein zu dürfen.«
    »Seit wann?«, fragte Feng nur.
    Der Klang seiner Stimme erschreckte mich. Ich konnte seine Umrisse sehen. Die mächtigen Schultern waren gesenkt. Aber die Augen des Drachen blitzen im Dämmerlicht auf.
    »Soll ich dich raten lassen?«, fragte der Dämon mit deutlichem Amüsement. »Damit du selbst siehst, wie lange du mir schon blind gefolgt bist?«
    »Ich bin dir niemals blind gefolgt!«, rief Feng aufgebracht.
    »Rate, Drache. Komm schon, rate.«
    Fengs Schultern sackten weiter nach unten.
    »Lass ihn in Ruhe. Es tut nichts zur Sache«, sagte ich und war selbst erstaunt über den ruhigen und entschiedenen Klang in meiner Stimme.
    Elandros Aufmerksamkeit wandte sich mir zu. »Ja, vielleicht hast du Recht – es tut nichts zur Sache.« Er beugte sich näher zu mir und ich hielt den Atem an. »Wir haben andere Dinge, auf die wir uns konzentrieren müssen.«
    Er schob mich vorwärts in den Lichtkegel. Mit der einen Hand hielt er mich fest, mit der anderen packte er Samhiels dichten Haarschopf und riss dessen Kopf hoch. Der Engel war ohnmächtig. Als Elandros seinen Kopf gegen die Wand schlug, erwachte er und sah mich verwirrt an.
    »Unser Geflügelfreund weigert sich mir zu verraten, wie ich das Wort aus dir herausbekomme«, sagte Elandros in einschmeichelndem Ton. Ich keuchte vor Schreck. Die widerliche Stimme war einem sanften, einschmeichelnden Tonfall gewichen, der mich gegen meinen Willen gefangen nahm. Dagegen verblasste selbst Kays Fey-Gestalt.
    »Aber du weißt es sicherlich, nicht wahr, Feline?«
    »Selbst wenn – was soll mir das dann nützen?«, zischte ich.
    »Deine Freunde würden nicht sterben. Das würde dir sicherlich nützen«, lachte Elandros leise. Bei dem Geräusch biss ich die Zähne zusammen.
    »Was soll das bringen?«, fauchte ich. »Sobald du das Wort

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