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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
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untersuchen. »Sie ist ohnmächtig.«
    Der Engel stemmte sich gegen die Seile und die Haut auf seinem Körper verzerrte sich. »Mach das Licht aus!«
    »Wieso, du…«
    »Mach es aus!« Samhiels Stimme duldete keinen Widerspruch.
    Feng knurrte unterdrückt, robbte dann aber zu der Halogenlampe und suchte nach einem Lichtschalter. In der Eile fand er ihn nicht und riss einfach das Kabel aus der Lampe. Augenblick wurde es dunkel. Selbst der Drache hatte Schwierigkeiten, sich so schnell an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen.
    Ein Rauschen erscholl. Anfangs nur das ferne Flüstern von Wind in Blättern. Aber binnen Sekunden schwoll der Wind an, wurde zu Wasser, das sich donnernd an Klippen brach. Er hörte den Wind nicht nur, er spürte ihn in jeder Pore seines Körpers. In diesem dunklen Verschlag schwoll er an wie ein Orkan und durchdrang jede Faser des Drachen. Feng spürte, wie die Fesseln sich an seinen Händen lösten.
    Urplötzlich hörte der Wind auf. Feng stand auf. Weiche Federn streiften sein Gesicht. Und fauliger Gestank, nur allzu vertraut.
    »Vorsicht Samhiel, das…«
    »Oh, er weiß es schon«, erklang die modrige Stimme. »Er weiß es schon.«

    Agnes sprach nicht, als Kay sie aus dem Büro führte. Er sprach es nicht an. Im Augenblick schien alles aus einem sehr gebrechlichen Gefüge zu bestehen. Und er konnte es mit einer unbedachten Bewegung zum Einsturz bringen. Agnes, Feng, Feline…
    Er hatte den Arm der jungen Frau gefasst und sie folgte ihm, den Blick auf den Boden gesenkt. Als sie vor dem Büro standen, platzte es doch aus ihr heraus: »Warum war er wieder bei mir? Was ist hier los? Du hattest versprochen, dass es vorbei wäre!« Sie hatte jegliche Zurückhaltung verloren. Kay wusste nicht, ob es an ihrem fast stattgefundenem Kuss oder ihrer Angst lag.
    »Ich sagte, dass ich denke, dass es vorbei ist. Nicht, dass ich es wüsste.«
    »Du hast mich angelogen!«
    Kay wollte etwas erwidern, schwieg aber lieber. Er hatte tatsächlich gedacht, dass es vorbei wäre. Angesichts Agnes Angst fühlte er sich hilflos. Alles was er für sie tun konnte, war sie in Sicherheit zu bringen, bis er Roumond gefunden hatte. Und damit hoffentlich auch Feng.
    Agnes hatte sich abgewandt und stand mit dem Rücken zu ihm. Kay tastete in seiner Tasche nach einem kleinen Fläschchen.
    Sie sah auf, als er sie an der Schulter berührte. »Ich weiß, dass du Angst hast«, sagte er leise und Agnes sah wieder zu Boden. Als er sie an sich zog und ihr durch das Haar fuhr, wurden ihre Augen groß. »Ich will dir diese Angst nehmen. Aber es braucht noch Zeit. Nicht mehr viel, das verspreche ich. Vertrau mir.«
    Er sah ihr an, dass sie protestieren wollte. Vielleicht ahnte sie auch, was er vorhatte. Sicher würde er es nie wissen, denn die geöffnete Flasche aus seiner Manteltasche war durch die Umarmung direkt unter ihrer Nase. Agnes große Augen sahen ihn an und verdrehten sich. Ohnmächtig brach sie zusammen.
    Es brauchte eine kurze Handbewegung und sie waren in seinem Garten. Agnes würde lange schlafen. Hoffentlich auch lang genug, um ihm die Gelegenheit zu geben, seine Fehler zu korrigieren und endlich das zu tun, was er tun musste.
    Als er ihren Körper in das weiche Gras legte, fiel ihm etwas ein. Er wechselte wieder die Ebene und kehrte ins Büro zurück. Der Ficus stand noch immer auf Felines Schreibtisch. Seltsam. Seit seiner Ankunft hatte das Bäumchen nicht geredet.
    »Wo bringst du mich hin?«, ertönte die quengelnde Stimme des Ficus. Kay sah auf das Bäumchen. »Hast du etwa bis jetzt geschlafen?«
    »Was hätte ich sonst machen sollen?«
    »Feline war im Büro. Hast du das überhaupt bemerkt?«
    »Das würde zumindest erklären, warum ich so gut geschlafen habe«, nuschelte der Hausgeist.
    Kay schnaubte und drückte den Topf fester an sich.»Ich bringe dich in meinen Garten. Die junge Frau dort obliegt jetzt deiner Obhut.«
    »Ist es Feline?«
    »Nein.«
    Der Baum raschelte empört. »Ich bin IHR Hausgeist.«
    »Du hast ihren Besuch verschlafen«, erinnerte Kay ihn sanft.
    »Das heißt nicht, dass du mich für deine anderen Frauen missbrauchen kannst.«
    »Das sind nicht »meine Frauen«, presste Kay hervor. »Also merk dir: sie wird schlafen, aber sollte sie aufwachen, darf sie weder etwas von dort essen noch trinken. Ist das klar?«
    Das Bäumchen seufzte. »Gut.«
    Kay brachte es in sein Reich und der Ficus gab ein zufriedenes Seufzen von sich. »Und das ist wirklich alles deins?«
    Kay setzte den

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