Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
hob meine Hände, um mein Haar aus dem Gesicht zu streichen. Groskin warf sich zu Boden, während Slevoic nach kurzem Zögern einen Schritt zurücktrat. Ich sah Groskin finster an. »Ach, nun stehen Sie schon auf. Ich habe mir nur die Haare aus den Augen gestrichen.«
»Sie haben ihn bedroht«, erklärte Slevoic, als Groskin langsam aufstand und sein Kettenhemd zurechtzog. Er hielt seinen Blick gesenkt. »Sie haben es gesehen«, sagte Slevoic zu den beiden Wachen. »Hase hat Groskin bedroht.«
»Verschwinden Sie, Slevoic«, sagte ich, als ich an ihm vorbeigehen wollte, aber er zog ein Messer und trat mir in den Weg.
»Himmel, sind Sie das, Slevvy?« Lord Esclaur trat neben mich, immer noch in seine Decke gehüllt, mit seinem Lorgnon in der Hand. »Wieso um alles in der Welt schleichen Sie denn vor Lord Hases Tür herum?« Er hob das Glas und betrachtete das Messer des Leutnants. »Vergleichen Sie Ihre Waffen mit denen Ihrer Freunde?«
Ich beobachtete Slevoic, dessen blaue Augen seine Verblüffung verrieten, als er Lord Esclaur ansah. »Eine kleine Grenzland-Heilung«, erklärte ich.
Slevoic fand rasch seine Fassung wieder. »Wahrscheinlich war es vor allem eine kleine Grenzland-Vergiftung, Auswurf.«
»Ich wurde vergiftet?« Lord Esclaurs Stimme klang schrill; sein Lorgnon baumelte vergessen in seiner Hand.
»Ja. Sehen Sie jetzt, was passiert, wenn Sie mit Missgeburten herumhängen?«
»Aber Ihre Mutter war gar nicht da, Slevoic«, erklärte ich.
Die beiden Gardisten des Königs hielten den Leutnant auf. Einer packte ihn am Arm und drückte seine Messerhand herunter.
»Warum seid Ihr aufgestanden, Mylord?« Die königliche Leibärztin kam den Gang von der Treppe herauf, und zu ihrer Ehre muss ich gestehen, dass sie nur blinzelte, als sie meine Unterhose sah. Im selben Augenblick war ich hinter der Tür verschwunden. Ich fühlte jemanden neben mir und sah hin. Lord Esclaur war mir zuvorgekommen und steckte ebenfalls seinen Kopf um die Tür, direkt unter meinem. Jemand kicherte. Esclaur und ich öffneten die Tür ein Stück weiter, um der Ärztin einen ungehinderten Blick auf Jeff zu gewähren. Es krachte, als er auf eine Pritsche sprang; die Spinnen waren angesichts der weit gefährlicheren Bedrohung durch einen weiblichen Arzt vergessen.
Die jedoch unbeeindruckt war. »Warum haben Sie ein Messer in der Hand, Leutnant?« Sie lauschte Slevoics Erklärungen einige Sekunden. »Vollkommener Blödsinn, Leutnant. Lord Hase hat nichts mit Lord Esclaurs Vergiftung zu tun, und ich bin sicher, dass er Besseres zu tun hat, als ausgerechnet Sie zu bedrohen. Stecken Sie das Messer weg, bevor Sie sich verletzen und mir noch mehr Arbeit machen.« Sie näherte sich der Tür, die ich bis auf einen kleinen Spalt geschlossen hatte, und sprach meinen Augapfel an. »Öffnet die Tür, Mylord, damit ich mich um meinen Kranken kümmern kann.«
Ein Windzug traf mich, und dann rummste es wieder, als Lord Esclaur in sein Bett hüpfte. Ein hitziger, geflüsterter Wortwechsel folgte, als er Jeff überzeugte, sich ein anderes Versteck zu suchen.
Ich tauchte zu meiner Pritsche hinab, nachdem ich meine Decke vom Boden gerafft und kräftig ausgeschlagen hatte – ich hatte diese blassen Bestien nicht vergessen! »Kommen Sie herein …« Ich unterbrach mich und versuchte es ein paar Oktaven tiefer. »Kommen Sie herein.« Lord Esclaur rutschte unter seine Decke, bis nur noch seine Augen zu sehen waren, als sich die Leibärztin ihm näherte, und erneut wurde heftig getuschelt, als sie versuchte, Lord Esclaur zu überzeugen, die Decke loszulassen.
»Es reicht wohl nicht, dass wir die ganze Nacht Aufregungen und Alarm hatten. Sie müssen noch mehr Unruhe stiften, bevor der Morgen graut«, ertönte Suidens Stimme auf dem Flur. Er trug einen wundervoll golddurchwirkten Brokatmorgenmantel, dessen Fäden in dem schwachen Licht schimmerten. Groskin und Slevoic wirbelten überrumpelt herum, während die Leibgardisten des Königs Haltung annahmen. Der Blick der grünen Augen des Hauptmanns war jedoch in unser Zimmer gerichtet. Groskin versuchte, sich davonzuschleichen. »Wohin wollen Sie, Leutnant?«, wollte Suiden wissen, ohne sich umzudrehen.
»In die Messe, Sir!«
»Verstehe. Da Sie und Leutnant Slevoic so voller Energie stecken, werden Sie Ihre Paradeuniformen anziehen und meine Bürotür bewachen. Sofort. Und Slevoic …« Der Hauptmann streckte die Hand aus, als die Leutnants sich zum Gehen wandten. »Geben Sie mir Ihr Messer.«
Slevoic
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