Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
blieb stehen und schob dann sein Messer in die Scheide. »Nein, Sir.«
Schweigen senkte sich über den Flur.
»Was haben Sie gesagt, Leutnant?« Suidens Stimme war ein tiefes Rumpeln.
»Ich sagte Nein, Sir.« Slevoic warf einen Blick über Suidens Schulter auf mich. Im ganzen Flur öffneten sich Türen, und Köpfe wurden herausgestreckt. Er hob seine Stimme. »Ich weigere mich, unbewaffnet herumzulaufen, solange Hase nicht unter Arrest steht. Lord Esclaur wurde gestern Abend vergiftet, als er in seiner Gesellschaft war, und er hat eben versucht, Groskin anzugreifen.«
Zum ersten Mal seit zwei Tagen sah Groskin mich an, offenkundig beschämt. »Das stimmt nicht, Sir. Ich habe überreagiert …«
Der Hauptmann unterbrach Groskin, während Flammen aus seinen Augen zu sprühen schienen. »Sie verweigern einen direkten Befehl, Leutnant.«
Slevoic lächelte, und sein Gesicht verzog sich zu einer Fratze höhnischer Herablassung. »Ja, Sir … Höllenfeuer und Schwefel!«, kreischte er im nächsten Moment, als ein echter Drache sich auf ihn stürzte. Er wich zurück, bis er gegen die Wand prallte, den Blick auf die Flammen gerichtet, die aus Suidens Maul schlugen. Ich zog mir die Decke über den Kopf und hoffte, dass der Hauptmann mich im Dunkeln nicht sehen konnte.
»Wollen Sie wirklich den Leutnant verspeisen, Suiden? Vergessen Sie nicht, er treibt sich ständig mit Ryson herum. Niemand weiß, was er sich da eingefangen hat.« Ich zog einen Zipfel der Decke herunter und beobachtete, wie Javes erschien, der Wolf, und sich zwischen Suiden und Slevoic stellte. Er stemmte sich gegen die Vorderbeine des Drachen, und Suiden ließ zu, dass der Wolf ihn aufhielt.
»Sie verderben alles, was Sie berühren, Slevoic«, grollte der Drachenprinz. Sein Bass ließ die Fenster klappern. »Und was Sie nicht beschmutzen können, zerbrechen Sie. Aber nicht meine Männer. Niemals meine Männer.« Suiden passte kaum in den Flur. Seine Schwingen kratzten an den Seiten der Wände und an der Decke entlang. Er faltete sie und legte sie dicht an seinen Körper an, während die Flammen aus seinem Maul gelblichweiß loderten. »Geben Sie mir das Messer.«
Slevoic wog offenbar seine Alternativen ab, nämlich das Messer herauszurücken oder aber seinen Arm und andere Körperteile zu verlieren. Oder geröstet zu werden. Er legte behutsam das Messer in Suidens ausgestreckte, mit Krallen gespickte Klaue, drehte sich um und wollte zur Treppe flüchten.
»Sie sind noch nicht entlassen, Leutnant«, erklärte Suiden. Slevoic erstarrte und presste sich dann mit dem Rücken an die Wand. Suiden drehte seinen Schädel und blickte in den Raum. »Kommen Sie unter der Decke raus, Hase.« Ich gehorchte. »Wo steckt Jeffen?«
Jeff trat hinter einem Spind hervor, tappte mit schwarzen Pfoten in die Mitte des Raumes, wobei er sorgfältig den Resten der Spinnen auf dem Boden auswich. Auf der anderen Pritsche starrte die Leibärztin des Königs auf den blauäugigen Wolf, der ihren Blick erwiderte. Die königlichen Greife an der Tür traten von einer Löwentatze auf die andere und fuhren sich durch ihre Adlerfedern, während Groskin zu Suidens Füßen im Flur kauerte, die schwarzen Pantherohren angelegt.
»Offenbar hat sich Sro Katzes endgültige Umwandlung vollzogen«, meinte Suiden. »Können Sie uns zurückverwandeln, Hase? Oder müssen wir für immer in dieser Gestalt bleiben?«
»Ich weiß es nicht, Sir.« Ich schluckte, hatte wieder den mittlerweile vertrauten metallischen Geschmack im Mund, und meine Hände zitterten, als ich begriff, was das bedeutete.
»Wen interessiert das schon? Das hier ist außerordentlich!« Javes drückte sich an den königlichen Greifen vorbei, duckte sich unter Suidens Schädel hindurch und betrat den Raum. Seine gelben Augen leuchteten. »Haben Sie uns so gesehen, Hase?« Er blickte an seinem Wolfskörper herunter. »Und was ist mit unserer Kleidung passiert?«
»Das weiß ich nicht, Sir«, antwortete ich, ohne Suiden aus den Augen zu lassen, der seinerseits Slevoic im Auge behielt.
»Sie wissen es nicht? Vielleicht sollten wir dann den Botschafter fragen, was?« Der graue Wolf setzte sich auf seine Hinterläufe und sah sich um. Er spitzte die Ohren, als er Lord Esclaur sah. »Also wirklich! Sie auch?«
Während die beiden Wölfe sich beäugten, hörte ich, wie sich die Tierlaute in menschliche Worte verwandelten, als die Welt sich erneut zu verändern schien. Laurel Faena kam herein, den Amtsstab in der Hand, und ging an
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