Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
Vom Netzwerk:
»Aber stellt Wachen auf.«
    Es war zwar eine kleinere, aber genauso laute Truppe, die dem König in den Thronsaal folgte und schlagartig verstummte, als wir dort auf Patriarch Pietr trafen – jedenfalls vermutete ich aufgrund seines großen Hutes, dass er es war. Er stand dicht bei dem Runenzirkel. Neben ihm standen Erzdoyen Obruesk und Doyen Allwyn. Der Doyen hatte sich den Kopf rasiert und trug eine weiße Büßerkutte. Doch all das registrierte ich kaum, weil meine Aufmerksamkeit sich ausschließlich auf das konzentrierte, was der Patriarch und der Doyen in ihren Armen hielten.
    »Nein.« Meine Beine gaben unter mir nach, und ich sank auf die Knie. »Nein.«
    Laurel, der hinter ihnen stand, maunzte bei meinem Schrei voller Schmerz und Trauer, dann schlossen sich meine Augen, und es wurde dunkel.

41
     
    »Öffnen Sie die Augen, Leutnant, oder ich nagele sie Ihnen an Ihre Brauen!« Ich schlug sofort die Augen auf und begegnete Hauptmann Suidens Blick. Seine Augen, die wie geschmolzenes Grün leuchteten, funkelten mich an. »Das ist nicht die Zeit für Gestöhne und Ohnmachtsanfälle, verstanden?« Er packte meinen Arm und zog mich hoch.
    Der Patriarch trat ein paar Schritte vor, sichtlich verlegen. »Verzeiht, Euer Majestät, aber wir …«, er deutete mit einem Nicken auf Allwyn, »sind wegen des Treffens mit Botschafter Laurel hergekommen und haben dann von der Revolte erfahren, die Ihr niederschlagen musstet.« Er rückte den Amtsstab in seinen Armen zurecht, dessen Glöckchen leise bimmelten. »Ist alles gut verlaufen?«
    König Jusson warf mir einen Seitenblick zu und sah dann Laurel an, der leise trauerte. »Das ist es, bis jetzt.«
    »Dann findet die Audienz also statt?«
    »Das halten Wir für angebracht, Eure Heiligkeit«, meinte der König nach einem weiteren Seitenblick auf uns.
    Der Patriarch nickte. Dann legten er und Doyen Allwyn ihre Amtsstäbe in den Runenzirkel und sorgten dafür, dass sie gerade lagen. Erzdoyen Obruesk beobachtete sie finster.
    Ich ging zu dem Kreis der Zeugen und hockte mich daneben hin. Laurel folgte mir, immer noch lamentierend.
    »Als Doyen Allwyn eintraf, habe ich ihm drei Tage der Läuterung und Weihe auferlegt«, meinte der Patriarch. »Als diese Zeit verstrichen war, kam uns der Gedanke, dass wir vielleicht den Bischofssitz durchsuchen sollten.« Er seufzte und setzte seinen Hut ab. Sein Schädel war ebenfalls kahl geschoren. Dann öffnete er sein Gewand, und das weiße Büßerhemd darunter wurde sichtbar. »Wir haben diese Amtsstäbe gefunden.« Er legte Hut und Gewand beiseite und stand in seinem Büßerhemd da. »Ich nehme an, dass sie genau das sind, was wir angenommen haben.« Er sah Laurel an. »Doyen Allwyn hat gezögert zu verraten, wer ihm den Stab gegeben hat, Botschafter, weil er ihn von mir bekam.«
    Obwohl Eiche das gebräuchlichste Holz für einen Amtsstab der Kirche war, konnte er auch aus jedem anderen Hartholz gefertigt werden, weil nicht das Holz seine Heiligkeit ausmachte, sondern das, was er repräsentierte: die Anleitung, den Trost und den Schutz von Gott. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, dass diese Amtsstäbe eher Alpträume verursachen würden, als ich die Hand ausstreckte und beinahe den Stab berührt hätte, der aus Esche bestand. »Die Ehrenwerte Esche Faena.«
    »Du kanntest … sie?«, erkundigte sich Jusson.
    »Sie hat die Umgebung des Hofs meiner Eltern durchstreift.« Ich stützte meinen Kopf in die Hände. »Wieso wusstet Ihr das nicht, Laurel Faena?«
    »Ich war lange fort, Lord Hase«, erwiderte der Faena. »Es hat mich Monate gekostet, Euch zu finden.«
    »So lange sind wir nicht herumgeirrt, Raubkatze«, konterte ich.
    »Habt Ihr jemals jemandem verraten, wo Ihr wart?«
    Er hatte recht. Das hatte ich für mich behalten, hatte mich versteckt. Ich hob den Kopf und ließ meinen Blick niedergeschlagen über Basels Leichnam und das Elfenholz vor uns gleiten.
    »Ich bin gekommen, um einen Krieg zu verhindern, Ehrenwerter König«, sagte Laurel und stand auf. »Aber ich glaube nicht, dass ich das noch vermag.« Die Stimme des Faena rumpelte tief in seiner Brust. »Es grämt mich ungeheuerlich, dass ich es nicht kann.«
    »Sagt niemals nie, Botschafter Faena«, erwiderte der König leise. »Es muss einen Ausweg geben, der weiteres Blutvergießen verhindert.«
    Ich stand ebenfalls auf. »Ihr habt gesehen, der Hohe Rat drängt darauf, dass der Friedensvertrag Gültigkeit behält, Laurel Faena«, sagte ich.
    Laurel sah mich an. »Das kann

Weitere Kostenlose Bücher