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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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ich Hauptmann Suiden am Vortag über Lügen und Faena gesagt hatte, und hielt den Mund. Er reichte mir die Feder, und ich schob sie wieder in die Satteltasche.
    »Ihr tragt sie nicht?«
    »Ich will meine Verpflichtung Euch gegenüber damit nicht etwa für ungültig erklären, Laurel Faena.« Meine Stimme klang scharf, und ich musste mich bemühen, sie gelassener klingen zu lassen. »Aber wenn ich sie jetzt trage, könnte das als Provokation ausgelegt werden.«
    »Verstehe.«
    Ich zog meine Stiefel aus – die schlichte Ausführung, keine Habbs – und stellte sie neben meine Satteltaschen. Ich wollte ein Nickerchen machen, und nichts würde mich daran hindern. Ich legte mich auf mein Bettzeug und schloss die Augen.
    »Es ist schon verblüffend, wie sehr die Augen des guten Hauptmannes denen der Ehrenwerten Dragoness Moraina gleichen, vor allem, wenn sie wütend ist«, bemerkte Laurel beiläufig.
    Meine Lider klappten hoch.
    »Und wenn der Leutnant lächelt, erinnert er mich an meinen eigenen Vater.«
    Ich stützte mich auf die Ellbogen und starrte den Berglöwen an. Wenigstens einer, der sah, was ich gesehen hatte.
    »Woher kommen diese Leute, Lord Hase?«, wollte Laurel wissen.
    Barden prophezeien durch ihre Lieder, während das Wissen der Magier ihre Macht ist. Drachen suchen die Perle der Weisheit, Elfen sind ihre Geschichte, ihre Stammbäume und ihre Schwerter sind heilig. Und die Faena praktizieren erhellende Fragen, die zur Erleuchtung führen, die, wenn sie mir gegenüber praktiziert werden, immer dazu führen, dass ich den Kult der Seligen Unwissenheit ins Leben rufen möchte.
    Ich setzte mich auf, schluckte meine Galle hinunter und antwortete: »Aus den Grenzlanden, Laurel Faena.«
    »Und davor?«, fragte Laurel weiter. Ich sah ihn verständnislos an, was er mit einem Seufzen quittierte. »Glaubt Ihr, dass wir von einem Kometenschweif abstammen, von einem Vulkan ausgespien wurden oder der Stirn einer Gottheit entsprungen sind, wie es einige Priestere lehren?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Also, woher stammen wir?«
    Wir wurden aus Staub geschaffen. »Aus dem Land.«
    »Aus welchem Land?«
    »Aus diesem Land.« Ich verstummte. Verdammt, ich wurde erleuchtet!
    »Ja.« Laurel lächelte. »Das Land, auf dem Ivesterre jetzt liegt, dessen Bürger an demselben Ort leben und sterben wie wir und wo die Knochen und die Asche unserer Vorfahren Teil jeder Krume sind, jedes Bissens und jedes Trunks. Es ist derselbe Staub, den sie einatmen.« Er streckte eine Tatze aus, fuhr die Krallen aus und betrachtete sie angelegentlich. »Was glaubt Ihr wohl, macht das mit den Bewohnern?«
    Ich dachte an Hauptmann Suidens glühende Augen, an seine Vorliebe für Tee in feinen Porzellantassen und wie vorsichtig wir immer um ihn herumschlichen; an Leutnant Groskins Schnurren und seine Reißzähne und wie die Truppe auch um ihn auf Zehenspitzen herumschlich. Verflixt und zugenäht, noch mehr Erleuchtung!
    Laurel verstummte, zufrieden mit der Wirkung seiner Worte. Ich ließ mich wieder auf mein Bett zurücksinken und starrte an die Decke des Zeltes.
    »Laurel Faena, wieso hat sich die Truppe verirrt?«, fragte ich nach einem Moment. Den Spieß umzudrehen war letzten Endes nur gerecht.
    »Eine gute Frage, Lord Hase. Jemand hat sich eingemischt. Folglich lauten die nächsten Fragen: Wer hat das getan und warum?«

7
     
    »Schicker Teppich, Suiden«, bemerkte Hauptmann Javes, während er den Teppich durch sein Lorgnon betrachtete.
    Wir hatten uns nach dem Mittagessen in Hauptmann Suidens Zelt versammelt. Groskin kümmerte sich wieder um die Zubereitung des Tees. Ich hatte erwartet, dass Suiden für diese Beratung irgendwoher Möbel auftreiben würde, aber wir saßen wieder auf dem Zeltboden mit den dicken Kissen im Rücken. Nicht, dass ich es gewagt hätte, mich hinzuflegeln.
    Javes richtete sein Lorgnon auf mich. »Auch wenn ich eher überrascht bin, dass dieser Reiter an unserer kleinen Beratung teilnimmt, was?«
    Ich versuchte mir die Wirkung seines grauenvoll vergrößerten Auges nicht anmerken zu lassen und war froh, dass ich dem Impuls widerstanden hatte, mir selbst ein solches Glas zu kaufen.
    »Hase wurde im Feld zum Leutnant befördert«, erklärte Hauptmann Suiden. Mir fiel auf, dass er zu erwähnen vergaß, dass diese Beförderung nur für die Dauer dieser Mission galt.
    Javes ließ das Glas sinken und kniff einen Moment sein Auge nachdenklich zusammen. Dann hob er das Lorgnon und setzte seine Blöder-Arsch-Rolle fort. »Oh.

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