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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Nacht, Lord Hase«, sagte Laurel.
    Ich schoss förmlich in die Senkrechte.
    »Was zur pockigen Hölle tut Ihr hier?«
    »Rysons Zeltkamerad hat ein Extra-Zelt mitgebracht«, meinte Laurel amüsiert. »Offenbar konnte er Rysons Ausdünstungen nicht mehr ertragen. Reiter Jeffen ist bei ihm eingezogen.«
    Ich ließ mich zurücksinken, im Stich gelassen und dem Untergang geweiht.
    »Also, der gute Hauptmann wollte, dass ich bei Euch schlafe, falls jemand auf die Idee käme, während der Nachtwachen umherzustreifen.«
    Der Gedanke, dass meine Kameraden bewacht werden mussten, riss mich aus meinem Selbstmitleid. Dann fiel mir ein, dass sie nicht mehr meine Kameraden waren, sondern auf der anderen Seite der gewaltigen Kluft standen, die einfache Reiter von Offizieren trennt. Außerdem waren Slevoic und Ryson da und ihre Kumpane. Ich lag da und starrte lange an die Decke des Zeltes.

9
     
    Der nächste Morgen dämmerte strahlend und klar. Hauptmann Javes’ Truppe trug Banner und Wimpel, die vor dem blauen Himmel und den ziehenden Wolken großartig aussahen, als sie im Wind flatterten und klatschten. Wir hatten unsere Wimpel nicht mitgebracht, weil wir es für überflüssig gehalten hatten, Bergziegen zu beeindrucken. Javes sah auch großartig aus, in seiner frischen Felduniform, seinen Stiefeln – diesmal Colbies, die auch für Exkursionen auf dem Land geeignet waren -, einem bestickten Umhang und, zu meiner Überraschung, einem recht zweckdienlichen Schwert, das seinen Zeremoniesäbel ersetzte. Das alles wurde von einer Kappe abgerundet, an der die Insignien der Truppe samt Federn befestigt waren und die keck auf seinen von Pomade schimmernden blonden Locken saß.
    Das Wetter jedoch zeigte sich so launisch, wie der Frühling in den Bergen nur sein kann. Eben noch waren die Wolken makellos weiß, im nächsten Moment bestand der Himmel aus einer soliden dunkelgrauen Schicht. Es begann mit einem Tröpfeln, aber schon bald goss es wie aus Eimern. Der Regen klebte Javes’ Kappe auf seine Kopfhaut, und die Feder hing tropfnass in sein Gesicht. Die nächsten Tage schliefen wir in tropfenden Zelten auf durchweichtem Boden in feuchtes Bettzeug gewickelt, weil der Regen keinerlei Anstalten machte nachzulassen.
    Es war nicht das erste Mal, dass meine Truppe bei schlechtem Wetter reiten musste. Wir befanden uns an der untersten Stelle der Hackordnung der Garnison, und widrige Bedingungen während unserer Patrouillenritte waren für uns normal. Javes’ Leute ritten dagegen vorwiegend Patrouille auf der Königsstraße, ein recht bequemer Dienst, der an Schoßhündchen, Arschkriecher und diejenigen vergeben wurde, die gute Beziehungen hatten. Es war nicht weiter überraschend, dass sie anfingen, sich zu beschweren, aber es schockierte mich, dass ich auch Murren aus meiner eigenen Truppe hörte – und mehr als einmal verstummten meine alten Kameraden schlagartig, wenn sie mich kommen sahen.
    Ich versuchte ein einziges Mal, aus Jeff herauszuquetschen, was da vorging.
    »Sag, Hase, warum sind wir hier?«, erkundigte sich Jeff.
    »Wir eskortieren Laurel Faena.«
    »Es ist recht passend, dass wir uns verirrt haben und diese Raubkatze genau im richtigen Moment auftauchte, um uns den Weg nach Hause zu zeigen. Und dann ist da noch Eure Verpflichtung, die Feder und all das. Was hast du uns da eingebrockt?«
    »Ich? Ich habe nichts gemacht. Außerdem bringen wir einen Botschafter zum Königshof. Wir sind schließlich nicht auf einem Himmelsfahrtskommando.«
    »Ein Botschafter, der sein eigenes Süppchen kocht und die Brühe so würzt, wie er sie haben will.«
    »Du willst nicht in die Königliche Stadt?«
    »Nicht so. Aber ob ich will oder nicht, spielt keine Rolle.«
    Ich blinzelte und dachte mir, dass dies eine gute Zusammenfassung des Daseins eines Soldaten war. »Aber Jeff …«
    »Du weißt, was ich meine. Wir werden manipuliert.«
    »Laurel hat gesagt, dass er nichts damit zu tun hatte, dass wir uns verirrt haben.«
    »Natürlich sagt er das. Aber es war Magie, Hase.«
    »Schon, aber Faena lügen nicht.«
    Jeff starrte mich einen Moment an und wollte sich dann von mir abwenden. Ich hielt ihn am Arm fest.
    »Verdammt, Jeff …!«
    Er versteifte sich, drehte sich herum und salutierte zackig. »Jawohl, Sir!«
    Diesmal starrte ich ihn an, wollte ihm klarmachen, dass auch ich nass war, mich kalt und elend fühlte. Dass Hauptmann Suiden weder mir noch Laurel erlauben würde, seine Truppe zu manipulieren, genauso wenig wie er es von Javes

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