Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
haben.«
Laurel grollte, zeigte seine Reißzähne und stellte sich auf die Hinterbeine. »Ich hatte nichts damit zu tun. Ich bin kein Schwindler.«
»Unfug!«
»Sir«, ich musste alle Beherrschung aufbieten, damit meine Stimme nicht zitterte. »Wenn Laurel Faena sagt, dass er nicht daran schuld ist, dass wir uns verirrt haben, dann hat er auch keine Schuld. Er würde nicht lügen, Sir. Ebenso wenig wie Sie Verrat am König begehen würden.« Ich drehte mich zu Laurel um. Seine Pupillen hatten fast seine ganze Iris verdrängt. »Und Laurel Faena, Hauptmann Suiden hat recht. Ich bin Euch verpflichtet, aber ich schulde auch Kommandeur Ebner Gehorsam. Ich würde sein Vertrauen brechen und zum Deserteur erklärt werden, wenn ich ohne seine Erlaubnis gehen würde.« Patt. Oh, bitte Gott, betete ich, zwing mich nicht, mich entscheiden zu müssen.
»Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte, Sir«, meldete sich Leutnant Groskin zu Wort. Er wartete, bis Hauptmann Suiden nickte, bevor er fortfuhr. »Wenn wir einen Reiter mit einem Bericht zu Kommandeur Ebner schicken? Die Pferde sind gestern nicht überanstrengt worden und konnten heute Nacht ausruhen. Wer auch immer geschickt wird, könnte vor Sonnenuntergang die Basis erreichen, und wir hätten morgen früh die Antwort des Kommandeurs, spätestens.«
Einen Moment herrschte Stille, in der sich Laurel langsam wieder setzte. Suiden sah ihn fragend an. »Ist das akzeptabel?«
»Es ist akzeptabel.«
»Dann machen Sie’s«, befahl Hauptmann Suiden Groskin.
Leutnant Groskin stand auf, suchte sich vorsichtig einen Weg um die Teetassen und das Tablett herum und verließ das Zelt. Der Hauptmann nahm die Tasse mit dem kalten und vermutlich recht bitteren Tee und trank einen Schluck. Gleichzeitig fing Laurel an sich zu lecken und fuhr mit der Zunge über seine Tatze. Beide hielten mit einer Grimasse inne. Laurel ließ die Tatze sinken, während der Hauptmann die Tasse wieder hinstellte. Sie sahen sich nicht an, während wir schweigend warteten.
Kurz darauf schlug Leutnant Groskin die Zeltklappe zurück und steckte den Kopf herein. Hauptmann Suiden befahl ihm mit einer brüsken Handbewegung einzutreten.
»Ich habe Rysons Zeltkameraden geschickt«, sagte Groskin, während die Zeltklappe hinter ihm zuschlug. »Ich dachte mir, dass seine Nase eine Erholung verdient hätte.« Der Hauptmann starrte Groskin an, und das Lächeln des Leutnants erstarb. Er räusperte sich. »Ihm ist klar, Sir, dass er sich nicht aufhalten darf, sondern sofort wieder hierher zurückkommen muss, sobald er eine Antwort von Kommandeur Ebner erhalten hat. Ich habe mir außerdem die Freiheit erlaubt, Sir, ihn zu beauftragen, um zusätzlichen Proviant zu bitten, falls der Kommandeur zustimmt, dass wir den Magi … ehm, Laurel Faena begleiten.«
Leutnant Groskin, ein Mann, der Probleme löst und vorausdenkt. Mein Gehirn versuchte, sich auszuschalten.
»Sehr gut, Leutnant«, antwortete Hauptmann Suiden. »Sie und Leutnant Hase können wegtreten.«
Wir verließen das Zelt so schnell, dass die Zeltklappen noch einige Male hin und her schwangen, bevor sie zur Ruhe kamen. Groskin und ich starrten uns an, und ich fragte mich, ob ich genauso verstört dreinblickte wie er. Dann drehten wir uns um und starrten auf den Zelteingang. Laurel kam nicht heraus. Wir warteten noch einen Augenblick, bis Groskin zu dem Schluss kam, genau wie ich, dass Laurel Faena gut auf sich selbst aufpassen konnte. Wir gingen weiter, und unsere Schritte wurden zusehends schneller.
»Haben Sie das gesehen, Sir?«, fragte ich. »Wie die Augen des Hauptmanns …«
Groskin ging noch schneller. »Ich habe ihn noch nie so wütend erlebt«, fiel er mir ins Wort.
»Aber …«
Wir hatten Groskins Zelt erreicht, und er stürmte hinein. Ich stand da und starrte ihm nach. Plötzlich fühlte ich mich schrecklich exponiert und ging weiter, um mich zwischen den anderen Reitern zu verstecken. Ich rechnete mir aus, dass ich in der Masse sicher war.
Ich spielte für den Rest des Tages den Unsichtbaren. Aber als ich in dieser Nacht einschlief, träumte ich davon, zu Toffee verarbeitet zu werden.
6
Am nächsten Morgen wurde ich durch Hufgetrappel und laute Rufe geweckt, die über den Bergpfad hallten. Ich sah mich um. Die Sonne stand am Himmel, und Jeff war bereits weg. Also sprang ich hoch und zog mich rasch an. Doch bevor ich das Zelt verließ, nahm ich die Feder von meinem Rock und stopfte sie in meine Satteltasche. Ich ging davon aus, dass ich
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