Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
sich um mich.
»Das Zeichen seiner Meisterschaft über das Wasser«, murmelte Moraina, die sich an dem Gerangel um mein Kinn beteiligte und mein Gesicht mit einer ihrer Krallen zu sich drehte. »Was für ein hübsches Blau, wie einige Edelsteine, die ich besitze …«
»Hase, Wyln, ich brauche Euch«, sagte Laurel, der immer noch neben Kareste stand. Er sah die Hafenmeisterin an. »Euch ebenfalls, Lin.«
Ich unterdrückte ein Seufzen, reichte Jeff meine Zügel und ging zu dem Faena. Dabei ließ ich die Geister nicht aus den Augen, bereit, mich augenblicklich und in Windeseile zurückzuziehen. Ich sah zu, wie Wyln mit Feuer, Laurel mit Erde und zu meiner Überraschung Lin mit Wind Zauber über Kareste wirkten. Schließlich sah Laurel mich an. »Wasser, Hase.«
Ich zögerte, zeichnete dann den Lauf eines Flusses in die Luft, der schnell und reißend ins Meer strömte.
»Ausgezeichnet«, meinte Laurel, als ich fertig war, bückte sich und ohrfeigte den Magus, bis der die Augen aufschlug. »Na, sind wir wach, ja?«, erkundigte sich Laurel.
Kareste starrte ihn aus seinen eisigen Augen wütend an und schwieg, während er die Hände krümmte und seine Bindungen prüfte.
»Sehr gut.« Laurel richtete sich auf und hob seine Tatze, in der die Wahrheitsrune hell leuchtete. »Für Euer Wirken des Verbotenen, dafür, dass Ihr Blut mit Eurer Gabe vergossen habt, für Eure Entweihung von Lady Gaia erkläre ich Euch als verflucht und verkünde hiermit Ihr Urteil.« Er tippte mit dem Ende des Stabes auf die Erde, und trotz des Regens hörte es sich an wie der Schlag eines Richterhammers. »Ihr seid gebunden, Kareste. Von Erde, Wind, Feuer und Wasser seid Ihr gebunden, bis Lady Gaia Erbarmen mit Euch zeigt.«
Laurel trat zurück und bedeutete uns, das Gleiche zu tun, dann schwenkte er seinen Amtsstab. Es rumpelte, dann brachen Wurzeln aus dem Boden, bogen sich über den Magus, bohrten sich auf der anderen Seite wieder in die Erde und schnürten ihn ein.
»So mögt Ihr gebunden sein«, wiederholte Laurel, »in Gabe und Leib.« Er lächelte, dass seine Reißzähne blitzten. »Aber damit Ihr Euch nicht einsam fühlt«, er deutete auf Prudence Eiche, den Drachen Gwyyn und die anderen Geister, die uns umringten, »werden sie Euch auf Geheiß und nach dem Willen von Lady Gaia Gesellschaft leisten. Mondperiode oder nicht. Bis sie anders entscheiden.«
Laurel kehrte dem Magus den Rücken zu, zuckte mit Ohr und Schwanz und ging, nachdem er sich vor den Geistern verbeugt hatte, zu dem Fyrst und den anderen zurück. Wyln, Lin und ich folgten ihm, und im nächsten Moment verließen wir die Lichtung, zu Fuß und zu Pferde, während die Schreie und die Flüche des Magus hinter uns verklangen.
»Gut gemacht«, sagte der Fyrst. »Ich kann dem nur noch eines hinzufügen.« Er drehte sich zu mir herum. »Ein klein wenig trockener, bitte, Zweibaums’sohn.«
»Jawohl, Euer Gnaden.« Die Wolken lösten sich augenblicklich auf.
»Nur nicht über dem Magus.«
Ich lächelte. »Sehr wohl, Euer Gnaden.«
Er starrte mich unverändert an, und ich hörte auf zu lächeln. »Euer Gnaden?«
»Sie haben wirklich einen ausgesprochen hübschen Blauton«, bemerkte der Fyrst.
Ich unterdrückte ein Seufzen, als ich nicht nur Jeffs, sondern auch Javes’, Groskins und das Kichern meiner restlichen Kameraden und der Burgwachen hörte. Selbst in Suidens Kehle rumpelte es verdächtig.
»Ganz wie Ihr meint, Euer Gnaden.«
68
»Haben Sie den Verstand verloren, Leutnant?« Von irgendeiner Belustigung, die Suiden angesichts meiner blauen Augen empfunden haben mochte, war nichts mehr zu spüren. Seine eigenen grünen Augen flammten, als er mich anstarrte, während ich bäuchlings auf einem Tisch lag. Er und alle anderen hatten sich zurückverwandelt, also musste ich mich dem Zorn meines Hauptmanns in seiner menschlichen Gestalt stellen. Viel besser machte es das wohl auch nicht.
Wir befanden uns im Badehaus der Burg, in dem es einen Dampfraum, Wannen mit heißem, warmem und kaltem Wasser gab und eine kleine Krankenstation, in der kleinere Verletzungen behandelt wurden. Ich wurde dort und nicht in der Krankenstation der Burg selbst verarztet, weil das Dampfbad neben der Kaserne im Erdgeschoss lag und alle, die nicht in die Krankenstation passten, sich auf dem Burghof vor der Waffenkammer aufbauen und durch verschiedene Öffnungen zusehen konnten. Dragoness Moraina beanspruchte einen Fensterplatz für sich allein. Die Feen und die Fabelwesen, nicht gerade
Weitere Kostenlose Bücher