Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
zurück. Er übermittelte mir nicht nur die Antwort des Meeres, sondern auch die der Zisternen, Brunnen, Rinnsale, Bäche, Flüsse, Ströme und der Wasserfälle aus dem ganzen Land; sie alle murmelten, sangen, plätscherten, lachten, rauschten und brausten, als sie mich jetzt fragten. Ja, hauchte ich ausatmend. Sie dröhnten heran, bis ich bis zum Überfließen voll war. Ich hob meinen Blick zum Himmel, und Kareste runzelte die Stirn.
»Was …?« Er unterbrach sich, als er Hufgetrappel hörte, und warf einen Seitenblick zum Rand der Lichtung. »Anscheinend bekommen wir Publikum.« Der Drachengeist zögerte.
Einen Herzschlag später ritten der Fyrst, Wyln, Jeffen und der Rest der Truppe mitsamt der Burgwache auf die Lichtung. Javes, Groskin und Laurel rannten neben ihnen her, und ihnen folgten Basel, die Ehrenwerte Esche und die anderen Geister. Ich hörte das Rauschen von ledernen Schwingen, als auch schon Dragoness Moraina, Suiden und Hafenmeisterin Lin landeten, zusammen mit Hunderten von Schmetterlingen, die sich in den Bäumen niederließen.
Kareste hob die Hand und zielte auf mich. »Das ist nah genug. Noch näher, und er … Nun, den Rest kann ich mir wohl sparen, hm?«
»Hase!«, brüllte Suiden.
»Nein.« Moraina streckte ihre Schwinge aus und hielt ihn auf. Ihr saphirner Blick zuckte zwischen Kareste und dem Drachengeist hin und her. »Lasst den jungen Menschen seine Meisterschaft beweisen.«
»Ich dachte, dass hätte er schon getan«, mischte sich Javes ein.
»Hat er, gewiss, über Erde, Wind und Feuer«, antwortete Moraina gelassen.
Wyln und Laurel fuhren herum und starrten Moraina an, während Lins Mund ganz rund wurde, als sie ein lautloses »Oh« ausstieß.
»Scheiß auf Meisterschaft!« Jeff versuchte, an Laurel vorbeizureiten, aber der Faena griff ihm in die Zügel. »Da stürzt sich ein böser Geist auf ihn.«
»Mein Sohn, der Poet«, brummte Moraina. »Was hat man dir angetan?«
»Sirs«, sagte Groskin gleichzeitig. »Da drüben.« Er deutete mit einem Nicken auf die Rebellen.
Javes sah ebenfalls hin. »Oh, also wirklich!«
Suiden war ihren Blicken gefolgt, gab ein Zeichen, und obwohl ein Drache ihnen einen Befehl gegeben hatte, oder vielleicht gerade deswegen, gingen mehrere Reiter und Burgwachen am Rand der Lichtung entlang zu der Stelle, wo die Rebellen am Boden lagen.
»Was ist das?« Der Fyrst richtete sich in seinen Steigbügeln auf und blickte über den immer noch brennenden Slevoic auf die versengten Bäume. »Wer hat es gewagt, Feuer an meine Bäume zu …«
»Das Gequatsche kann einen in den Wahnsinn treiben!«, brüllte Kareste. Er hob seine Hand, und der Schneesturm wirbelte schneller um ihn herum. »Noch ein Wort, und ich schwöre Euch, ich schicke Euch einen Schneesturm auf den Hals, der …« Er verstummte schlagartig, als ein warmer Wind über uns hinwegfegte, der nach Regen und Meer duftete. Als er den Kopf hob, sah er die dunklen Wolken, die sich am Himmel auftürmten und aus denen im nächsten Moment dicke Tropfen fielen, die mit einem leisen Platschen auf dem gefrorenen Boden landeten. Als Slevoic von ihnen getroffen wurde, zischten die Flammen auf, und auch der Drachengeist begann zu wabern.
»Das Wetter scheint umzuschlagen«, bemerkte Lin und hielt ihre Hand in den Regen.
Kareste ignorierte die Fee, riss den Totenstab aus dem Boden und schüttelte ihn drohend. Der Schnee, der ihn umwirbelte, erhob sich in die Luft, und einen Moment lang verwandelten sich die Tropfen in Schneeflocken. Der Eisdrache verfestigte sich erneut. Doch dann frischte der Wind auf und verstärkte sich zu einem warmen Sommersturm. Die Tropfen fielen immer schneller, bis es ein richtiger Monsunregen war, der den Tau auf den Bäumen schmolz. Sie erwachten und rührten sich.
»Kann ein Luftaspekt dies bewirken?« Der Fyrst hatte ebenfalls seine Hand ausgestreckt.
»Nein, Euer Gnaden.« Laurel trat vor und beobachtete mich. »Er kann den Sturm bringen, das schon, aber er kann nicht kontrollieren, was der Sturm mit sich bringt. Das kann nur ein Wassermagier.«
»Erde, Wind, Feuer und Wasser!«, stieß Wyln hervor.
Ich drückte gegen die Eiswand vor mir, fühlte, wie sie nachgab und zerbarst, und trat über die Scherben in den Regen. Als Kareste hörte, wie das Eis barst, sah er zu mir und keuchte. »Was zum …?« Sein Blick glitt hastig über die Lichtung: Dann wirbelte er herum und sah hinter sich.
»Wohin ist Hase verschwunden?«, knurrte Groskin, während andere Soldaten aufschrien.
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