Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Zaubern geschützt wäre, würde ich ihn nicht auch nur in meiner Nähe haben wollen.«
Ich starrte den Totenstab an und fragte mich, wie sie hatte getötet werden können, wenn sie so mächtig war. Hauptmann Suiden warf mir einen kurzen Seitenblick zu, sah dann zu Laurel zurück und öffnete den Mund.
»Aber wenn er so schrecklich ist, warum bringen wir ihn dann in die Königliche Stadt?«, wollte Hauptmann Javes wissen, bevor Suiden etwas sagen konnte.
»Ich kann ihn nicht hierlassen, Ehrenwerter Hauptmann.«
»Dann schafft ihn doch in die Grenzlande zurück«, schlug Javes vor.
»Wenn ich zu diesem Zeitpunkt mit der Leiche der verehrten Prudence zurückkehren würde, vor allem, so wie sie jetzt aussieht, dann wäre ein Krieg unausweichlich.« Laurel seufzte. »So liefert sie wenigstens ein gutes Argument vor Eurem König.«
Hauptmann Suiden warf mir einen weiteren Blick zu, drehte sich herum und wandte sich an die anderen Reiter. »Sie haben alle Botschafter Laurels Worte gehört. Niemand wird auch nur daran denken, den Stab anzurühren, es sei denn, auf Anweisung und unter der Anleitung des Botschafters.« Er sah Ryson und Slevoic an, die nebeneinanderstanden. »Sollte ich jemanden dabei erwischen, dass er sich meinem direkten Befehl widersetzt, wird diese Person den Tag verfluchen, an dem ihre Mutter ihren Vater das erste Mal anlächelte.«
Wir vertrieben uns die Zeit, indem wir unsere Ausrüstung verstauten, bis der angekündigte Adjutant zurückkam. Ich war mehr an den Bädern als an der Messe interessiert, vor allem jedoch an Schlaf, aber ich war bereit, wenigstens mit einem Blick in die Messe zu überprüfen, was sie so im Angebot hatten. Als der Adjutant des Kommandeurs zurückkam, sprang ich von meiner Pritsche auf.
»Der Hauptmann will Sie sprechen, Hase«, sagte Groskin.
Also ging ich in die Stube, in der Suiden mit Javes und Laurel Faena zusammensaß. »Sie übernehmen den Wachdienst, Leutnant«, erklärte Suiden.
Ich weiß nicht, wie mein Gesicht aussah, aber Suiden schickte alle weg, und sie gingen ohne Protest, selbst Javes.
»Setzen.« Hauptmann Suiden deutete auf die Pritsche gegenüber seiner.
Ich setzte mich und starrte über die Schulter des Hauptmanns.
»Nennen Sie mir den Unterschied zwischen Wissen und Mutmaßen, Leutnant.«
»Wissen bedeutet, sich sicher zu sein, Mutmaßen bedeutet, etwas zu vermuten, Sir.«
»Seht gut. Und bündig.« Ich hörte, wie der Hauptmann sich auf seiner Pritsche bequemer hinlegte. »Also, Javes kann vermuten, warum Slevoic Ryson gestern nach Gresh geschickt hat. Er kann auch eine Vermutung über den Grund dafür anstellen, vor allem, weil Gouverneurin Hoelt so enttäuscht war, als ihr klar wurde, dass sie nicht unsere einzige Besucherin war. Aber er hat keinerlei Beweise dafür, und folglich ist seine Reaktion darauf eingeschränkt.«
»Aber Slevoic hat gelogen«, erwiderte ich wütend. »Aus welchem Grund auch immer er Ryson geschickt hat, bestimmt nicht, um seine Verwandten von seiner bevorstehenden Ankunft zu unterrichten, Sir.«
»Sehr wahrscheinlich nicht«, erwiderte Suiden gelassen. »Aber glauben Sie ja nicht, dass Slevoic nicht scharenweise Leute aus dem Hut zaubern könnte, die bei den Bärten ihrer Väter schwören würden, dass sie seine Cousins und Cousinen wären, dass er sie von seiner Ankunft benachrichtigt hätte und dass er ein wunderbarer Mensch ist.«
Ich starrte stirnrunzelnd an die gegenüberliegende Wand.
»Sie dagegen, Hase, mit ihrem Geschrei und Gekreische vor allen Leuten …« Die Pritsche knarrte wieder. »Ist Ihnen klar, was sich im Pferdehof mit Kommandeur Freser zugetragen hat?«
Ich überwand schließlich meine Gereiztheit und sah den Hauptmann an. »Er hat versucht, mir zu entlocken, dass Doyen Allwyn in den Mord an Prudence Eiche verwickelt war.«
»Sehr gut, ausgezeichnet«, erwiderte Suiden ruhig. »Politik, Hase. Der Kommandeur wollte Sie benutzen, um hier in Gresh die Oberhand über die Kirche zu gewinnen. Er hat es sehr plump angefangen, und Sie konnten ihm ausweichen, aber Sie haben sich angreifbar gemacht, als Sie da herumgebrüllt haben, ohne nachzudenken.«
Hauptmann Suiden hielt einen Moment inne. »Gresh ist eine Provinzstadt, die sich selbst vorgaukelt, Größe zu besitzen, ganz gleich, ob sie sich als Tor zur Zivilisation ausgibt. Wenn Sie hier schon so leicht in die Falle zu locken sind, wie soll es Ihnen dann ergehen, wenn wir Iversly erreichen?« Er stand auf. »Denken Sie nach, Leutnant,
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